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BAD NEUSTADT
Von Berührungsängsten keine Spur
Sie sprechen eine Sprache: Harald (von links) und Emil Feuchtmann machten es möglich, dass Francisco Avaria, Matias Cabralet und Simón Aguilera aus Chile nach Bad Neustadt zum HSC kommen konnten, um hier mehr über den Sport zu lernen, den die Jungs so lieben: Handball. Für den stellvertretenden Vorsitzenden des HSC, Peter Hahn, war es selbstverständlich dies zu unterstützenund selbst als Gastvater zu fungieren.
Foto: Felicitas Kirchner | Sie sprechen eine Sprache: Harald (von links) und Emil Feuchtmann machten es möglich, dass Francisco Avaria, Matias Cabralet und Simón Aguilera aus Chile nach Bad Neustadt zum HSC kommen konnten, um hier mehr über ...
Von unserer Mitarbeiterin Felicitas Kirchner
 |  aktualisiert: 15.12.2015 14:41 Uhr

„Estoy aquí porque Alemania es muy bueno en el balonmano, puedo aprender mucho y porque las mujeres son muy hermosas.“ Kommt einem erst mal Spanisch vor? Ist es auch und übersetzt heißt das: „Ich bin hier, da Deutschland sehr gut im Handball ist und ich viel lernen kann und weil die Frauen hier sehr schön sind.“

Dies war die Antwort von Matias Cabralet (16) aus Chile auf die Frage, wieso er hier nach Deutschland bzw. nach Bad Neustadt gekommen ist. Zusammen mit seinen Freunden Simón Aguilera (17) und Francisco Avaria (17) ist er zu Gast beim HSC in Bad Neustadt. Aber wie kommt ein Chilene auf die Idee nach Bad Neustadt zu kommen? Die Antwort: zum Handballspielen. Zu verdanken haben sie diese Möglichkeit Emil und Harald Feuchtmann, die beide in der Drittligamannschaft des HSC aktiv sind und das Ganze iniziiert haben. Den Brüdern liegt daran, jungen, ambitionierten Handballern aus ihrem Heimatland Chile die Chance zu geben nach Deutschland zu kommen und ihnen einen neuen Blickwinkel auf ihren Sport, Handball, zu ermöglichen. Dieser soll ihnen dann in ihrer weiteren sportlichen Zukunft helfen. Unter anderem dafür hatten Emil und Harald, zusammen mit ihrer Schwester Inga und ihrem Bruder Erwin, die Feuchtmanngroup gegründet. Denn Handball ist ein großes Thema bei Familie Feuchtmann.

Zusammen mit dem deutschen Trainer Gunter Funk, dieser war früher auch beim HSC tätig, sind die Brüder in ihrem Heimatland Chile auf die Suche nach geeigneten Kandidaten gegangen. „Wir suchen vor allem nach Sportlern, die gerne Profi werden würden. In Chile ist das alles etwas anders. Es herrscht ein anderes Niveau und viele wissen nicht, was alles dazu gehört ein Profi zu sein. Wir wollen ihnen die Chance geben nach Deutschland zu kommen, um ein besseres Verständnis zu bekommen, was es braucht und von einem abverlangt, wenn man sich entscheidet Profi zu werden“, erklären die beiden. Für Simón und Francisco, die beide in der chilenischen U17-Nationalmannschaft spielen, ebenso wie für Matias war es schnell klar, dass sie nach Deutschland wollen. Doch erst brauchten sie die Einverständnis ihrer Eltern, denn sie sind ja noch nicht volljährig. „Ohne die Unterstützung der Eltern geht das natürlich nicht, da die Jungs ja noch nicht 18 sind. Aber die waren sofort auf unserer Seite und sind voller Vertrauen in uns und das Programm, da sie uns als Verbindung haben“, erzählt Emil Feuchtmann. Auch, dass dafür ihre Ferien geopfert werden müssen, in Chile ist derzeit Sommer, ist für die Jungs kein Problem. Ihr Ziel ist es irgendwann in der chilenischen Nationalmannschaft zu spielen, erzählen die drei voller Überzeugung, also wird die freie Zeit gern in etwas Sinnvolles investiert.

Bis Mitte März werden die Freunde in Bad Neustadt bleiben. Probleme mit der Verständigung haben sie nicht, denn sie gehen zweimal pro Woche zum Sprachtraining in die Sprachschule Raabe und ein paar Sätze Deutsch bekommen sie auch schon fast akzentfrei hin. „Ich habe Hunger. Ich bin müde. Wie geht es Ihnen?“ Das ist wohl auch das Wichtigste, denn in den Gastfamilien, in denen Matias, Simón und Francisco untergebracht sind, spricht nicht jeder Spanisch. „Kein Problem. Dann sprechen wir einfach Englisch. Es ist toll zu sehen, wie man voneinander lernen kann. Es freut mich zu sehen, wie mein Sohn ohne jegliche Probleme mit Francisco, unserem Gastsohn, auf Englisch kommuniziert. Von Berührungsängsten keine Spur“, sagt Peter Hahn, Gastvater und stellvertretender Vorsitzender des HSC.

Auch in der B-Jugend des HSC, mit der die Gäste aus Chile trainieren, gibt es keine Verständigungsprobleme. „Die Jungs sind super integriert. Da gab es von Anfang an keine Probleme. Es ist unheimlich toll zu sehen, wie die drei einfach mit eingebunden werden. Der HSC ist ja eh so ein internationaler Club, da passen die drei perfekt rein und es ist auch immer erfrischend, wie sich das Team im Positiven verändert, wenn neue Spieler dazukommen. Man vergleicht ja schon wie die anderen so spielen und strengt sich vielleicht noch ein bisschen mehr an,“ sagt Hahn erfreut. „Es ist echt cool hier. Der Winter ist sehr kalt, aber das Land ist toll, alles ist neu. Wir sind das erste Mal in Europa und wir mögen es sehr“, erzählen die Jungs einstimmig über ihr temporäres Zuhause.

Aber nur trainieren wird ja auch irgendwann langweilig, deshalb werden Matias, Simón und Francisco im Rhön-Gymnasium eine 10. Klasse besuchen. „Man lernt über den Tellerrand hinauszuschauen und öffnet seinen Blick. Für die Jungs ist es natürlich super, denn sie haben die Chance noch mehr Freunde zu finden und so das Beste aus ihrer Zeit hier zu machen. Da werden sie dann auch noch mehr Deutsch lernen und das wird ihnen auch im Zusammenspiel mit der Mannschaft helfen. So ein Austausch ist unheimlich hilfreich für beide Seiten. Und die Jungs sind wirklich klasse. Sie sind unheimlich ehrgeizig und diszipliniert. Es ist toll ein Teil davon zu sein“, so Peter Hahn.

Über die Unterschiede zwischen den Trainingsverhältnissen in Chile und hier sagen Matias, Simón und Francisco einstimmig, dass es schon einiges gibt, was anders ist. „Der größte Unterschied ist, dass in Chile Fitness- und Spieleinheiten getrennt sind. Hier macht man beides in einem Training. Das gefällt uns sehr gut, so führt man beides zusammen und verbessert sich.“ Für die Initiatoren dieses Austauschs, Emil und Harald Feuchtmann, ist es ein Herzensanliegen, dass die Jugendlichen möglichst viel von ihrer Reise in Deutschland mitnehmen können, denn das komme längerfristig auch dem chilenischen Handball zugute. „Alles ist ein bisschen chaotischer in Chile. Da fehlt ein bisschen Struktur in ihren Spielen. Durch den Austausch hoffen wir, dass sich auf lange Sicht die Spielerqualität verbessert und sich so auch der Erfolg der chilenischen Nationalmannschaft steigert. Je mehr Spieler wir hierher holen, desto mehr können das Gelernte anwenden und desto besser wird die Qualität der Spieler und der Mannschaften im Ganzen“, erklären die Brüder über den Hintergrund des Programms.

 
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