
Charly Storch ist zurück auf der Rhöner Fußball-Bühne. Am meisten davon überrascht ist der 64-Jährige womöglich selbst, der es sich in seinem Fußball-Ruhestand gemütlich eingerichtet hatte. Endlich mehr Zeit für die Familie. "Ich war nicht einmal mehr auf den Fußballplätzen . Höchstens mal in Fuchsstadt bei meinem guten Freund Martin Halbig ", sagt Storch, dessen letztes Engagement im Oktober 2017 bei der DJK Schondra endete. "Ich habe den fußballerischen Verfall im Sinngrund gesehen, einhergehend mit der sinkenden Qualität. Und nachdem ich 30 Jahre am Stück Trainer war, hatte ich den Fußball abgehakt", so Storch weiter.
Umso erstaunlicher, dass der Bad Brückenauer, der aus Fulda stammt und in Zeitlofs aufwuchs, am Donnerstag das erste Training beim SV Riedenberg leitete und an diesem Samstag sein Comeback auf der Trainerbank feiert im Kreisliga-Heimspiel gegen den FC Untererthal.
Ganz oben auf der Wunschliste
Im gegenseitigen Einvernehmen hatte sich der Verein zuvor von Michael Leiber getrennt, und die Trainerfindungs-Kommission der Riedenberger hatte sehr schnell den Namen 'Storch' ganz oben auf der Liste. "Wir wollten einen Trainer, der eine Führungs- und Respektsperson ist, zu dem die Spieler aufschauen, der aber zugleich einen gewissen Abstand zum Team hat. Michael hatte natürlich auch den Respekt der Mannschaft, war aber eher der Kumpeltyp. Daher wollten wir einen neuen Impuls. Dazu kommt die Erfahrung, die Charly im Überfluss besitzt. Er ist der richtige Mann", sagt SV-Vorsitzender und Spieler Benedikt Carton, der sich ausdrücklich bei Michael Leiber für die geleistete Arbeit bedankt, "weil er einen richtig guten Job gemacht und es auch menschlich gepasst hat. Für mich persönlich ist der Michl ein guter Freund geworden."
Die Karriere von Charly Storch, der eigentlich Hans-Jürgen heißt, ist reich an Höhepunkten. Mit dem FC Bad Brückenau stieg der selbstständige Steinmetz- und Steinbildhauer-Meister als Spieler in die Landesliga auf, wechselte dann für vier Jahre in die 2. Bundesliga zum FV 04 Würzburg, ehe unterbrochen von einem Intermezzo beim Hessenligisten Bad Soden-Salmünster die erfolg- und ereignisreiche Zeit beim FC 05 Schweinfurt begann - unter anderem mit Werner Lorant als Spielerkollege und später Trainer. Sogar bis in die Bayernauswahl sollte es der Stürmer und offensive Mittelfeldspieler schaffen.
Tore auch gegen den FC Bayern München
Nicht nur die Auftritte in den großen Stadien gegen namhafte Gegner sind dem 64-Jährigen präsent. "Ich weiß noch, wie wir vor vor über 1000 Zuschauern in Reichenbach in der Landesliga gespielt haben, als ich in der letzten Minute das Siegtor für die 05er erzielt habe", gibt der Fan der Frankfurter Eintracht zum Besten. Und erinnert sich auch gerne zurück an die Freundschaftsspiele vor großer Kulisse gegen den FC Bayern München . "Da habe ich ebenfalls getroffen gegen Bayern-Keeper Raimond Aumann . Und Udo Horsmann war mein Gegenspieler."
Als Spielertrainer beim FC Bad Brückenau begann die nächste fußballerische Entwicklungsstufe - dekoriert mit reichlich Meisterschaften. Dabei führte Storch den SV Riedenberg von der Kreisklasse in die Bezirksliga. "Dass Charly wieder Trainer wird, ging wie ein Lauffeuer durch den Ort. Dreiviertel der Mannschaft kennen ihn nicht persönlich, kennen aber die Vergangenheit und die Bilder im Sportheim. Die Jungs sind einfach sehr gespannt. Und einige Ex-Spieler haben spaßeshalber mit einem Comeback kokettiert", lacht Benedikt Carton, der unter Storch, wie auch Stefan Wich, schon in der U19 des FC Bad Brückenau in der Bezirksoberliga spielte, beim SVR zum Kapitän der Mannschaft reifte und dreimal Meister wurde. "Das ist schon toll, was wir gemeinsam geschafft haben. Charlys Vergangenheit bei uns ist in Stein gemeißelt. Ich persönlich freue mich auf den Rest der Saison", so der 34-Jährige.
Starkes Team hinter dem Team
Dass Storch mit Stefan Dorn (Torwart-Trainer), Manfred Fröhlich (Betreuer), Mario Rüttiger (Abteilungsleiter) und Gottfried Löser (Physio und Fitnesstrainer ) Fachkräfte und Persönlichkeiten an seiner Seite weiß, erleichterte die Zusage, "auch wenn ich beim ersten Kontakt erst einmal abgeblockt habe. Aber klar, der SV Riedenberg liegt mir am Herzen angesichts der großartigen Erfolge. Bei meinem Abschied damals habe ich sogar eine Eintrittskarte auf Lebenszeit bekommen."
Das Team erstmals beobachtet hatte Storch beim 1:1-Remis gegen den TSV-DJK Wülfershausen sowie zuletzt beim 2:1-Sieg in Maßbach gegen den FC WMP Lauertal. Vier Punkte, mit denen die Mannschaft auf den elften Platz vorrückte, der den direkten Klassenerhalt bedeutet. "Die Truppe hält zusammen und weiß zu kämpfen. Jetzt geht es darum die Mannschaft zu stabilisieren und ihr Sicherheit zu geben", sagt Charly Storch, der an seiner Motivation keinen Zweifel lässt und sich längst mit neuem Schuhwerk für den Sportplatz eingedeckt hat. "Ich bin ehrgeizig, ein Grasfresser. Und bestimmt kein Animateur für die Spieler."