Olaf Bahne fungiert als Trainer und Teammanager und das seit 2006. Als solcher darf sich der 51-Jährige Ostwestfale fühlen wie Hansi Flick oder sein Vorgänger Jogi Löw . Nicht nur, dass seine Jungs wie Manuel Neuer & Co. den Bundesadler auf der Brust tragen, er eine deutsche Nationalmannschaft betreuen darf.
Ebenso kommen sie regelmäßig nur fünf bis sechs Mal im Jahr an verschiedenen Orten für mehrtägige Trainingslager zusammen. Wie diese Woche, als das Bundeswehr-Nationalteam in Wildflecken Station machte und in der Fuldaer Region zwei Spiele spielte.
Das das so war, liegt an Meik Voll aus Bahnes Trainerstab. Der 46-Jährige ist in der Rhönkaserne angestellt und Trainer bei der SG Ehrenberg (Rhön) aus der hessischen Verbandsliga Nord. Voll organisierte auch am Mittwochabend ein Testsspiel für den guten Zweck gegen den frisch gekürzten Regionalliga-Aufsteiger SG Barockstadt Fulda. Vor rund 600 Zuschauern kamen immerhin 1235 Euro für eine Benefizaktion zusammen.
Der Stern der Bundeswehr-Nationalmannschaft - er scheint etwas verblichen zu sein in den vergangenen Jahren. Schuld ist die 2011 ausgesetzte Wehrpflicht. Einst zierten namhafte Spieler wie Philipp Lahm , Christian Lell und Andreas Ottl den Kader, zumindest nominell. 2010 sicherte man sich den Europameistertitel im Militärbereich. Und das, weil auch hochbezahlte Fußball-Profis wehrpflichtig waren, dem üblichen Dienst an der Waffe durch ihr Mitwirken ein Stück weit entgehen konnten.
Heute zieren das Nationalteam Spieler, die es in ihrer Sportlerkarriere meist nicht bis nach ganz oben schafften, die mit dem Fußball nicht das große Geld verdienten, die die einst versäumte Ausbildung, zum Beispiel im kaufmännischen Bereich, jetzt nachholen.
Dennoch: Einige Namen sind aus oberen Ligen bekannt, allen voran der von Oliver Unsöld. Der bestritt für den SSV Ulm 1846 und Greuther Fürth 33 Spiele in der 1. Bundesliga (ein Tor) und 108 Partien in Liga zwei (neun Tore). Seit 1998 war Unsöld (Rekord-)Nationalspieler der Bundeswehr ; seit sieben Jahren gehört er Olaf Bahnes Trainerstab an. Aber auch Matthias Holst , einst Profi bei Hansa Rostock und in Paderborn, dürfte manchem geläufig sein.
"Wenn wir unsere Topelf beieinander haben, können wir in der Regionalliga gut mithalten", ist der Bundeswehr-Trainer überzeugt. Was aber in der Wildflecken-Woche nicht der Fall war. Wegen des Ukraine-Krieges waren einige Leistungsträger zu Auslandeinsätzen abkommandiert. So setzte es gegen die Barockstadt ein 1:3. Dabei waren die Fuldaer nicht mal mit dem Aufstiegsteam, sondern mit einer Osthessen-Auswahl plus Probespielern angetreten. Gegen Verbandsligist SG Ehrenberg reichte es für die Bundeswehrler aber zu einem 7:3.
"Wir sind darauf angewiesen, dass die Spieler vor Ort bei ihren Vereinen trainieren und abhängig vom Niveau, auf dem sie spielen. Je höher die Jungs agieren, umso fitter sind sie", so Bahne.
In Wildflecken reichte es zu insgesamt fünf Trainingseinheiten, wobei die nicht allzu hart waren.
Denn der Montag und Freitag galten mehr oder weniger als Anreisetage, weil die Spieler ja aus ganz Deutschland stammen. Und dann war da das Sichfinden und die Vorbereitung auf die beiden Testgegner. Im Spiel in Fulda stand mit Maximilian Weisbäcker ein 21-Jähriger eine Halbzeit im Nationaltor, der jetzt zum TSV Aubstadt wechselt.
Als nächstes großes Ziel gibt Olaf Bahne die Armee-WM 2023 in Ägypten an. Dafür spiele man Ende dieses Jahres eine Qualifikation. Die Spieler würden dafür spezielle Trainingspläne bekommen und einhalten müssen. Auf Befehl sozusagen. Allerdings räumt Bahne selbst Algerien bessere Chancen als seinem Team ein. Dort herrscht ja noch Wehrpflicht.
Übrigens: Auch die Bundeswehr-Frauen stellen eine Mannschaft. Ihre "Chefin", unter der sie im Juli zur WM nach Washington fahren, ist keine Unbekannte: Kerstin Stegemann , 191 Mal deutsches Nationalteam.