Unterfrankens älteste Weinstadt ist für den Breisgauer Axel Schlenker ganz offenbar ein gutes Pflaster. Der Unternehmer aus St. Georgen-Peterzell gewann auch bei der zweiten Auflage des ADAC-Rallyesprints „Fränkisches Weinland“ die Gesamtwertung. Schlenker: „Der AMSC Hammelburg mit seinen vielen Helfern hat wieder eine mustergültige Veranstaltung auf die Beine gestellt. Wer das bei einem so miserablen Wetter schafft, dem gebührt ein großes Kompliment.“
Von Beginn an ließ der Breisgauer im rund 400 PS starken Ex-Werks-Escort Cosworth keinen Zweifel daran, dass er gewillt war, den bei der Premierenveranstaltung errungenen Tagessieg zu wiederholen. Mit dem vierradgetriebenen Boliden lag er nach der ersten der vier Wertungsprüfungen (WP) drei Sekunden vor seinem ärgsten Widersacher Ralf Hillmann. Der Oberfranke aus Ebensfeld beherrschte seinen gleichwertigen Mitsubishi Lancer Evo auf den WPs gleichermaßen souverän wie Schlenker, konnte allerdings trotz Allradantriebs nicht verhindern, dass der Titelverteidiger auf WP 2 abermals rund vier Sekunden vorlegte.
Hillmann zeigte sich nach getaner Arbeit als fairer Verlierer. „Die Strecke mit ihren selektiven Passagen und Schikanen hatte es in sich. Der teils starke Regen und die Schmiere taten ein Übriges, um uns alles abzuverlangen. Ich hätte zwar lieber den Rundkurs vom letzten Jahr gefahren. Doch wenn sich Landwirte querstellen, kann der Veranstalter nichts machen. Die Alternativstrecke war auf jeden Fall eine gute Wahl. Großes Kompliment an den AMSC.“
Hinter den Beiden gab der Öhringer Fritz Köhler im BMW M3 eine äußerst willkommene Kostprobe seines Könnens. Obwohl lediglich mit Hinterradantrieb ausgestattet, fuhr Köhler das knallgelben Auto traumwandlerisch sicher im Grenzbereich. Während er das Allrad-Duo Schlenker und Hillmann auf den ersten drei WPs davonziehen lassen musste, holte er sich auf der letzten der vier Prüfungen die Bestzeit und avancierte dank seiner beherzten Fahrweise zum Publikumsliebling.
Platz vier in der Gesamtwertung ging an Sebastian Wolf im Mitsubishi Lancer Evo. Der schnelle Mann aus dem hessischen Lich hatte im Ziel dann allerdings schon einen Rückstand von 21 Sekunden auf den Tagesschnellsten. Dahinter etablierte sich der Bamberger Nicolas Hässler auf Rang fünf. Im Vorjahr noch Zweiter beim Premieren-Rallyesprint, brachte der Oberfranke auf dem äußerst schlüpfrigen Untergrund der für den öffentlichen Verkehr gesperrten Kreisstraße 42 die gewaltige Power seines heckgetriebenen Porsche 911 nicht optimal auf den Asphalt. „In Anbetracht der Tatsache, dass ich seit Oktober heute das erste Mal wieder in meinem Auto gesessen bin, geht das Ergebnis vollkommen in Ordnung. Mir war klar, dass die Allrad-Fraktion aufgrund der widrigen Rahmenbedingungen im Vorteil sein würde.“ Weitere zehn Sekunden hinter Hässler kam mit Reinhard Honke (Himmelkron) ein weiterer Oberfranke ins Ziel. Er hatte den BMW dieses Mal gegen einen Subaru Impreza WRX getauscht. Trotz Allradantriebs konnte er aber seinen vierten Vorjahresrang nicht verteidigen.
Sven Hochwimmer (Trimberg/ Kützberg) griff als Mitorganisator der Veranstaltung wiederum selbst ans Lenkrad. „Mehr ging nicht“, konstatierte er Gesamtrang 18 nach Ankunft im Ziel. „Wenn bei unserem frontgetriebenen Opel Astra 16V selbst im vierten Ganz die Räder noch durchdrehen, sagt das im Hinblick auf die schwierigen Verhältnisse auf der Strecke alles. Dennoch: Ich bin alles in allem zufrieden.“
Für die 41 Piloten, die sich am Samstag vom Rallyezentrum Diebach aus auf die Jagd nach Zehntelsekunden begeben haben, spricht, dass alle 41 das Ziel in Wertung erreicht haben. „Wir sind froh und dankbar, dass die Fahrer so viel Disziplin bewiesen haben“, zeigt sich Rallye-Sekretär Marco Weißensel nach Abschluss der Veranstaltung sehr erleichtert. Und AMSC-Vorsitzender Ralf Deinlein ist voll des Lobes für die rund 130 Helferinnen und Helfer („ihr habt einen tollen Job gemacht.“). Die Feuerwehren Langendorf und Hammelburg unterstützten nach besten Kräften.
Parallel zu den Bestzeitwertungen gab es eine Gleichmäßigkeitswertung. Für die 15 Starter kam es dabei darauf an, viel Mal nach Möglichkeit mit der exakt gleichen Zeit die Ziellinie zu passieren. Holger Stracke aus dem Wartburgkreis gelang dies im Wartburg 312/1 mit 0,9 Sekunden Differenz am besten. Die Brüder Marco und Michael Egerer (Trimberg) wurden im BMW 318iS Siebte mit 3,2 Sekunden Abweichung.
Vorsitzender Sportkommissar Herbert Bernhard (Herrieden) zog eine positive Bilanz: „Ich wüsste nicht, was ich zu beanstanden hätte. Selektive Strecke, bekannt gute Organisation. Das findet man selten.“ Das Konzept der Veranstaltung kommt bei den Startern gut an: Angefangen beim Rallye-Zentrum in Diebach mit dem fürsorglichen Catering durch den dortigen Vereinsring über die kompakt gehaltene Strecke bis hin zur familiären Atmosphäre sind die Meinungen der Fahrer ausnahmslos positiv. Das Regrouping zwischen den Wertungsprüfungen 1 und 2 sowie 3 und 4 auf dem Gelände der Firma Schießer im Gewerbepark Saaletal war in diesem Jahr neu und ein weiteres Highlight des Events.
2. ADAC-Rallyesprint Fränkisches Weinland
Gesamtwertung: 1. Axel Schlenker/Michael Schmidt (St. Georgen/Königsfeld), Ford Escort Cosworth, 11:14,30 Minuten; 2. Ralf Hillmann/Frederick Wiltfang (Ebensfeld/Bad Staffelstein), Mitsubishi Lancer Evo, 11:21,00; 3. Fritz Köhler/Petra Hägele (Öhringen), BMW M3, 11:23,70; 4. Sebastian Wolf/Catharina Reitz (Lich/Pohlheim), Mitsubishi Lancer Evo, 11:35,30; 5. Nicolas Hässler/Michaela Kusebauch (Bamberg/Bad Neustadt), Porsche 911, 11:41,20.
Wertungsgruppe N, F, At-G: 1. Sebastian Wolf/Catharina Reitz, 11:35,30; 2. Christian Sier/Lars Deyk (Hohra/Altenvers), BMW 318iS, 12:06,30; 3. Michael Grünwald/Ricarda Loos (Wächtersbach), Subaru Impreza, 12:09,60.
Wertungsgruppe H: 1. Axel Schlenker/Michael Schmidt, 11:14,30; 2. Ralf Hillmann/Frederick Wiltfang, 11:21,00; 3. Fritz Köhler/Petra Hägele, 11:23,70.
Wertungsgruppe G: 1. Wilfried und Kerstin Fränzke (Marburg), Subaru Impreza, 12:19,40; 2. Florian Schneider/Sven Herchenröder (Gemünden/Storndorf), Mitsubishi Lancer Evo, 12:39,60; 3. Stefan Stich/Michael Hierer (Nürnberg) Mitsubishi Evo X, 13:10,00.
Wertungsgruppe CTC/CGT: 1. Reinhard Honke/Hansi Walter, Subaru Impreza WRX, 11:50,90; 2. Sven Hochwimmer/Nadja Hartung/Kützberg/Fulda (Opel FAS Astra 16V, 12:46,80; 3. Jochen und Ronny Heym (Zella-Mehlis), BMW E21, 13:24,50.
Wertungsgruppe Historic: 1. Holger Stracke/Maik Böttger, 00,90 Sekunden; 2. Lothar Köhler/Ursula Glöde (Laubach), BMW 318iS, 01,20; 3. Michael Rudolph/Horst Diemer (Kassel/Kaufungen), Opel Kadett B Rallye, 01,30; 7. Marco und Michael Egerer, 03,20; 10. Rainer Marx/Walter Antesberger (Sulzthal) Opel Kadett B, 03,30; 14. Jörg und Nadine Müller (Aura), VW 1303 S GSR, 17,70.