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STEINBACH-HALLENBERG
Wendegeschichten in Katis „Heimatlon“
Vom Biathlon ins „Heimatlon“: Kati Wilhelm, mehrfache Biathlon-Weltmeisterin, Olympiasiegerin und Sportlerin des Jahres 2006, ist seit September Inhaberin eines Lokals in Steinbach-Hallenberg.
Foto: Alfred Kordwig | Vom Biathlon ins „Heimatlon“: Kati Wilhelm, mehrfache Biathlon-Weltmeisterin, Olympiasiegerin und Sportlerin des Jahres 2006, ist seit September Inhaberin eines Lokals in Steinbach-Hallenberg.
Alfred Kordwig
 |  aktualisiert: 07.11.2014 15:08 Uhr

Als die Mauer am 9. November 1989 fiel, war Kati Wilhelm 13 Jahre alt. Und wie ihre ganze Familie konnte auch die spätere Weltklasse-Biathletin nicht begreifen, was sich da in Berlin und wenig später an der gesamten innerdeutschen Grenze abspielte.

„Das war damals wirklich alles sehr, sehr aufregend“, erinnert sich die mittlerweile 38-jährige mehrfache Weltmeisterin und Olympiasiegerin, die kürzlich in ihrem Heimatort ein Lokal eröffnete.

„Wir sind gleich am nächsten Tag rübergefahren in den Westen“, erzählt die erfolgreiche Wintersportlerin, die ihre Karriere 2010 beendet hat und seitdem für die ARD die Übertragungen von Biathlonrennen als Expertin begleitet. Erstes Ziel von Kati Wilhelm war die oberfränkische Stadt Coburg, die angesichts der unzähligen Besucher aus dem Osten aus allen Nähten platzte. Wenig später schaute sie sich mit ihrer Familie auch im Landkreis Rhön-Grabfeld um. An Ausflüge nach Mellrichstadt oder Bad Neustadt kann sie sich noch gut erinnern. „Wie sind dort öfter zum Shoppen gewesen“, sagt sie. Viele Kontakte hätten sie und ihre Familie damals in Unterfranken geknüpft, einige hätten bis heute gehalten.

„Wie sind dort öfter zum Shoppen gewesen“
Kati Wilhelm über Besuche in Mellrichstadt und Bad Neustadt

Trotz vieler neu gewonnenen Freiheiten und ihrer sportlichen Erfolge, die sie weit herumkommen ließ, ist Kati Wilhelm ihrem Wohnort in Thüringen bis heute treu geblieben. Nun scheint sie dort endgültig angekommen zu sein: Am 12. September eröffnete in Steinbach-Hallenberg ein Lokal, das in Anspielung auf ihre Zeit als Biathlon-Sportlerin den Namen „Heimatlon“ trägt. „Ich besuche selber gerne schöne Cafés“, nennt sie einen von mehreren Beweggründen, in die Gastronomie einzusteigen. „Und als dann die Möglichkeit bestand, das Haus an der Hauptstraße von der Stadt zu pachten, habe ich mich beworben und den Zuschlag bekommen.“

Früher beherbergte der innen und außen renovierte Gebäudekomplex auch einen Raucherclub. Auch im „Heimatlon“ von Kati Wilhelm qualmt es, allerdings nur noch im Holzofen, in dem die Mitarbeiter der Inhaberin knusprige Ur-Fladen backen. Angeboten werden außerdem Suppen und Eintöpfe, Salate, hausgemachte Limonaden, verschiedene Kuchen und saisonale Eissorten. „Bei der Auswahl der Zutaten achten wir sehr auf die Herkunft“, betont die zweifache Mutter, die seit einigen Jahren mit Andreas Emslander liiert ist, dem Biathlon-Cheftechniker des Deutschen Skiverbandes. Fast alles komme aus der Region. „Auch bei den Aufträgen für die Handwerker haben wir Wert darauf gelegt, dass die nach Möglichkeit aus der näheren Umgebung kommen“, sagt sie.

Bei der Einrichtung und Gestaltung des „Heimatlon“ hat sich Kati Wilhelm professionell beraten lassen. Ins Auge fallen die gepolsterten Sitzbänke und die massiven Eichentische, die so aussehen, als würden sie schon seit Jahren benutzt. Dieser „Vintage-Look“ zieht sich durch das ganze Lokal. An zurückliegende Zeiten erinnern auch Bilder von Kati Wilhelm, die sie als junges Mädchen, als Siegerin eines Biathlon-Laufes oder Fahnenträgerin bei den Olympischen Spielen 2006 in Turin zeigen.

Kati Wilhelm weiß, dass es nicht nur die ausgefallene Speisekarte und die originelle Einrichtung sind, die die Besucher ins „Heimatlon“ locken. Viele Gäste kommen ausschließlich ihretwegen – wie am vergangenen Sonntag Gislinde Schmieder und Wolfgang Richter aus der Lutherstadt Wittenberg „Wir sind ganz große Fans von der Kati“, erzählen sie. „Hoffentlich hat sie etwas Zeit für uns.“

Die beiden haben Glück. Kati Wilhelm ist an diesem Sonntag für ein paar Stunden in ihrem Lokal und hat nichts gegen einen kleinen Plausch mit ihren Fans einzuwenden. Am Schluss gibt's noch ein Erinnerungsfoto und ein Autogramm für das Paar aus Sachsen-Anhalt, bevor es überglücklich mit seinem Wohnmobil den Nachhauseweg nach Sachsen-Anhalt antritt.

 
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