Fußball
Bayernliga Nord Samstag, 14 Uhr: TSV Aubstadt – TSV Großbardorf
Selbst dem Fußball-Magazin „Kicker“ war dieses große Spiel der zwei kleinen Vereine im Landkreis Rhön-Grabfeld am Donnerstag einen Vorbericht wert. Es gab indes schon angenehmere Witterungsverhältnisse, um das Grabfeld-Derby in der Bayernliga Nord zwischen den beiden keine acht Kilometer Luftlinie voneinander getrennten Turn- und Sport-Vereinen durchzuführen. Beachtung finden beide von der Liga-Konkurrenz gleichermaßen: In keinem anderen Landkreis in den vier Regierungsbezirken Unter-, Mittel-, Oberfranken und Oberpfalz gibt es zwei so kleine Dörfer, die so relativ großen Fußball zu bieten haben. Dass beide seit Einführung dieser fünfthöchsten Spielklasse auch noch in der ewigen Tabelle der Bayernliga Nord ganz vorne stehen, macht die Besonderheit dieses Derbys umso deutlicher.
Viertes Duell in acht Monaten
Geradezu symptomatisch für die fünf Jahre Bayernliga Nord stehen beide auch jetzt nur durch zwei Plätze und zwei Punkte voneinander getrennt, in der unmittelbaren Verfolgerrolle zur Spitze. Womit es in diesem Spiel gewiss nicht nur ums Prestige oder die Nummer 1 im Grabfeld geht, sondern Perspektiven auf die Aufstiegsplätze zur Regionalliga Bayern auf dem Spiel stehen. Beide Mannschaften treffen innerhalb von acht Monaten zum vierten Mal aufeinander. Am 26. März gewann Aubstadt in Großbardorf durch ein Elfmetertor von Christoph Rützel mit 1:0. Ebenfalls 1:0 siegte Aubstadt am 30. Juli durch den Last-Minute-Treffer von Max Schebak. Und auch im Totopokal am 23. August setzten sich die Milzgründer in der Bioenergie-Arena mit 3:2 durch.
„Wenn du zum Sportplatz fährst und merkst, du bekommst feuchte Hände, dann ist Derby“, gibt der Trainer des TSV Aubstadt, Josef Francic, ein bisschen Einblick in sein sportliches Gefühlsleben und seine Einschätzung der Bedeutung dieses Spiels. Dabei kann er persönlich für sich in Anspruch nehmen, in seiner Zeit bei den Aubstädtern die zuvor tief negative Bilanz seines Vereins erheblich verbessert zu haben.
Von den letzten fünf Spielen gewann seine Mannschaft vier, ein Mal trennte man sich unentschieden. Den letzten Großbardorfer Sieg gab es in der Rückrunde 2013/14. Von Statistik hält Francic indes wenig. Für ihn gilt das hier und jetzt. Auf einen Tipp lässt sich Francic nicht ein.
„Die drei Siege in diesem Jahr waren alle ganz knapp. Daraus lässt sich überhaupt nichts ableiten, höchstens das, dass Großbardorf top motiviert und heiß sein wird und auf Wiedergutmachung sinnt. Die machen dort eine gute Arbeit, haben eine stabile Mannschaft mit Kontinuität und spielen eine ähnlich gute Runde wie letztes Jahr, wo wir deutlich schlechter waren. Aber in diesem Jahr sind wir auf Augenhöhe. Eine Favoritenrolle gibt es nicht. In diesem Spiel musst du alles geben, um zu Punkten zu kommen. Dann ist gute Stimmung. Denn jede Niederlage tut weh, egal, wie oft du vorher gewonnen oder verloren hast.“
Der schlechteste Tabellenplatz des TSV Großbardorf in dieser Saison, über den viele andere Mannschaften der Liga glücklich wären, war Platz neun nach dem neunten Spieltag mit halb so vielen Punkten (zwölf) wie Spitzenreiter Eichstätt, sieben hinter dem TSV Aubstadt. Danach gab es in elf Spielen nur noch zwei Niederlagen bei zwei Unentschieden und sieben Siegen. Jetzt ist der TSV Fünfter mit zwei Punkten Rückstand auf den Derbygegner. Als letzte Empfehlung bringen die Großbardorfer die sorgfältige und überzeugende Erledigung ihrer Hausaufgabe mit, gar nicht so selbstverständlich gegen den aufstrebenden FC Kickers Würzburg II, den Aubstadt-Bezwinger.
Total entspannter Schönhöfer
Die Stimmung passt also rundum, auch beim total entspannten, mit sich, seiner Mannschaft und der Welt zufriedenen Trainer Dominik Schönhöfer.
„Es ist für mich und meine Spieler unter diesen Bedingungen nicht nur gut, sondern sogar sehr gut gelaufen, ja eigentlich fast noch besser als im letzten Jahr“, obwohl der TSV damals nach 20 Spielen Tabellenführer mit 44 Punkten war (heute 35). Zunächst verblüffend, dann aber einleuchtend: „Die Gegebenheiten sind heuer nämlich um einiges schwieriger als letztes Jahr. Es ist eigentlich unglaublich, was die Jungs seit Wochen da abreißen.“ Positiv sieht Dominik Schönhöfer dagegen, dass es personell keine Veränderungen in seinem Kader im Vergleich zum Würzburg-Spiel und den letzten Wochen gibt, „Gott sei Dank nicht und das ist doch schon was. Die Langzeitverletzten kennt man mit Makengo, Stahl, Piecha, Wehr, Voll, Ganz oder Etzel.“
Zur Einschätzung des Derby-Gegners meint Schönhöfer nicht viel sagen zu müssen: „Man hat ja gesehen mit den drei letzten Niederlagen. Sie waren alle verdient. Wir hoffen jedenfalls, dass wir besser spielen als in diesen Spielen. Sie waren zwar, besonders das Pokalspiel, alle spannend, aber letzten Endes war Aubstadt über die 90 Minuten besser. Wir versuchen einfach, an unsere Leistungen der letzten Wochen anzuknüpfen.
Wenn uns das gelingt, dann bin ich schon mal zufrieden.“ Schönhöfer hat Verständnis dafür, dass die Zuschauer am liebsten einen Schlagabtausch von der ersten Minute an sehen wollen. Verlieren soll ihre Mannschaft aber auch nicht.