Die Hammelburger Leichtathletinnen absolvieren eine überragende Hallensaison. Bei den bayerischen Meisterschaften in München gewann Lilian Heid mit grandiosen 5,77 Metern den Weitsprung der Jugend U18. Lena Weigand und Anna Lukaschewitsch verpassten als jeweils Vierte im Hürdenlauf und über 400 Meter nur knapp das Podest. Im Staffelrennen über 4 x 200 Meter freuten sich die Saalestädterinnen riesig über Bronze. Hanna Schmitt überraschte bei den bayerischen Winterwurfmeisterschaften in Wiesau mit Silber im Diskuswurf der U20.
Der Weitsprung der U18 war in der Spitze ausgeglichen und stark besetzt. Gleich acht Athletinnen hatten mit Weiten zwischen 5,30 Meter und 5,50 Meter gemeldet. Lilian Heid war bei den nordbayerischen Meisterschaften vor drei Wochen 5,31 Meter weit gesprungen und damit Sechste der Meldeliste. "Ich war erleichtert, dass ich in München gleich im ersten Versuch 5,18 Meter erzielte und damit zumindest gute Chancen hatte, den Endkampf der besten Acht zu erreichen", sagte die Fuchsstädterin zu ihrem Auftakt. Nach 5,29 Metern im zweiten Versuch, steigerte sie sich auf 5,39 Meter, rangierte damit auf Rang drei. Nachdem der vierte Versuch mit sehr guten 5,38 Metern gemessen wurde, aber am Absprungbalken noch etwas Luft war, erhöhte das Trainerehepaar Paul Fella und Angelika Franz Fella das Risiko und schickte Lilian Heid im Anlauf etwas nach vorne. Prompt übertrat die 16-Jährige knapp den Absprungbalken und hinterließ ihren Schuhabdruck im weichen Plastilin.
Den Absprungbalken ausgereizt
"Aber ich merkte gleich, dass dies ein sehr weiter Versuch war, was meine Motivation für den letzten Versuch noch mehr steigerte." Wieder zurück beim alten Anlaufpunkt, reizte sie im letzten Durchgang den 20 Zentimeter breiten Absprungbalken komplett aus. "Ich habe erst gar nicht registriert, dass es ein sehr guter Versuch war, sondern war vielmehr erleichtert, als der Kampfrichter endlich die weiße Fahne hob und der Versuch überhaupt gemessen wurde. Denn ich war wieder knapp an die Absprungkante hingekommen", erzählt die Gymnasiastin. Als 5,77 Meter auf der elektronischen Anzeigetafel aufleuchteten, war die Freude bei Athletin, Trainern und mitgereistem Anhang riesengroß. Silber ging an Hannah Wörlein vom TSV Ochenbruck, die sich im letzten Versuch ebenfalls gesteigert hatte, aber "nur" auf 5,52 Meter.
Lilian Heid durfte sich neben der Qualifikation für die deutschen Freiluft-Meisterschaften der U18 zudem über eine Einladung zum Essen freuen. Angelika Franz Fella versprach dies, falls Lilian Heid die Leistung ihrer Trainerin von 5,73 Meter aus deren Jugend in diesem Jahr übertrifft. "Das war erst für den Sommer geplant, umso schöner, das es bereits jetzt geklappt hat", erzählt Lilian Heid, die neben Leichtathletik auch in der Tanzgarde von Fuchsstadt trainiert. Angesprochen auf ihre Ziele für die Sommersaison sagt Lilian Heid: "Erst einmal will ich mich in diesem Bereich stabilisieren und dann nicht alleine zu den deutschen Jugend-Meisterschaften reisen, sondern mit meinen Teamgefährtinnen auch die Qualifikationsleistung über 4 x 100 Meter der U20 schaffen."
Dass dies nicht utopisch ist, zeigte das Hammelburger Quartett in München über 4 x 200 Meter. Lilian Heid brachte das Team im zweiten von drei Zeitenläufen der Jugend U20 in Führung, die von Elisa Eich und Lena Weigand ausgebaut wurde. Schlussläuferin Anna Lukaschewitsch, die als einzige aus dem Team der Altersklasse U20 angehört, brachte den Staffelstab nach 1:47,10 Minuten ins Ziel. So schnell waren sie über diese Strecke noch nie. Belohnt wurde dieser starke Auftritt mit Bronze hinter den Teams des LAC Quelle Fürth und der LG Eckental.
Als Solistin erfreute Anna Lukaschewitsch zudem über 400 Meter der Jugend U20. Die Auszubildende, die ebenfalls in Fuchsstadt beheimatet ist, verkaufte sich auf den zwei Runden in der Halle blendend. Auf der Zielgerade überholte sie noch zwei Sportlerinnen und gewann n 63,09 Sekunden. In der Addition aller Zeitläufe durfte sie sich über den sehr guten vierten Rang der Bayerischen Meisterschaften freuen.
Lena Weigand untermauerte ihre Zugehörigkeit zur bayerischen Spitze im Hürdenlauf. Die Obererthalerin qualifizierte sich in 9,16 Sekunden als Sechste von acht Jugendlichen der U18 für das Finale. Dort erwischte sie einen tollen Start , führte sogar nach der ersten Hürde. Am Ende hatte sie in erstaunlichen 9,03 Sekunden ihre Bestzeit deutlich unterboten. Als sehr gute Vierte fehlte ihr lediglich eine Hundertstel Sekunde zu Bronze.
Ein vielseitiges Sportlerleben
Nicht zu dieser Hammelburger Trainingsgruppe gehört Hanna Schmitt, die als Schwerpunkt ihres Sportlerlebens Volleyball beim TV/DJK gewählt hat, aber unter Leitung ihres Vaters Heiko Schmitt Zeit findet, intensiv Leichtathletik zu trainieren. Mit der neuen persönlichen Bestleistung von 31,64 Meter schaffte sie bei den bayerischen Winterwurfmeisterschaften nahe der tschechischen Grenze den Sprung auf das Podest und wurde Vizemeisterin der Jugend U20. Bei nebeligen Witterungsbedingungen und Temperaturen um den Gefrierpunkt eine sehr starke Leistung der jungen Westheimerin. Im Verlauf der bisherigen Hallensaison untermauerte Hanna Schmitt ihre enorme Vielseitigkeit bei verschiedenen Meetings. Bestleistungen im Sprint über 60 Meter (8,28 Sekunden) und im Kugelstoßen (11,32 Meter), dazu 9,72 Sekunden im Hürdenlauf und 1,56 Meter im Hochsprung zeigen, dass sie, obwohl alle Trainingseinheiten im Freien stattfinden, in der Halle mehr als konkurrenzfähig ist. Trotz des Erfolges bei den bayerischen Meisterschaften im Diskuswurf liegt ihr Fokus aber eindeutig im Mehrkampf. Am 15. Februar strebt Hanna Schmitt bei den Landesmeisterschaften im Vierkampf in Fürth erneut einen vorderen Rang an.
Für Sprinter Nick Przeliorz kam die Einladung zum "Erfurt Indoor", einem sehr gut besetzten internationalen Hallen-Meeting, einem Ritterschlag gleich. "Nachdem Anfang der Hallensaison alles nach Plan verlief, fing er sich Mitte Januar eine fiebrige Erkältung ein. Erst vier Tage vor dem Wettkampf war er wieder fieberfrei und bekam vom Arzt grünes Licht", beschreibt Trainer Bernd Neumann die nicht gerade optimale Voraussetzung für einen Start des Nüdlingers im Trikot der LG Fulda. "Die Halle ist mein sportliches Wohnzimmer, für den LAC Erfurt bin ich vor zwei Jahren noch erfolgreich in der Jugendklasse gestartet", begründet Nick Przeliorz, warum er sich diesen Wettkampf keinesfalls entgehen lassen wollte. Mit den Thüringern wurde er deutscher Staffelmeister über 4 x 100 Meter und verbesserte mit ihnen sogar den deutschen Rekord.
Knapp unter sieben Sekunden
Aus sechs Ländern kamen die 24 Teilnehmer, die in drei Vorläufen die Finalteilnehmer im Sprint über 60 Meter ermittelten. In 6,99 Sekunden blieb Nick Przeliorz, der nach 50 Meter noch gut dabei war, zumindest unter sieben Sekunden. Mehr war nach der Krankheit nicht drin, obwohl er sich die 6,88 Sekunden, die für den B-Endlauf gereicht hätten, im Normalfall durchaus zutraut. Im A-Finale setzte sich in starken 6,60 Sekunden mit Europameister Ján Volko aus der Slowakei der Favorit durch. Bei den süddeutschen Meisterschaften am Wochenende in Sindelfingen will Nick Przeliorz auf jeden Fall wieder etwas schneller sein.
Erste Titel für den neuen Klub
Leichtathletin Viviane Heilmann ist mittlerweile beim SC Magdeburg angekommen und sammelt für ihren neuen Klub erste Titel. Die nationale Vizemeisterin der U20 über 400 Meter Hürden wurde in Halle/Saale jetzt mitteldeutsche Meisterin über die 400 Meter. In persönlicher Hallenbestzeit und schnellen 56,48 Sekunden war die Nationalkaderathletin auf den zwei Runden nicht zu schlagen. Über 200 Meter garnierte sie ihren ersten ernsthaften Auftritt in Halle mit flotten 25,17 Sekunden und Rang zwei.
Die Qualifikation für die deutsche Meisterschaft hat die Hammelburgerin aber nicht nur für die 200 Meter und 400 Meter. Auch mit ihren 7,85 Sekunden, die sie bei einem anderen Wettkampf über die 60 Meter erzielte, hat sie die Berechtigung, bei den nationalen Hallen-Meisterschaften an den Start zu gehen. Zusammen mit ihren starken Teamkolleginnen lief sie schon Mitte Januar in der Staffel über 4 x 200 Meter deutsche Jahresbestzeit. In 1:39,45 Minuten zeigte das schnelle Quartett, dass der Titel in diesem Jahr wohl nur über den SC Magdeburg führen wird. Stattfinden werden die deutschen U20-Meisterschaften am 15. und 16. Februar in Neubrandenburg; Viviane Heilmann ist über 60 Meter, 200 Meter, 400 Meter und für die Staffel gemeldet.