"Na, Bock auf Sport? Dann bist du hier genau richtig, denn am 2.2.2020 haben wir unseren neuen Sportverein gegründet", heißt es auf der Webseite des SD 2020 Bad Brückenau . Etwas kryptisch kommt der Name für den Uneingeweihten daher und weckt Neugier. Erster Vorsitzender ist ein in Bad Brückenauer und Umgebung Altbekannter, nämlich André Herrmann. Dieser sieht jedoch nicht die Vorstellung des Vereins, sondern vielmehr dessen aktuelle Hilfsangebote für Corona-Risikogruppen im Fokus.
Das Reiseziel des noch sehr jungen Vereins ist noch nicht definiert, doch stellt Herrmann schnell klar, "dass wir sehr wohl wissen, wer wir sind und wo wir hinwollen. Aber das ist in der aktuellen Situation nicht wirklich wichtig." Ein paar Presseanfragen hatte der Vorsitzende schon, stets im Zentrum der Berichterstattung sollte die Vorstellung des SD 2020 stehen. "Wir sind gerade in der Findungsphase und würden uns gerne vorstellen, wenn wir auch etwas zum Vorstellen haben. Aktuell sehe ich das Breittreten des Vereinszwecks in den Medien als vernachlässigbar an." Viel wichtiger sei es, aktuell zu helfen, fährt der Vorsitzende fort. Erste Einkäufe konnte er selbst in dieser Woche schon tätigen: "Wir haben ein älteres Ehepaar und eine alte Dame beliefert, die keine Kinder oder Enkel haben. Es ist wichtig, gerade jetzt, dass wir in Deutschland zusammenrücken."
Die Idee kam Herrmann und seinem zweiten Vorsitzenden beim Sport. Am Dienstag vergangene Woche waren er und Daniel Schöberl mit dem Rennrad unterwegs, besprachen das Ganze und schlugen es den restlichen sechs Mitgliedern vor. "Wir haben zwar eine Hierarchie im Verein, allerdings sehen wir uns als Gründer als gleichberechtigt an", so Herrmann, der auf breite Zustimmung stieß.
Herrmann bildet im Zuge des Hilfsprojekts die zentrale Anlaufstelle für Hilfesuchende. "Ich habe meine Festnetznummer angegeben, dort kann man auf den Anrufbeantworter sprechen und ich kriege daraufhin sofort eine Benachrichtigung auf mein Handy", erklärt er. Daraufhin verteilt er die entsprechenden Touren auf die restlichen Helfer. Zudem steht der SD2020 in engen Kontakt mit der Schwan-Apotheke und Pfarrer Karl Ebner, der ebenfalls einen Kreis von Helfern akquiriert hat. Das entscheidendende sei jedoch, dass das Virus ernst genommen wird und auch Senioren ihren Stolz in der aktuellen Situation beiseite legen: "Die Leute müssen über ihren Schatten springen. Sich partout selbst zu versorgen, wäre falscher Stolz." Zu verhaftet sei laut Herrmann aktuell das Denken, dass die Krise einen Bogen um den ländlichen Raum machen wird: "Man muss ja sehen, dass zum Beispiel im Fußball sämtliche Wettbewerbe, auch international, ausgesetzt wurden. Da geht es um Milliarden Euro, das macht man nicht einfach so wegen einer Grippewelle. Da kommt was Großes auf uns zu und wenn man nicht rechtzeitig aufpasst, kann das böse enden."
Für den Fall, dass sich die Situation in den nächsten Wochen noch verschärft, ist der Helferkreis gerüstet. Die Hilfsbereitschaft war für den SD-Vorsitzenden von Beginn an keine Frage: "Es ist einfach an der Zeit für uns junge Leute, auch mal etwas zurückzugeben."