TSV Bad Königshofen - TTC Neu-Ulm 3:2.
Es war ein wahrlich epischer Kampf, in dem es um so viel ging. Eine Nervenschlacht über dreieinhalb Stunden, nichts für Herzkranke - mit Happy End für den TSV Bad Königshofen . Die Grabfelder waren gegen den TTC Neu-Ulm so nah dran und auf einmal doch gefühlt weit weg. Es lief wie geschmiert und sah den Gastgeber nach fast drei Stunden schon mal als Sieger bereit zum Platztausch.
Filip Zeljko hatte den Russen Vladimir Sidorenko in fünf Sätzen niedergerungen. Und so sehnte die Fan-Seele bei der bombastischen Form von Kilian Ort dessen sechsten Einzelsieg hintereinander herbei. Es ging gegen Ioannis Sgouropoulos, amtierender U21-Europameister aus Griechenland. Doch gegen den hatte er sich in der Vergangenheit mehr als ein Mal die Zähne ausbissen. Ort unterlag in einer von der Taktik geprägten Ermüdungsschlacht in fünf Sätzen, so dass Zeljko/Grebnev gegen die amtierenden Doppel-Europameister aus Russland Katsman/Sidorenko die Kastanien aus dem Feuer holen - und eigentlich keine Chance haben sollten. Doch genau die nutzten sie.
Womit der TSV sein Punktekonto ausgeglichen und den Klassenerhalt in trockenen Tüchern hat. Bastian Steger war vom Corona-Rehabilitierten zum coachenden "Ersatzmann" aufgestiegen und Kilian Ort übernahm Verantwortung an Position eins - nachvollziehbar bei seiner aktuellen Glanzform. Den russischen Linkshänder Lev Katsman zermürbte er in vier Sätzen.
Dann bekam es Maksim Grebnev mit dem Neu-Ulmer Tiago Apolonia, 13:6-Bilanz und ehemaliger Team-Europameister aus Portugal, zu tun. 2:0 führte er bereits nach Sätzen, war drauf und dran, vorzeitig den Eckpfeiler für den vierten TSV-Sieg in Serie zu setzen. Im zweiten Satz berauschte sich der junge Russe vor lauter Spielfreude gleich zwei Mal hintereinander mit um den Rücken herum geschlagenen, erfolgreichen Bällen. Um, wer weiß, für seinen jugendlichen Übermut noch Lehrgeld zahlen zu müssen. Oder war es das Wechsel-Syndrom? Er spielte gegen seinen zukünftigen Verein. 6:11, 6:11, 3:11 verlor er die Sätze drei bis fünf und das Spiel - 1:1 zur Pause.
Ein von Taktik geprägter Fight
Sollte Filip Zeljko etwa zum Matchwinner mutieren, der nicht gerade von großer Nervenstärke getragen wird, zuletzt aber einige Male positiv überraschte? Sein Fight im Dreier-Einzel gegen Sidorenko war durch und durch Aufschlag-orientiert, mit kurzen Ballwechseln, von der Taktik geprägt, von der keiner abweichen wollte. Der Kroate, der gern auch ein achtes Jahr für den TSV spielen möchte, lieferte fürwahr schlagkräftige Argumente. Die knappen Sätze eins und drei verlor er, die anderen drei gewann er deutlich und belohnte sich für seine tolle Entwicklung mit seinem fünften Saisonsieg.
Jetzt kam es also, dieses ominöse Spiel des Kilian Ort gegen Ioannis Sgouropoulos, dessen Einwechslung dem Vernehmen nach der lädierten Schulter von Apolonia geschuldet war. Vielleicht lag es aber auch an der Vorgeschichte mit den Duellen von Ort mit dem Griechen. Es war letztendlich ein schweres Stück Arbeit für beide. Nichts für Ästheten, sondern eine taktische Abnutzungsschlacht mit dem besseren Ende (3:2) für den Griechen.
Also musste die Kombination Zeljko/Grebnev ins finale Doppel gegen die frisch gebackenen Europameister Sidorenko/Katsman. Sie hatten erst ein Mal zusammen ein TTBL-Doppel bestritten, und nun gegen diese zwei jungen Russen, die sich schon ewig kennen. Und doch schafften sie mit der tosenden Unterstützung des Publikums die Sensation und rockten die Shakehands-Arena.
TSV Bad Königshofen - 1. FC Saarbrücken 3:2.
Der wohl überraschendste und zugleich wertvollste Sieg dieser Saison ist dem TSV Bad Königshofen am Freitagabend mit dem 3:2-Erfolg gegen den amtierenden Pokalsieger 1. FC Saarbrücken TT gelungen. Dabei profitierte der TSV auch von der Umwandlung des Krankheits- und Verletzungspechs in das Glück, dass den Gästen ihr Olympia-Medaillen-Gewinner Patrick Franziska fehlte.
Den Zahn gezogen
Mit dem ehemaligen Königshöfer Darko Jorgic hatten sie aber immer noch die Nummer 17 der aktualisierten Weltrangliste im Team, dem aber Kilian Ort im Einzel wie im finalen Doppel den Zahn zog. Weil Filip Zeljko den Inder Manav Vikash Thakkar nieder rang, blieben Tomas Polanskys zwei Einzelsiege ohne Bedeutung.
Bastian Stegers Beitrag bestand immer noch nur darin, den sich in Quarantäne befindenden Koji Itagaki als Coach zu vertreten. Glich das erste Spiel des Abends mehr einem Krimi mit Täter-Ermittlung in der letzten Sekunde oder einer Achterbahnfahrt? Es war beides, was Filip Zeljko und der junge Inder Thakkar fünf Sätze lang ablieferten. Zuerst zwei klar gewonnene für den Bad Königshöfer, danach zwei noch klarer verlorene. Dann im fünften Satz einen Matchball abgewehrt,
den eigenen zum 12:10 verwandelt.
Im zweiten Einzel, Maksim Grebnev gegen Tomas Polansky, stand auch die Revanche für den 3:2-Sieg des Tschechen im Hinspiel an. Wobei der junge Russe seinen Fans natürlich einen Sieg bescheren wollte. Ihn scheint aber Ähnliches zu widerfahren wie Darko Jorgic, als vor vier Jahren dessen Abschied aus dem Grabfeld Richtung Saarland bekannt geworden war: Die Bürde wurde zu schwer. Grebnev verlor Satz eins und zwei, wehrte im dritten zwei Matchbälle ab, gewann 14:12, den vierten 11:5 und musste sich im fünften 6:11 beugen - zum Pausenstand 1:1. Gespielt waren da bereits eineinhalb Stunden.
Die Überzeit holte Kilian Ort in der dritten Begegnung gegen seinen ehemaligen Teamkollegen Jorgic wieder rein. Es war wohl der beste Kilian Ort , der je in dieser Halle gespielt hat. Wirklich sensationell, wie er dem mehr als 100 Weltranglisten-Plätze vor ihm geführten Slowenen kein offenes Spiel gestattete, nur im ersten Satz bei 10:7 etwas Widerstand brechen musste (11:9), im zweiten und dritten (jeweils 11:5) aber eindeutig der Chef im Ring war.
Im Einser-Einzel meldete sich das Pech bei Filip Zeljko zurück. Tomas Polansky knöpfte ihm die ersten zwei Sätze (10:12 und 11:13) nicht nur hauchdünn und denkbar unglücklich ab. Er zermürbte ihn auch mental so sehr, dass er im dritten 6:11 unterging. Immer obenauf waren bis über die dritte Stunde hinaus Ort/Grebnev im Entscheidungsdoppel gegen Jorgic/Thakkar. Wobei Jorgic immer noch an den mentalen Folgen seiner Schlappe gegen Ort zu knabbern hatte und nicht der erwartete Leader im Saar-Duo war. Während Ort immer noch lichterloh brannte, als habe er die Betriebstemperatur von seinem Einzel eins zu eins mit herüber genommen. Und an seiner Seite hangelte sich Maksim Grebnev ebenbürtig hoch zum 11:4, 11:8, 11:8 und beide versetzten die Fans in Verzückung.Rudi Dümpert