Noch während am Sonntag das Eröffnungsspiel dieser Fußball-Weltmeisterschaft lief, verließen viele Fans das Stadion. Eine Abstimmung mit den Füßen ob dieses Langweilers. In Steinach war die Arena dagegen schon beim Anpfiff schlecht gefüllt - dafür ging keiner vorzeitig. Die Arena war in diesem Fall die Henneberg-Sporthalle, die am Samstag durchaus die Attribute eines Fußball-Tempels aufwies. Aufwändig geschmückt mit Fahnen, Fan-Schals, dazu Musik und Gesänge.
Eine interessante Idee hatte Walter Kuhn mit Rainer Ziegler an diesem Nachmittag in die Tat umgesetzt: Einen Gottesdienst, der ganz im Zeichen der Fußball-Weltmeisterschaft stehen sollte. Offen für alle. 15 Vereine des Pastoralen Raums Burkardroth/Bad Bocklet waren persönlich eingeladen worden - drei kamen mit kleinen Abordnungen. Darüber hinaus hatte die Veranstaltung nur ein paar Neugierige angelockt. Zum "Spielbetrieb" gehörten die Steinacher Musikanten sowie Firmlinge aus der Umgebung.
Ein musikalischer Auftakt
Nach dem musikalisch umrahmten Einmarsch startete dieser ungewöhnliche Gottesdienst mit einem echten Anpfiff, ehe Gottesdienst-Beauftragter Walter Kuhn die durchaus gewagte Verbindung knüpfte zwischen Christ König und König Fußball und in seiner Predigt auch kritische Töne zu dieser umstrittenen Veranstaltung im Wüstensand fand, während Pastoral-Referent Rainer Ziegler an der Gitarre den Gesang unterstützte. Informativ und unterhaltsam zugleich wurde es, als über eine kleine Powerpoint-Präsentation die Teilnehmer-Länder samt ihrer bekanntesten Fußballer vorgestellt wurden und die Firmlinge die deutschen Nationalspieler im Stile eines Stadionsprechers ankündigten.
Das Liedgut war an diesem außergewöhnlichen Nachmittag ebenfalls extravagant: Als musikalischer Protest gegen die Missstände im Austragungsort dieser WM durfte der Gospel-Klassiker "We shall overcome" aufgefasst werden. Auch wurde die deutsche Nationalhymne gespielt und gesungen. Regelrecht pathetisch wurde es zum Finale, als die Steinacher Musikanten das eigens einstudierte "You'll never walk alone" intonierten.
Respekt vor diesem Ansatz
"Unser Ziel war, dass die, die kommen, sich angesprochen fühlen", sagte später Walter Kuhn . Für den Zahlbacher war dies übrigens nicht der erste Gottesdienst der etwas anderen Art. "Weil's Dich betrifft" nennt sich die stets unter einem Motto stehende offene Gottesdienstreihe mit religiösen, sozialen und immer persönlichen Inhalten. "Schade, dass nicht so viele Leute da waren. Diese Veranstaltung hätte auf alle Fälle mehr Besucher verdient", sagte Maximilian Wehner vom BSC Lauter, der mit Vorstandsmitglied Volker Lang nach Steinach gekommen war. Den TSV Stangenroth repräsentierten unter anderem Siggi Eyrich mit Filius Sven. Lokalmatadore vom TSV Steinach komplettierten das Vereins-Trio. Dass so viele Clubs nicht vor Ort vertreten waren, ist ebenfalls eine Abstimmung mit den Füßen. Sei es aus Fußball- oder kirchlichem Verdruss. Dem mutigen Ansatz gebührt dennoch großer Respekt.