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Nüdlingen
Als Nick Przeliorz kopfüber durch den Eiskanal schlitterte
Warum aus dem Nick Przeliorz fast ein Bobfahrer geworden wäre und warum es für den Nüdlinger wohl kein Comeback geben wird.
Als Leichtathlet feierte Sprinter Nick Przeliorz große Erfolge. Auf der Tartanbahn fühlte sich der Nüdlinger sehr viel wohler als auf der Bobbahn. Foto: Theo Kiefner       -  Als Leichtathlet feierte Sprinter Nick Przeliorz große Erfolge. Auf der Tartanbahn fühlte sich der Nüdlinger sehr viel wohler als auf der Bobbahn. Foto: Theo Kiefner
| Als Leichtathlet feierte Sprinter Nick Przeliorz große Erfolge. Auf der Tartanbahn fühlte sich der Nüdlinger sehr viel wohler als auf der Bobbahn. Foto: Theo Kiefner
Jürgen Schmitt
 |  aktualisiert: 16.08.2022 22:45 Uhr

Auf bayerischer und sogar nationaler Ebene hat Leichtathlet Nick Przeliorz für Furore gesorgt auf den Strecken über 100 und 200 Meter. Im zweiten Teil des Steilpass-Interviews bleibt es aufregend. Denn für den 23-jährigen Nüdlinger stand sogar eine Karriere als Bob-Fahrer im Raum.

In Ihrer Zeit in Erfurt liefen Sie mit der 4x100-Meterstaffel Deutschen Rekord beim Wettkampf in Jena. Wie war das damals und was bedeutet Ihnen dieser Titel?

Nick Przeliorz:

Das war ein ganz verrückter Tag. Wir kannten uns bereits alle und hatten zu dem Zeitpunkt schon einen deutschen Titel in der Halle über 4x200 Meter geholt und oft zusammen trainiert, aber nie spezifisch für die 4x100 Meter-Staffel. Also sollte das an diesem Tag unser Debüt werden. Wir haben vorher untereinander gescherzt, dass wir den deutschen Rekord brechen würden. Die Wechsel und die Einzelleistungen haben an dem Tag einfach gepasst. Nach dem Lauf hatten wir es selbst noch nicht realisiert als der Stadionsprecher durchsagte, dass wir mit den 40,61 Sekunden den deutschen Rekord gebrochen hätten. Die anfängliche Euphorie über den Erfolg ebbte jedoch recht schnell ab als wir erfuhren, dass noch ein Dopingtest gemacht werden müsse um den Rekord zu verifizieren. Soweit so gut, aber der nächste freie Dopingarzt war in Dortmund und nicht erreichbar (lacht). Also haben wir bis 22 Uhr auf den Arzt gewartet und waren anstatt um 16 Uhr erst um 2 Uhr in der Früh wieder zuhause. Natürlich hat mir das sehr viel bedeutet, immerhin ist das noch nie eine deutsche Staffel in unserem Alter gelaufen, es gab jedoch Probleme in Form von Einsprüchen der bisherigen Rekordhalter. Der Rekord bestand seit 50 Jahren und wurde von Jena gehalten, den wollten sie sich natürlich vom rivalisierenden Verein nicht im eigenen Stadion nehmen lassen.

Und dann gab es auch noch einen Abstecher zum Bobsport...

Für den Bobsport werden immer wieder Sprinter als Anschieber genutzt. Durch unsere Trainingswochenenden und Trainingslager am Olympiastützpunkt Oberhof hatten wir Kontakte zu dort ansässigen Trainern und Athleten aufgebaut. Als Bob-Trainer Frank Jacob bei einer unserer Trainingseinheiten zugeschaut hatt, war er begeistert von meiner Zeit über die ersten 30 Meter und bot mir sowie einem meiner Sprintkollegen an, mit seinen Piloten zu fahren. Nach ein paar Trockenübungen war es ein paar Wochen später so weit, dass wir das erste Mal beim Trainingslager in Winterberg dabei sein durften. Die erste Fahrt war recht ruppig und intensiv, aber erträglich. Mein Pilot sagte mir aber im Anschluss, dass das eine Gästefahrt gewesen wäre und die nächste eine Wettkampffahrt wird. Dementsprechend war die zweite Fahrt mit der ersten nicht zu vergleichen. Die G-Kräfte waren in den Kurven so stark, dass es den Kopf unausweichlich zwischen die Beine in Richtung Boden gezogen hat. Der Eiskanal ist auch nicht glatt, sodass man durch die Carbon-Schale des Bobs immer wieder harte Schläge abbekommt. Alles in allem eine adrenalingeladene Angelegenheit. Es hat Spaß gemacht, jedoch sind wir in einer Trainingsfahrt gekippt und durch den Eiskanal geschlittert. Wir sind also mit ca. 140 km/h auf dem Kopf und der Schulter liegend durch den Kanal gerutscht. Weil so etwas immer mal wieder passiert, habe ich von einer Wintersport-Karriere abgesehen. Natürlich ist es auch schöner, bei 28 Grad in der Sonne zu rennen als bei Minusgraden und Schneefall (lacht).

Was sind die Bobfahrer für Typen?

Ich würde sagen, dass sie so sind, wie man sie sich vorstellt. Es wird am liebsten Zeit im Kraftraum verbracht und eher weniger gerne auf der Laufbahn. Natürlich sind die Schwerpunkte individuell, aber sie waren alle sehr ehrgeizig, draufgängerisch und trainingsfleißig. Wohl nicht zuletzt deshalb, weil man beim Bob als deutscher Athlet doch bessere Aussichten auf eine Olympiateilnahme oder sogar einen Olympiatitel hat. Man sollte auch eine gewisse Affinität fürs Schrauben mitbringen, da die Kufen mit ihrer Befestigung und das Lenkgestänge des Piloten eine Wissenschaft für sich sind.

Warum hat man zuletzt von Ihnen nichts mehr gehört in Sachen Leichtathletik?

Ende 2018 bis Mitte 2019 hatte ich mit einer Oberschenkelverletzung zu kämpfen. Zusätzlich habe ich eine Ausbildung bei der Bundespolizei angefangen und hatte einfach nicht mehr die Zeit, um auf mein altes Leistungsniveau zu kommen. Das soll sich jetzt nicht arrogant anhören, aber bei deutschen Meisterschaften zu starten macht einfach mehr Spaß als bei unterfränkischen oder nordbayerischen Meisterschaften.

Ist ein Comeback eine Option?

Eher unwahrscheinlich. Um jetzt wieder auf hohem Niveau mitlaufen zu können, bräuchte ich mehr Zeit. Außerdem habe ich für mich erreicht, was ich erreichen wollte - und sogar noch etwas mehr. Der Sport ist sehr zeitintensiv mit meist langen Anfahrtswegen und Wettkämpfen, die über drei Tage gehen. Ich genieße meine Zeit jetzt lieber mit Familie, Freunden und anderen Hobbys wie Mountainbiken, Kampfsport oder Kart fahren. Ich habe immer noch eine Leidenschaft für den Sport und schaue mir gerne Wettkämpfe an, aber ich möchte nicht mehr so viel dafür aufopfern müssen.

Als ehemaliger Leichtathlet , Handballer und Fußballer: Wo und bei wem schauen Sie mal vorbei bei einem Wettkampf oder Spiel?

Durch Corona hat leider vieles nicht stattfinden können. Als es noch das Fußball-Derby zwischen Nüdlingen und Haard gab, habe ich mir das nur ungern entgehen lassen. Ansonsten verfolge ich eher die Kämpfe der "Ultimate Fighting Championship", Formel 1 und natürlich Leichtathletik-Wettkämpfe, wenn diese übertragen werden.

Eine Ihrer sportlichen Leidenschaften ist auch das Mountainbikefahren: Geben Sie unseren Leserinnen und Lesern doch mal ein paar Streckenvorschläge.

Puh, schwierig. Meistens fahren wir einfach los und schauen dann, wo wir rauskommen. Am liebsten fahre ich in Bikeparks, schließlich gibt es dort Liftanlagen (lacht). Ich fahre Mountainbike eher wegen der schnellen Abfahrten und Sprünge. Für entspanntere Touren bin ich daher der falsche Ansprechpartner.

An wen spielen Sie weiter?

Der Steilpass geht weiter an Patrick Iff, mit dem ich schon in der Grundschule war. Eine gemeinsame sportliche Vergangenheit haben wir als Fußballer beim TSV Nüdlingen .

 
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