zurück
Glosse
Kovac muss sauer auf Ramelow sein
Niko Kovac hat eine furchtbar enttäuschende Woche hinter sich. Vielleicht wäre alles anders gekommen, wenn eine vormalige Generation nicht so dilettiert hätte.
Carsten Ramelow spielte von 1996 bis 2008 für Bayer Leverkusen. Foto: Rolf Vennenbernd/Archiv       -  Carsten Ramelow wurde unter anderem Vize-Weltmeister 2002.
Foto: Rolf Vennenbernd, dpa (Archivbild) | Carsten Ramelow wurde unter anderem Vize-Weltmeister 2002.
Tilmann Mehl
 |  aktualisiert: 22.03.2024 02:57 Uhr

Etliche Persönlichkeiten des kulturellen Lebens wurde erst sehr verspätet die Ehre der allgemeinen Anerkennung zuteil. Mozart etwa. Zu Lebzeiten bekannt, nach seinem Tod weltberühmt. Van Gogh verkaufte zu Lebzeiten nur eine Pinselei an jemanden, der nicht der eigenen Familie angehörte. Oder Carsten Ramelow. Bislang hauptsächlich wahrgenommen als populärer Vertreter der Generation Rumpelfüßler. Sein Wirken ist aber weitaus weitreichender. Ohne Ramelow und seine storchenhaxigen Kollegen hätte der Verband keine Ausbildungsoffensive gestartet. Wären Instinktfußballer nicht gefördert worden. Max Kruse etwa hätte sich wahrscheinlich nicht die Möglichkeit ergeben, eine Karriere zu erleben, die ihn finanziell für all seine Lebensjahrzehnte (von denen hoffentlich noch viele bevorstehen) absichert.

Es wäre schade gewesen, wenn es nicht so gekommen wäre. Vor allem für Max Kruse. So segensreich er mit Instinkt und gefühlvollen Füßen ausgerüstet worden ist – irgendwo müssen dann eben auch Abstriche gemacht werden. So verließ ihn der Instinkt manchmal in Situationen, in denen ein simpler Gedanke ausreichend gewesen wäre. Sich Damenbesuch vor einem Spiel mit der Nationalmannschaft zu bestellen war in etwa so ungünstig, wie einen mit 75.000 Euro gefüllten Rucksack im Taxi liegen zu lassen.

Kruse hatte Kovac massiv kritisiert

Kruse kann Ramelow also dankbar sein. Während Niko Kovac sich eher mehr Ramelows als Kruses wünschen dürfte. Der nun ehemalige Trainer des VfL Wolfsburg hatte Kruse einst aus dem Kader geworfen. Nun attestierte ihm der einstige Offensivspieler "charakterlich absolut Katastrophe" zu sein. Der Coach musste es hinnehmen wie ein gestürzter Skifahrer. Da ist nicht mehr viel zu machen. Sämtliche Bodenwellen schmerzen und am Ende folgt unweigerlich der Einschlag. Im Falle von Kovac: eine formschwache Mannschaft, Spiel gegen eine formstarke Mannschaft, Frust beim VfL Wolfsburg, Max Kruse, eine unglückliche Schiedsrichterentscheidung, Pech, Niederlage, Trennung.

Carsten Ramelow hat die Demission des Trainers mit Sicherheit nicht gewollt. Möglicherweise hat er bislang nicht mal geahnt, welche Folgen sein Wirken auf spätere Generationen von Berufsfußballern haben wird. Der Mann hat fußballerischen Freigeistern ganz neue Entwicklungsperspektiven ermöglicht. Ohne Ramelow kein Özil, also: kein WM-Titel 2014. Kein Kruse. Der Flügelschlag eines Schmetterlings kann den Weltenlauf ändern – und ein Storchenfuß die Saison des VfL Wolfsburg.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Carsten Ramelow
Max Kruse
Niko Kovac
VfL Wolfsburg
Wolfgang Amadeus Mozart
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen