Die Panther-Fans feierten in einer Augsburger Kneipe den geschenkten Klassenerhalt, der Torwart zitterte im Flugzeug mit dem Klub und bekam die Entscheidung erst zeitverzögert mit. Als die Eisbären im sechsten Finalspiel die Kassel Huskies empfingen, verfolgte Markus Keller das Match per Liveticker beim Heimflug aus dem Thailand-Urlaub. Ausgerechnet, als das Match in die Schlussphase ging, landete der Flieger, das Internet war ausgeschaltet. "Ich habe erst nach der Landung erfahren, dass Augsburg wieder gerettet ist. Die Freude war umso größer", erzählte der gebürtige Augsburger, der seit 2018 für seinen Herzensklub im Tor steht.
Die Eisbären Regensburg siegten am späten Dienstagabend mit 4:2 gegen die Huskies und sicherten sich im Play-off-Finale mit 4:2-Erfolgen den Meistertitel. Im Gegensatz zu Kassel erfüllt Regensburg nicht die wirtschaftlichen Voraussetzungen für den DEL-Aufstieg. Deshalb behält Augsburg wie schon im Vorjahr seinen DEL-Platz. Auch in der vergangenen Saison war der AEV eigentlich sportlich abgestiegen. 2023 hatte Ravensburg die Finalserie der DEL2 gewonnen. Auch Ravensburg erfüllte die DEL-Auflagen nicht.
Panther bleiben in der DEL: Die "Unabsteigbaren" vom AEV
Im zweiten Jahr in Folge fuhren die Panther praktisch im Beifahrersitz zum Klassenerhalt. Die Saison in der DEL2 hat wieder gezeigt, das Play-offs unkalkulierbar sind, wie auch Keller anmerkte: "Regensburg spielte vor zwei Jahren ja noch in der Oberliga. Und Kassel will mit aller Macht nach oben. Das war jetzt ziemlich viel Unvermögen bei den Huskies. Aber darauf sollte man nicht ständig bauen", sagte der 34-Jährige über den Dusel der "Unabsteigbaren" aus Augsburg.
Eine solche Hängepartie wie die der Augsburger in dieser und der letzten Saison soll der Vergangenheit angehören. Die DEL und die DEL2 modifizierten vor einigen Tagen die Auf- und Abstiegsregelung. Unter anderem gibt es keine Mindestkapazität der Arenen mehr, bislang waren 4500 Plätze vorgeschrieben. Damit sollen mehr Zweitligisten die Chance auf einen Aufstieg erhalten. Offen bleibt dennoch, wie viele Zweitligisten auch das wirtschaftliche Umfeld besitzen, um im Oberhaus mithalten zu können.
Die Panther schicken ein Dankeschön in die Oberpfalz nach Regensburg
Die Panther schickten jedenfalls ein dickes Dankeschön in die Oberpfalz. "Unsere Glückwünsche gehen an die Eisbären Regensburg, die eine fantastische Saison gespielt haben. Für unsere sportlichen Planungen ist es wichtig, dass wir jetzt Gewissheit haben", sagte der neue Sportdirektor Larry Mitchell. Der 56-Jährige skizzierte das weitere Vorgehen: "Wir werden die Herausforderung DEL mit der nötigen Demut, aber auch mit entsprechendem Ehrgeiz angehen und uns personell bestmöglich aufstellen. In den kommenden Tagen und Wochen wird unser neues Team Stück für Stück ein Gesicht bekommen.“
Mitchell muss zunächst die wichtigste Position besetzen und einen neuen Trainer suchen. Der US-Amerikaner Tom Rowe, der seinen Vertrag in Nürnberg nicht verlängerte, ist offenbar ein heißer Kandidat – sollte er noch nicht bei einem anderen Klub unterschrieben haben. Vor allem die Kölner Haie sind (nach der Trennung von Uwe Krupp) stark an Rowe interessiert. Mitchell wiederum kennt Rowe sehr gut und wollte ihn auch schon nach Ingolstadt holen, als er dort die sportliche Verantwortung trug. Damals allerdings setzte sich der ERCI-Aufsichtsrat mit einem Votum für Doug Shedden durch. Sollte Mitchell in seiner neuen Funktion als Sportdirektor der Panther erfolgreicher sein, käme dann auch wohl Rowes langjähriger Assistent Manuel Kofler nach Augsburg. Der 44-Jährige ist dort kein Unbekannter. Von 2004 bis 2007 trug er das AEV-Trikot.
Auch Gerry Flemming ist eine Option für den AEV
Eine weitere Option könnte aber auch Gerry Flemming sein. Der assistierte von 2018 bis 2021 bei den Eisbären Berlin. Als Cheftrainer führte er in der Saison 2022/23 die Löwen Frankfurt in die erste Play-off-Runde, ehe ihn Mitchell zum EHC Kloten in die Schweiz lotste. Dort allerdings musste er schon im November wieder gehen. Mitchell übernahm übergangsweise den Trainerposten in Doppelfunktion.
Bei einer weiteren DEL-Zugehörigkeit besitzen die Panther offenbar Vertragsoptionen mit einigen Spielern, wie den Verteidigern Mick Köhler oder auch Luca Tosto. Torwart Keller steht noch ohne Kontrakt da, zeigte sich nach den Saisonabschlussgesprächen jedoch "optimistisch", auch weiterhin das AEV-Trikot zu tragen. Kandidaten für einen neuen Vertrag könnten auch Thomas J. Trevelyan, Max Renner, Niklas Länger, Moritz Elias und Alexander Oblinger sein. Noch nicht offiziell verabschiedet wurden zudem der letztjährige Topscorer Anrei Hakulinen, sein finnischer Landsmann Jere Karjalainen und Torjäger Chris Collins. Die drei hatten vergangene Saison häufig die erste Panther-Sturmreihe gebildet und ihre DEL-Tauglichkeit unter Beweis gestellt. Gleichzeitig macht das Gerücht eines ersten Neuzugangs die Runde. Angeblich ist Verteidiger Kristian Blumenschein von Zweitligist Lausitzer Füchse im Anflug.