
Luke Esposito ist kein Mann, der große Reden schwingt. Eher einer, der in knappen Sätzen sagt, was es zu sagen gibt. Bisweilen lächelt er und präsentiert dabei eine formidable Zahnlücke. Spuren einer Eishockey-Karriere, die ihn jetzt nach Augsburg verschlagen hat. Die vergangenen fünf Jahre ging er für Bakersfield in der American Hockey League auf Torejagd, zuvor spielte der US-Amerikaner auch schon für die Grand Rapids Griffins in der AHL. Im Hinterkopf habe er aber immer gehabt, auch noch den Sprung über den großen Teich nach Europa zu wagen. Als sein Vertrag dann am Ende der vergangenen Saison in Bakersfield auslief, war das Timing für einen Anruf aus Augsburg perfekt. "Es hat sich eine neue Tür für mich geöffnet und es hat sich gut angefühlt, die Chance zu nutzen", sagt Esposito.
AEV-Neuzugang Luke Esposito will in Augsburg auch ein wenig Deutsch lernen
In Augsburg habe er einen tollen Klub mit einer großen Historie vorgefunden. Doch auch wenn er die Stadt toll findet, tun sich doch noch einige Hindernisse im Alltag auf. Es seien vor allem die Kleinigkeiten, in denen sich das Leben hier von dem in den USA unterscheide. Doch Esposito hat sofort begonnen, mithilfe einer App zumindest Basiskenntnisse der deutschen Sprache zu lernen. Das unterscheidet den 29-Jährigen von vielen anderen Profis aus Nordamerika, die teilweise auch nach vielen Jahren in Deutschland kaum mehr als Ja und Nein sagen konnten. "Wie geht es dir? Mir geht es gut", waren die ersten Sätze. Und, natürlich: "Ein Bier, bitte."
In der Kabine habe am Anfang noch eine gewisse Unsicherheit geherrscht. "Wir haben 17 neue Spieler in der Mannschaft. Ein paar davon kommen aus längeren Verletzungen oder haben noch nicht in Europa gespielt", sagt Esposito. Deswegen sei es auch schwer, so früh schon ein Saisonziel zu formulieren. "Wir sind alle Wettkämpfer, wir wollen alle so oft wie möglich gewinnen. Die Ziele werden wir klarer sehen, wenn wir wissen, was für ein Team wir haben. Wir müssen jetzt erst einmal selbstbewusst sein und uns darauf freuen, spielen zu dürfen."
Luke Esposito: "Es geht nicht darum, wer die meisten Punkte macht"
Esposito selbst sieht sich in erster Linie als Spielmacher, "der seine Mitspieler finden will. Ich liebe es, mit einem Torjäger wie Puempel zusammenzuspielen." Am Anfang seiner Karriere sei das noch anders gewesen. "Ich war einer von denen, die am liebsten in der Offensive zu Hause sind." Erst als er Profi wurde, habe sich das verändert. "Du lernst zu checken, du lernst, in Unterzahl zu spielen. Inzwischen habe ich mehr Balance in meinem Spiel. Es geht nicht darum, wer die meisten Punkte macht. Du kannst natürlich punkten, aber du musst vor allem deinen Mannschaftskameraden helfen."
Beim Blick in den Lebenslauf von Esposito fallen zwei Dinge auf: seine Universität und seine Verwandtschaft mütterlicherseits. Beide Punkte leben von der Prominenz ihrer Namen. Studiert hat Esposito in Harvard, der vielleicht bekanntesten Universität in den USA. Über den Sport habe er dort einen Platz bekommen, erzählt Esposito. "Meine Noten waren zwar gut, aber nicht gut genug, um nach Harvard gehen zu können. In Kombination mit Eishockey war es dann eben doch möglich", erzählt Esposito, der Soziologie studierte und einen Bachelorabschluss hat.
Trotz des Studiums sei für ihn immer klar gewesen, danach erst einmal als Profi sein Geld verdienen zu wollen. Rund ein Dutzend anderer Studenten habe den gleichen Plan gehabt und diesen dann auch in die Tat umgesetzt. In Harvard sei es aber trotzdem üblich, die Uni mit einem Abschuss zu verlassen.
Der weltberühmte Mark Messier ist Espositos Onkel
Bleibt der Teil der Verwandtschaft, der Mädchennamen seiner Mutter trägt: Messier. Mark Messier ist einer der besten Eishockeyspieler, der je in der NHL seine Schlittschuhe schnürte. Experten nennen seinen Namen in einem Atemzug mit Wayne Gretzky. Knapp 2000 Spiele absolvierte er in der besten Liga der Welt und ist damit der Rekordhalter. Hinter Gretzky und Jaromir Jagr belegt der 62-Jährige Platz drei der ewigen Scorerliste. Messier gewann sechs Stanley Cups und ist der einzige Spieler, dem das als Kapitän zweier unterschiedlicher Klubs gelang. Marks Bruder Paul spielte unter anderem sechs Jahre in Mannheim und auch deren Vater Doug, Espositos Großvater, war lange Jahre als Profi und Trainer tätig. Viel Druck für einen weiteren Eishockeyspross der Familie, könnte man meinen.
Doch Esposito selbst sieht das ganz anders. "Manche Leute denken, dass es eine Bürde ist, einen Onkel wie Mark Messier zu haben. Ich habe das nie so gesehen", erzählt er routiniert. Er hat diese Fragen schon oft beantwortet. Seine Eltern hätten nie Druck ausgeübt, dass er auch Eishockey spielen müsse. "Es war gut, wenn ich es getan habe. Aber wenn nicht, wäre es auch okay gewesen." Vielleicht genau deshalb habe es für ihn aber nie eine andere Wahl gegeben. "Ich wollte immer Eishockey spielen und habe zu meinem Onkel aufgeschaut." Und von der geballten Erfahrung in der Familie profitiert.