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Augsburg
Jerome Flaake ist ein Modefan, der durch Zufall zum Eishockey kam
Der 33-Jährige spielt erstmals in seiner Heimatstadt Augsburg. Dass er überhaupt zum Eishockey kam ist "eine Schicksalsgeschichte". Beim AEV will das Teilzeit-Model Führungsaufgaben übernehmen.
Florian Eisele
 |  aktualisiert: 11.03.2024 10:54 Uhr

Dass im Leben oft der Zufall die Regie führt und für die wirklich entscheidenden Situationen sorgt, kann Jerome Flaake bestätigen. Als Grundschüler erlebte der heute 33-Jährige das, was er heute als "Schicksalsgeschichte" bezeichnet. In der Grundschule in Königsbrunn, die der damals Siebenjährige besuchte, wurde eines Tages ein Heft mit Schnupperangeboten für Kinder verteilt. Und für den kleinen Jerome stand fest, was er werden wollte: "Ich wollte unbedingt in einer Gärtnerei mitarbeiten. Ich weiß gar nicht mehr, wieso." Das Problem: "Aber das wollten damals alle bei mir in der Klasse." Am Ende war kein Platz mehr in der Gärtnerei mehr frei, der Tag war für den Schuljungen gelaufen. "Ich bin heulend nach Hause gekommen. Und am nächsten Tag ist sogar meine Mutter mit mir in die Schule gegangen, um mit dem Lehrer zu sprechen, ob nicht doch noch ein Platz frei wäre." 

Dass der Lehrer damals hart blieb, war das große Glück für den Schuljungen. "Der Lehrer meinte dann: Es gibt doch auch Eishockey. Probier das mal aus." Flaake, der in seinem Leben noch nie einen Schläger in der Hand gehalten hatte und bis dato auch nicht Schlittschuhlaufen konnte, probierte es aus - und schnell war klar: "Das ist genau mein Ding." Beim ESV Königsbrunn fiel sein Talent schnell auf - und auch die AEV-Jugend bekam schmerzhaft zu spüren, dass sich da Topf und Eimer gefunden hatten. "Bei einem Jugendspiel haben wir 8:1 gegen den AEV gewonnen, ich habe sieben Tore geschossen. In der AZ stand danach: Flaake gegen Augsburg", sagt der heute 33-Jährige und lacht. 

Jerome Flaake will 15 bis 20 Tore für die Augsburger Panther erzielen

In der kommenden Saison heißt es erstmals: Flaake für Augsburg. Nach Stationen in Köln, Düsseldorf, Hamburg, München und Ingolstadt wird der Stürmer erstmals in seiner Heimat spielen. "Das ist etwas Besonderes für mich. Ich weiß noch, wie ich als Kind um die Autogramme und Schläger von Bob Wren oder Brett Engelhardt gebettelt habe. Und jetzt spiele ich erstmals für den AEV." Und es wird deutlich häufiger Verwandtschaftsbesuch geben: Seine Eltern wohnen mittlerweile in Haunstetten, sein Bruder samt Familie weiterhin in Königsbrunn. Kontakt zum AEV hat es frühzeitig gegeben, schon als noch gar nicht klar war in welcher Liga die Panther in der kommenden Saison auflaufen werden. "Ich hätte auch in der zweiten Liga hier gespielt. Dass es jetzt doch die DEL geworden ist, ist umso besser." Dass in der aktuellen Mannschaft mit ihm, Alexander Oblinger, Markus Keller, Niklas Länger gleich mehrere Augsburger spielen, könne ein Vorteil sein: "Wir wollen jetzt vorangehen und für den Verein einstehen." 

Dass manche Fans dem aktuellen Kader skeptisch gegenüberstehen,  sieht Flaake gelassen: "Die Panther haben keine gute Saison hinter sich, sind sportlich abgestiegen. Und jetzt ist eben die Befürchtung da, dass es so weitergeht. Ich glaube aber, dass wir eine gute Truppe sein werden." Dass in der vergangenen Spielzeit wenig gepasst hat beim AEV, hat Flaake mit seinem damaligen Verein Ingolstadt erlebt: Drei von vier Spielen gewann der ERC. Teilweise - beim 5:1 in Ingolstadt oder beim 0:5 in Augsburg - sogar glatt. Flaake erinnert sich an die Partien gegen seinen jetzigen Klub: "Das Feuer hat irgendwie gefehlt, es hat nicht gepasst." Dass es in der kommenden Saison anders wird - dazu möchte er selbst einen großen Teil beitragen. "Was die Anzahl der DEL-Spiele angeht, bin ich der erfahrenste Spieler im Kader. Ich will den jungen Spielern ein Vorbild sein. Und klar, ich will mit Toren meinen Teil zum Erfolg beitragen. Wenn es gut läuft, kann ich 15 bis 20 Tore schaffen."

Flaake modelte im Hamburger Szeneladen und entwarf eigene T-Shirts und Caps

Mutige Töne - und auch privat mag es der Modefan Flaake mit einer Portion Extravaganz. Seine Kleidung machte einen Großteil bei seinen Umzügen aus, etwa 80 Paar Schuhe habe er zu Hause. In seiner Zeit in Hamburg designte er Caps und T-Shirts, die im Fanshop seines damaligen Klubs Hamburg Freezers erhältlich waren, zusätzlich modelte er im Hamburger Szeneladen "Ebb und Flow", das dem ehemaligen Fußballprofi Marius Ebbers gehörte. "Mode hat mich einfach schon immer interessiert. Ich mache mir schon Gedanken, was ich an welchem Tag anziehe und welche Stücke ich mit welchen kombiniere." Von der Leidenschaft profitiert auch seine Frau Michelle, die er in Düsseldorf kennen gelernt hat: "Ich shoppe einfach gerne - und da hat sie auch was davon." Das Paar hat in diesem Sommer geheiratet. "Das Motto der Feier war: Alles in Weiß, so ein bisschen Ibiza-Party-Stil", sagt Flaake.

Übrigens: In einem weiteren Berufsfeld hat sich Flaake als Jungprofi ebenfalls mal versucht - allerdings mit überschaubarem Erfolg. 2011 nahm er mit ein paar Freunden aus Augsburg am Casting zu "Deutschland sucht den Superstar" teil. Er erinnert sich mit einem Lachen: "Meine Kumpels haben das weit ernster genommen als ich und ich bin mehr aus Spaß nach München mitgefahren, wo das Casting stattfand." Von Juror Dieter Bohlen gabs für alle drei Kumpels eine klare Absage. Flaake, der den Grönemeyer-Song "Der Weg" sang, nimmts auch heute noch mit Humor: "Ich dachte eigentlich schon, dass ich halbwegs singen kann - aber Bohlen war da anderer Meinung."

 
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