Es brodelt unter den Anhängern der Augsburger Panther. Zum einen in den sozialen Netzwerken, die voll sind mit Beiträgen, die sich im Spannungsfeld zwischen Galgenhumor, Wut und Angst bewegen. Vielfach wird gefordert, Trainer Peter Russell zu entlassen. Er habe es nicht geschafft, der Mannschaft ein erkennbares System zu geben. Die Mannschaft wiederum wird genauso hart kritisiert. Emotionslos und planlos sei, was sie zusammenspiele. Da sich in den Netzwerken aber oft vor allem diejenigen treffen, die ihren Unmut loswerden wollen, müssen diese Kommentare nicht automatisch die Stimmungslage exakt widerspiegeln.
Sehr viel mehr Sorge sollte den Panther-Verantwortlichen machen, dass nach der Heimniederlage gegen Berlin ein gellendes Pfeifkonzert zu hören war. In Augsburg durchaus ungewöhnlich. Nur aus dem Block der Ultras gab es noch aufmunternden Applaus. Der Großteil des Publikums fand angesichts der Tabellensituation aber wenig Gefallen an den dargebotenen Leistungen. Die Abstiegsangst geht um. Mancher erinnert gar schon an längst vergangene Duelle mit Kaufbeuren, das momentan in der DEL2 spielt.
Kaufbeuren gegen Augsburg? Lange Zeit war das undenkbar
Dieses schwäbische Derby schien lange Zeit undenkbar. Sportlich und infrastrukturell trennen die beiden Klubs Welten. Über viele Jahre verhinderte eine fehlende Auf- und Abstiegsregelung das Aufeinandertreffen. Die gibt es nun und auf einmal ist die Sorge groß, dass Augsburg zu Kaufbeuren in die DEL2 absteigt. Als Tabellenvierzehnter steht die Mannschaft von Trainer Peter Russell auf einem der beiden Abstiegsplätze. Inzwischen bedarf es gleich zweier Ereignisse, um die Zweitklassigkeit noch zu verhindern. Zum einen dürften weder Kassel noch Krefeld noch Dresden Meister in der DEL2 werden. Denn dieses Trio hat sich um eine DEL-Lizenz beworben, müsste für den Aufstieg aber die Play-offs gewinnen. Passiert das nicht, bleibt der Tabellenvierzehnte der DEL erhalten. Nur der Letzte, momentan ist das Bietigheim, würde direkt absteigen, da die Liga wieder auf 14 Klubs reduziert werden soll.
Die zweite Variante wäre zum anderen, dass die Panther Tabellenplatz 14 verlassen. Doch das scheint nach den jüngst gezeigten Leistungen einigermaßen fraglich. Mit 30 Punkten nach 30 Spielen bringen sie es gerade mal auf den Punktequotienten 1. Der Aufschwung nach der Deutschland-Cup-Pause scheint nur ein Zwischenhoch gewesen zu sein. Zwar sind die Special-Teams (also Über- und Unterzahl) deutlich verbessert, aber bei Fünf-gegen-Fünf schießen die Panther viel zu wenige Tore.
Mark Pederson musste mit einem deutlich besseren Punkteschnitt gehen
Rückblick: Vergangene Saison hatten die Panther nach 30 Spielen immerhin 38 Zähler auf dem Konto. Trainer war damals Mark Pederson. Er musste ein paar Wochen später, inmitten der Olympia-Pause, am 7. Februar gehen. Augsburg stand damals auf Tabellenplatz elf und hatte mit 47 Punkten aus 37 Spielen einen Punktequotienten von 1,270 vorzuweisen. Für Pederson kam Serge Pelletier. Damals kommentierte unsere Redaktion: "Der neue Trainer hat nur eine Aufgabe: bloß nicht absteigen."
Inzwischen hat sich die Lage noch einmal verschlechtert und es scheint mit Blick in die Historie nur eine Frage der Zeit, bis Panther-Hauptgesellschafter Lothar Sigl erneut einen Trainer zum unerfreulichen Einzelgespräch bittet.
Panther-Verteidiger Rogl: "Jeder hasst es zu verlieren"
Noch aber ist Russell Trainer der Panther und kehrte zusammen mit der Mannschaft am Mittwochmorgen gegen fünf Uhr aus Köln zurück, wo sie 2:4 unterlegen war. Keine fünf Sätze seien im Bus gesprochen worden, sagt Verteidiger John Rogl. Eine Stimmung wie auf einer Beerdigung habe geherrscht. "In einer Situation wie der unseren müssen wir jetzt endlich mal die Siege festmachen, egal wie, und nicht ständig aus der Hand geben. Das darf uns nicht passieren. Es war ein verdammt wichtiges Spiel und wir konnten es nicht zumachen."
Nach dem trainingsfreien Mittwoch folgen für die Mannschaft zwei Trainingstage, ehe über Weihnachten noch einmal zwei Tage frei sind. Bis dahin muss die Mannschaft die jüngsten Niederlagen abhaken und den Blick wieder nach vorne richten. "Jeder hasst es zu verlieren", sagt Rogl. Die Wut und Enttäuschung seien riesig. "Aber du kannst es jetzt nicht mehr ändern. Du musst nach vorne schauen und weiterarbeiten." Nur den Satz, dass man aus den Niederlagen lernen müsse, kann Rogl nicht mehr hören. "Das stimmt natürlich, aber das war auch schon nach den letzten zwei Niederlagen so. Bisher schaffen wir es aber leider nicht." Der Optimismus innerhalb der Mannschaft sei dennoch ungebrochen. "Wir werden gegen München wieder angreifen. Aus dem Derby gegen München sind wir öfter als Sieger herausgegangen. In einem Derby kann immer alles passieren."
Ein wichtiger Faktor wird dann auch wieder die Unterstützung von den Rängen sein, wenngleich es von dort zuletzt Pfiffe zu hören gab. Sehr wahrscheinlich wird das Curt-Frenzel-Stadion ausverkauft sein, wenn der ungeliebte Nachbar am zweiten Weihnachtsfeiertag anreist. Rogl hat Verständnis für die jüngsten Missfallensbekundungen, "die Zuschauer haben jedes Recht dazu. Die unterstützen uns, wo sie können. Sie zahlen Eintritt für Spiele, in denen wir dann teilweise echt nicht gut spielen".