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Augsburger Panther
"Augsburg waren die schwierigsten zwei Jahre meiner Karriere"
Der ehemalige Panther-Torwart Endras spricht im Interview über seine lange Karriere, seine Rückkehr zu den Panthern und die neue Aufgabe als Torwarttrainer des DEL-Klubs.
Milan Sako
 |  aktualisiert: 15.05.2024 02:48 Uhr

Vom Tor auf die Trainerbank. Wie schwer oder wie leicht ist Ihnen die Entscheidung gefallen?

Dennis Endras: Das ist keine Entscheidung, die man von heute auf morgen trifft oder innerhalb von fünf Minuten. Ich glaube, dass es ein schleichender Prozess war. Mal macht man sich mehr Gedanken, mal weniger. Ich glaube, wenn der Gedanke mal im Kopf ist, dann spukt er immer wieder herum. Für mich fühlt es sich jetzt richtig an. Ich freue mich auf eine neue Aufgabe.

Wann haben Sie sich entschieden, die Torwartlaufbahn zu beenden?

Endras: Zuerst einmal wollte ich die Saison möglichst erfolgreich beenden. Weil es zu viele Fragezeichen gab, fanden während der Spielzeit auch keine Gespräche statt. Danach waren die Fragen da, was mit den Trainern passiert und ob es überhaupt einen Platz für mich gibt. Anschließend hatte ich sehr gute Gespräche mit Lothar Sigl (Hauptgesellschafter der Panther, Anm. d. Red.). Man hat mir signalisiert, dass man mich halten will und ich bin froh, dass wir einen gemeinsamen Nenner gefunden haben. Auch meine anschließenden Gespräche mit Larry waren durchweg positiv und haben mich in meiner Entscheidung bestärkt.

Fühlt sich der Zeitpunkt richtig an?

Endras: Ja, auf jeden Fall. Ich habe so viel erleben dürfen, habe so viele schöne Momente gehabt. Jetzt kann ein neues Kapitel starten, für mich und für meine Familie. Nahtlos weiterarbeiten zu dürfen, sehe ich nicht als selbstverständlich an und bin dankbar für diese Chance.

Die Panther hatten im zweiten Jahr in Folge riesiges Glück, dass sie aus der Deutschen Eishockey Liga nicht absteigen mussten. Wie haben Sie das erlebt?

Endras: Es ist einfach unglaublich. Jetzt hoffe ich, dass die richtigen Schlüsse daraus gezogen werden und uns das nicht ein weiteres Mal passiert. Natürlich bleibt unser großes Ziel, nicht abzusteigen. Aber wir müssen ein anderes Mindset schaffen, das mehr auf Erfolg getrimmt ist.

Larry Mitchell hat ihnen vor vielen Jahren als junger Torwart den DEL-Durchbruch in Augsburg ermöglicht. Jetzt werden sie Torwartcoach im Trainerteam von Sportdirektor Mitchell. Ist es Zufall, dass sich die Lebenswege immer wieder in Augsburg kreuzen?

Endras: Schwer zu sagen. Auf jeden Fall ist es eine schöne Geschichte. Wir hatten ja über all die Jahre immer Kontakt, unser gemeinsamer Erfolg in Augsburg mit der Vizemeisterschaft 2010, das verbindet. Jetzt darf ich wieder für ihn arbeiten. Ich glaube, dass es Larry Spaß macht, in Augsburg wieder anzupacken und hier seinen Stempel aufzudrücken. Auch ich bin gespannt, wie er den Neuaufbau vom Trainerteam bis zu den Spielern mit vielen Neuzugängen managt.

Was schätzen Sie an Sportdirektor Larry Mitchell?

Endras: Er verfügt über wahnsinnige viele Kontakte in der Eishockey-Szene. Mit seinem Engagement zuletzt in der Schweiz ist da noch einiges dazu gekommen. Er ist auch ein bisschen besessen von diesem Sport, was ganz wichtig ist für diese Position. Er lebt Hockey 24 Stunden lang, kennt den Standort Augsburg. Larry weiß, was die Fans sehen wollen. Er weiß, wie so ein Gerüst auszuschauen hat, das erfolgreich ist. Jetzt hat er ein mehr oder weniger weißes Papier vor sich liegen und kann loslegen.

Wie beurteilen Sie persönlich die vergangenen zwei Jahre in Augsburg?

Endras: Das waren emotional die schwierigsten zwei Jahre in meiner Karriere. Sportlich lief es gar nicht nach Wunsch. Wir wären zweimal mehr oder weniger abgestiegen. Es gab einiges Durcheinander und es waren auch einige Emotionen im Spiel. Ich will da nicht näher darauf eingehen. Andererseits lasse ich mir dadurch die Liebe zu Augsburg und zum Verein nicht nehmen, sondern schaue jetzt nach vorn. Ich glaube, das müssen wir alle tun, damit wir gemeinsam hier wieder Erfolg haben.

Wenn Sie auf Ihre Laufbahn zurückblicken: Bereuen Sie im Nachhinein eine Entscheidung?

Endras: Darüber habe ich mir auch schon Gedanken gemacht. Im Nachhinein muss ich sagen, hätte ich alles ein bisschen entspannter angehen sollen. Aber dann weiß man natürlich wieder nicht, wo wäre es dann hingegangen? Ich habe 24 Stunden lang für meinen Eishockeysport gelebt. 20 Jahre lang, da kommt schon das eine oder andere graue Haar. Im Endeffekt bin ich dankbar für alles, was ich erleben durfte. Es war mehr, als ich mir jemals erträumt hätte.

Was wird Ihnen am meisten fehlen, wenn Sie nicht mehr Spieler sind, sondern als Trainer auf der anderen Seite stehen?

Endras: Jetzt ist die Situation ganz leicht, weil noch keiner da ist. Ich treibe immer noch viel Sport, aber ohne den Druck, der jetzt im Training wieder zu spüren wäre. Das tut gerade richtig gut. Aber wenn Ende Juli die meisten Spieler hier eintrudeln, wenn du nicht mehr in der Kabine hockst, sondern im Trainerzimmer, dann bin ich gespannt, was das mit mir macht. Darum hoffe ich, dass wir ein gutes Trainerteam haben, in dem man sich gegenseitig schätzt und alle an einem Strang ziehen.

Was werden Sie nicht vermissen, wenn Sie nicht mehr Torhüter sind?

Endras: Druck hast du auf jeder Position in einem Eishockeyteam, egal ob als Spieler oder Trainer. Aber ich glaube, als Torwart ist der Druck schon immens groß. Da fällt schon ein Rucksack von dir ab. Wenn du diese ganz intensive Vorbereitung auf das Spiel nicht mehr hast.

Sie werden künftig der Trainer ihres bisherigen Torwartkollegen Markus Keller sein. Muss man das Verhältnis neu sortieren?

Endras: Wir haben schon darüber geredet, das war mir wichtig. Markus und ich kommen bestens miteinander aus, auch die Frauen verstehen sich gut, wir machen mit den Kindern vieles gemeinsam. Das wollen wir auf jeden Fall aufrechterhalten. Aber es gibt für mich viel zu lernen auf dem neuen Posten.

Haben Sie schon den Trainerschein?

Endras: Im Juli mache ich einen Trainerschein, danach die Torwarttrainerausbildung. Aber ich habe vor Jahren selbst Camps für Torhüter organisiert und Freunden geholfen. Deshalb ist das für mich kein Neuland.

Sportdirektor Mitchell hat uns im Interview erzählt, dass er Ihnen die ersten Aufgaben erteilt hat. Dürfen wir erfahren, worum es geht?

Endras: Alles kann ich nicht erzählen. Ich schaue mir an, wer wo in der Liga im Tor steht, und verschaffe mir einen generellen Überblick. Ich sichte auch Videos von Markus Keller vom letzten Jahr, und schaue, woran wir künftig arbeiten können.

Die ehemaligen AEV-Cheftrainer wie Gunnar Leidborg oder Peter Russell waren als Aktive ebenfalls Torhüter. Peilen Sie irgendwann den Posten des Chefcoaches an?

Endras: Ein ganz klares Nein. Ich bin zwar lange dabei, aber die taktischen Feinheiten haben mich nie großartig interessiert. Ich hatte genug damit zu tun, mich auf mein Torwartspiel zu fokussieren. Dabei soll es bleiben.

 
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