Als der Kanadier Jesse Graham nach der Saison 2021/22 dem Ruf des Geldes in Richtung Kasachstan folgte und zum KHL-Klub HK Barys Astana wechselte, schauten sie ihm in Augsburg mit einem weinenden und einem lachenden Auge hinterher. Einerseits hatte man bei den Panthern noch selten einen derart offensivgewaltigen Verteidiger gesehen. Läuferisch stark und mit einem extrem schnellen, präzisen Passspiel ausgestattet, brachte er es auf stolze 39 Torvorlagen in 52 Spielen. Dazu kamen noch drei eigene Treffer.
Inzwischen verdient Graham sein sicherlich stattliches Gehalt im russischen Sotschi. Sportlich hat es seitdem keinen vergleichbaren Spieler in Augsburg gegeben. Allzu traurig wirkte beim AEV dennoch kaum einer, als der Abschied nach nur einer Saison feststand. Aus der Kabine war zu hören, dass Graham die Panther von vornherein nur als Durchgangsstation in eine europäische Topliga gesehen habe und diese Haltung durchaus offensiv vertrat. Zudem hatte er allzu oft vergessen, dass ein Verteidiger bisweilen auch vor dem eigenen Tor zu sehen sein sollte.
Panther suchten einen Strippenzieher für das Powerplay
Die Rolle des Strippenziehers aus dem eigenen Drittel hatten die Panther-Verantwortlichen in der vergangenen Saison David Warsofsky anvertraut. Doch schon da fehlte er lange Zeit verletzt. Und auch momentan fällt er nach einer Gehirnerschütterung auf unbestimmte Zeit aus. Vor allem in Überzahl fehlt seitdem ein Verteidiger, der das Powerplay aufziehen kann. Otso Rantakari zeigt immer wieder, dass er diese Rolle übernehmen kann, taucht dann aber allzu oft wieder ab. Jetzt haben die Panther reagiert und mit Nicholas Welsh einen Spieler verpflichtet, dem (rein sportlich) ähnliche Attribute wie einst Jesse Graham nachgesagt werden. Einer, der mit seiner läuferischen Klasse und seinem Passspiel den entscheidenden ersten Pass spielen kann. Einer, der es schafft, das schnelle Umschaltspiel zu initiieren, das Trainer Christof Kreutzer sehen möchte.
AEV-Neuzugang hatte sein Glück in Finnland versucht
Am Freitagvormittag gab der DEL-Klub die Personalie bekannt. Welsh wechselt von JYP Jyväskylä aus der finnischen Eishockey-Liga nach Augsburg. In der Deutschen Eishockey Liga kennt er sich bereits bestens aus: Von 2021 bis 2023 spielte der 26-Jährige für die Nürnberg Ice Tigers. In 85 Spielen brachte er es auf neun Treffer, 42 weitere bereitete er vor. Zur Saison 2023/24 versuchte Welsh sein Glück in Finnland. Für JYP bestritt er 22 Partien (1 Tor/2 Assists).
Mit seiner Position in der Mannschaft war er aber offenbar nicht zufrieden. Dies lässt sich auch aus der Pressemitteilung der Finnen herauslesen. Dort wird Sportdirektor Mikko Viitanen mit den Worten zitiert, dass man Welsh ursprünglich für eine viel verantwortungsvollere Rolle geholt habe. Angesichts starker Konkurrenz sei nicht absehbar, "dass die Rolle von Welsh in Zukunft zunehmen würde. Aus diesen Gründen haben wir uns entschieden, den Spielervertrag aufzulösen."
Lobende Worte vom Panther-Trainer für Nicholas Welsh
Gut für die Augsburger. Panther-Coach Christof Kreutzer sagte dazu am Freitag: „Wir haben den Spielermarkt immer im Blick und speziell nach den verletzungsbedingten Ausfällen von Dave Warsofsky und Mick Köhler verschiedene Optionen ausgelotet. In den letzten 24 Stunden hat sich dann abgezeichnet, dass Nick Welsh auf den Markt kommen könnte, weshalb wir schnell gehandelt haben. Wir kennen ihn aus seiner Zeit in Nürnberg gut und wissen, dass wir einen sehr guten Skater, Aufbau- und Überzahlspieler für unser Team bekommen", so Kreutzer.