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Motorsport
Diese Folgen hat der Formel-1-Einstieg für Audi
Der Hersteller aus Ingolstadt zieht sich mehr und mehr aus dem Motorsport zurück und konzentriert sich voll auf die Königsklasse. Das gefällt nicht jedem im Konzern.
Formel-1-Einstieg von Audi       -  Der ehemalige Chef Markus Duesmann (rechts) hatte das Formel-1-Projekt vor zwei Jahren in Spa vorgestellt.
Foto: Hasan Bratic, dpa | Der ehemalige Chef Markus Duesmann (rechts) hatte das Formel-1-Projekt vor zwei Jahren in Spa vorgestellt.
Marco Scheinhof
 |  aktualisiert: 05.11.2024 02:41 Uhr

Kurze Nächte gab es viele. Weil gearbeitet oder auch mal gefeiert wurde. Audi hat im Motorsport vieles ausprobiert, ganz unterschiedliche Serien. Der Hersteller aus Ingolstadt fuhr lange Zeit in der Langstrecken-WM mit dem Höhepunkt der 24 Stunden von Le Mans. Wer da dabei war, musste bereit sein, auf Schlaf zu verzichten. Als sich abzeichnete, dass elektrische Antriebe vermehrt in Serienfahrzeuge eingebaut werden, verlagerte sich das Engagement in die Formel E. Zuletzt haben die Ingolstädter zu Jahresbeginn die berühmte Rallye Dakar gewonnen. Erstmals mit einem Hybrid-Fahrzeug in der Wüste. Nicht zu vergessen die 25 gemeinsamen Jahre mit dem Kemptener Rennstall Abt in der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft (DTM). Das Betätigungsfeld von Audi war vielfältig. Bald wird es monothematisch.

Ab 2026 steigt Audi in die Formel 1 ein. Diesem Vorhaben ist alles untergeordnet. Viele interne Kräfte, die zuletzt in anderen Bereichen beschäftigt waren, sind zu diesem Prestigeprojekt gewechselt. Bereits vorhandenes Wissen soll genutzt werden. Ingenieure aus der Formel E kennen sich bestens mit elektrischen Motoren aus. Ingenieure aus der DTM haben jahrzehntelang einen leistungsstarken Verbrenner gebaut. Ab 2026 gilt in der Formel 1 ein neues Reglement, das einen Motor vorsieht, der zu gleichen Teilen als Verbrenner und elektrisch funktioniert. Die Basis also ist bei Audi gelegt.

Formel 1 ist ein großer Einschnitt für Audi

Das Bekenntnis hin zur Formel 1, das einen gleichzeitigen Rückzug als Werksteam aus allen anderen Rennserien erfordert, ist ein großer Einschnitt. Für die Königsklasse wurde eine eigene GmbH gegründet, damit die Entscheidungswege kürzer werden. Was lange Zeit eine Stärke Red Bulls war, der direkte Weg zum mittlerweile verstorbenen Chef Dietrich Mateschitz und damit eine schnelle Umsetzung von Ideen, dient als Vorbild. Und damit kein Umweg über irgendein Gremium, der einen Prozess über mehrere Wochen nach sich zieht.

Ganz wird der Motorsport am Standort in Bayern nicht verschwinden. Der Motor soll weiter in Neuburg an der Donau entwickelt und gebaut werden. Dafür wurden eiligst Motorprüfstände errichtet. Der Rest des künftigen Teams wird in Hinwil in der Schweiz arbeiten. Audi hat das Sauber-Team übernommen, arbeitet jetzt bereits unterstützend, ehe 2026 der Werkseinsatz erfolgt.

Mit Mattia Binotto wurde ein erfahrener Formel-1-Chef verpflichtet. Er soll bereits jetzt das strauchelnde Sauber-Team wieder in die Spur bekommen. In dieser Saison haben die Schweizer noch keinen WM-Punkt geholt. Nicht die besten Voraussetzungen, um schnell erfolgreich zu sein. Audi weiß, dass es Zeit braucht, um an die Spitze zu kommen. Zeit, die ein solch großer Hersteller nicht unbedingt hat.

Erfolge werden in der Regel schnell erwartet. So wie es oftmals bei den bisherigen Motorsport-Engagements der Fall war. In allen Rennsportserien, die der Hersteller betrieben hat, konnte er zudem Erkenntnisse für die Serienproduktion gewinnen. Am meisten wohl beim Langstreckenklassiker in Le Mans. Die 24-Stunden-Hatz stellt Teams, Fahrer und Autos vor besondere Herausforderungen. Audi hat in Frankreich als erstes Team mit einem Diesel gewonnen, gleiches galt wenig später für ein Hybrid-Fahrzeug. Technologien, die für den Alltag nutzbar sind. Bei der Rallye Dakar gewann Audi in diesem Januar erstmals ebenfalls mit einem Hybridfahrzeug. Viele Experten hatten das dem Hersteller nicht zugetraut.

Vor Audi liegt ein harter Weg

Skepsis gibt es gegenüber dem Formel-1-Projekt. Auch innerhalb der Belegschaft. Die eine Hälfte soll sich für das Engagement in der Königsklasse begeistern, die andere ist eher zurückhaltend. Gerade in einer Situation, in der es der Volkswagen-Tochter nicht gerade rosig geht und der Mutterkonzern über massive Veränderungen nachdenkt. Die Formel 1 kostet viel Geld, sie war ein Prestigeobjekt des ehemaligen Audi-Chefs Markus Duesmann. Sein Nachfolger Gernot Döllner sagt: „Es wird ein harter Weg.“ Und: „Für mich gibt es nur zwei Arten von Engagement in der Formel 1: Gar nicht oder mit dem Anspruch, vorne - und zwar ganz vorne - dabei zu sein.“ Einige bei Audi würden wohl Variante eins bevorzugen.

Die Entscheidung aber ist gefallen, ein kurzfristiger Rückzug wird zwar immer wieder mal öffentlich diskutiert, wäre aber eine Überraschung. Zumal die bisherigen Rennserien allesamt seit dem DTM-Saisonende vorüber und damit dauerhaft für Audi beendet sind. Nur noch der Kundensport wird übrig bleiben. Also Privatteams, die bei Audi Autos kaufen können und Unterstützung mit Ersatzteilen bekommen. Allerdings werden diese Fahrzeuge nicht mehr weiterentwickelt. Das gilt in erster Linie für den R8 LMS, der speziell für den Kundensport auf der GT3-Basis konzipiert worden war. „Motorsport ist immer auch eine Kommunikationsplattform“, sagt ein Audi-Sprecher. Also auch die Möglichkeit, die eigenen Kunden zu begeistern. Mit Erfolgen. Die werden auch in der Formel 1 erwartet.

 
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