Mit dem vor wenigen Tagen verpflichteten Verteidiger Otso Rantakari sowie den bereits im Sommer geholten Ex-Nationalstürmern Anrei Hakulinen und Jere Karjalainen rollt die Finnen-Welle im Augsburger Eishockey-Team – wieder einmal. In der Deutschen Eishockey-Liga stellen die Panther die Mannschaft mit der höchsten Finnen-Dichte. Lediglich Mannheim (zwei Spieler), Frankfurt, Ingolstadt und Nürnberg (je einer) haben Profis aus dem skandinavischen Land im Kader. Ist das Zufall oder hegt der neue AEV-Trainer eine besondere Vorliebe für die Spieler aus dem Land der Tausend Seen? "Ich würde sagen beides. Spieler aus Skandinavien haben eine super Einstellung zu ihrem Sport und sind technisch wie auch läuferisch bestens ausgebildet. Aber wir haben auch Nordamerikaner im Kader. Mir kommt es auf einen guten Charakter an. Der Pass spielt keine Rolle", sagt Christof Kreutzer.
Panther-Neuzugang hatte sich offenbar verzockt
Im Fall von Rantakari wollte der Coach schnell auf die Verletzung von Nummer-eins-Verteidiger und Kapitän David Warsofsky reagieren. Der Kanadier fällt mindestens sechs Wochen lang aus. "Wir wollten nicht irgendjemanden holen. Otso macht unsere Mannschaft definitiv besser und war schnell zu haben", sagt der Panther-Coach. Ein Spieler mit seiner sportlichen Vita – der offensivstarke Verteidiger spielte für finnische Topklubs, in der Schweiz und in der KHL – passt üblicherweise nicht ins Beuteschema der Augsburger, weil er eigentlich zu teuer ist. Der erst 29-jährige Finne hatte sich im Sommer offenbar im Vertragspoker verzockt und stand jetzt noch ohne Klub da.
Kreutzer, der als General Manager auch für die Spieler-Verpflichtungen in Augsburg zuständig ist, hatte noch weitere Kandidaten auf seiner Liste. Bei dem finnischen Nationalverteidiger passte jedoch alles – Qualität, Zeitpunkt und offenbar auch die Gehaltsvorstellungen. Mit dem 29-Jährigen, der zuletzt bei IFK Helsinki spielte und mit acht Treffern und 21 Vorlagen eine glänzende Statistik vorweisen kann, wird die bislang als wackelig geltende AEV-Abwehr definitiv gestärkt. Während in der Deutschen Eishockey Liga neun Ausländer pro Partie eingesetzt werden dürfen, gibt es in der finnischen Liga keine Beschränkungen für Importspieler.
Jouni Samuli stürmte für den AEV
Dennoch setzen nur wenige Klubs auf Ausländer, meist Nordamerikaner, weil das Reservoir an einheimischen Profis riesig ist. In dem skandinavischen Land spielen 1,2 Prozent der Gesamtbevölkerung (rund 62.800) Eishockey, nur in Kanada ist diese Quote mit 1,76 Prozent höher. Im Vergleich dazu betreiben in Deutschland nur 0,04 Prozent der Bevölkerung den Sport. Die finnische Nationalmannschaft holte vier WM-Titel (1995, 20211, 2019 und 2022) sowie 2022 in Peking Olympia-Gold.
Nicht zum ersten Mal rollt die Finnen-Welle durch den Schleifgraben. Die älteren AEV-Fans werden sich an Stürmer Jouni Samuli erinnern, der in der ersten und zweiten Bundesliga von 1974 bis 1977 für den Augsburger EV brillierte und danach auch als Trainer an der Bande stand. Oder an seinen Landsmann Jorma Siitarinen. In der DEL-Saison 1997/1998 hatten die Panther mit Pekka Tirkkonen, Tero Arkiomaa und Timo Peltomaa wie heute ein Finnen-Trio unter Vertrag.
Nach den Finnen kommen die Schweden
Nur ein Jahr später folgte die sportliche Invasion der Schweden in Augsburg mit Mathias Ahxner, Patrick Degerstedt, Hakan Ahlund, Kyösti Karjalainen und Nordin El Harfaoui. Und in der nächsten Saison (1999/2000) wirbelten mit Sergej Vostrikov, Igor Maslennikov, Sergej Klimovich und Vladislav Bulyin gleich vier Russen im Curt-Frenzel-Stadion. Ein Plan steckt in diesen Fällen offensichtlich nicht dahinter. Begehrt ist, wer Tore schießt, stark verteidigt oder die Pucks fängt, unabhängig von der Nationalität.
Panther-Coach Pederson wollte nur Nordamerikaner
Lediglich der kanadische Coach Mark Pederson bekannte sich dazu, dass er möglichst nur Profis mit nordamerikanischen Wurzeln (und teilweise mit deutschem Pass) in seinem Kader haben wollte. Der Plan ging nicht auf. Nach nicht einmal einer Saison wurde Pederson im Februar 2022 durch Serge Pelletier ersetzt.