Gerd Klaus hat sich das 2:2 (0:1) zwischen Eintracht Frankfurt und Borussia Dortmund wohl genauer angeschaut als die anderen 51499 Zuschauer. Gesehen hat der der Trainer des FC 05 Schweinfurt ein Offensivspektakel. Dennoch verließ er die Arena nicht gebeugt, und erkennt durchaus eine kleine Chance für seine Mannschaft, die am Dienstagabend (20.45 Uhr) in der zweiten DFB-Pokal-Hauptrunde vor über 15000 Fans Gastgeber der Hessen ist.
„Die Frankfurter sind mental Monster, Maschinen“, war Klaus beeindruckt, mit welcher Intensität die Eintracht nach einem 0:2-Rückstand zurückgekommen ist. „Trainer Niko Kovac lebt das vor. Das ist die Art, wie er lebt, wie er selbst gespielt hat, so spielt auch seine Mannschaft“, erwartet sein Kollege einen emotionalen Eintracht-Auftritt: „Die werden uns pressen und die Luft zum Atmen nehmen wollen.“ Samstag-Gegner Dortmund hatte zwar Frankfurter Großchancen zu überstehen, war aber durch Treffer von Nuri Sahin (18.) und Maximilian Philipp (57.) in Führung gegangen. „Wenn man gegen Dortmund 0:2 zurückliegt, kommt man normal nicht mehr“, wirkte Kovac selbst überrascht. „Das zeigt, welche Moral meine Mannschaft hat.
“ Sébastien Haller (64., Elfmeter nach Foul an Ante Rebic) und Marius Wolf (68.) egalisierten binnen vier Minuten. „Wenn man gesehen hat, wie die Mannschaft gegen so einen Top-Gegner besteht, tut sie das hoffentlich auch gegen andere Gegner.“
Ein Schelm, wer glauben mochte, Kovac könne den Regionalligist gemeint haben. Aber: Während von seinen Spielern nur, noch dazu ungefragt, Kevin Prince Boateng den FC 05 auf dem Schirm hatte („jetzt geht's am Dienstag nach Schweinfurt“), machte sich Kovac, gefragt, sehr wohl Gedanken, zumindest über die Aufstellung: „Wir werden den Ist-Zustand der Mannschaft prüfen, den ein oder anderen Wechsel vornehmen müssen. Wir sind Favorit, wollen weiterkommen. Wir werden Schweinfurt aber nicht mit links nehmen. Es gilt, die richtige Balance zu finden.“
05-Coach Klaus hat die Energieleistung der Frankfurter mit gemischten Gefühlen registriert: „Weil Frankfurt am Freitag in Mainz wieder spielt, habe ich spekuliert, Kovac könnte Spieler schonen. Aber er hat einen 38-Mann-Kader und für die Eintracht ist es kein Nachteil, wenn sie Spieler, die wahnsinnig viel laufen mussten, ersetzt.“ Sicher fehlen wird Timothy Chandler, der sich in der 37. Minute einen Außenmeniskusriss zugezogen hatte. Am liebsten sähe Klaus zudem Aufbauspieler Makoto Hasebe („wie der die Bälle raus spielt, ist aller Ehren wert, wir haben am Sonntagmorgen extra darauf eingehend trainiert“) sowie die Stürmer Haller („extrem robust und kopfballstark, auch für die Bundesliga ein Ausnahmespieler“) und Rebic („einer der schnellsten der Liga“) draußen: „Die Drei kann auch Frankfurt nicht 1:1 ersetzen.“ Jenseits dieser Hoffnung bemüht Klaus das klassische Rezept des Außenseiters: „Nach dem Spiel müssen die Frankfurter sagen: Die Schweinfurter waren so ekelhaft, so giftig.“ Nun, zwei Schwächen hatte schließlich auch die Eintracht offenbart: die mangelhafte Chancenverwertung und Unkonzentriertheiten in der Abwehr, von denen eine ihr fast noch durch Sahin das 2:3 beschert hätte (90.).