
Immer wieder hat Alessia Berninger Internet und Zeitungen nach Anzeigen für kleine Wohnungen oder WG-Zimmer durchforstet. Sie hat unzählige Bewerbungen geschrieben. Sie stand immer wieder samstags beim Besichtigungstermin mit hundert anderen Studenten in der Schlange am Hauseingang. Sie war bei mehreren WG-Castings dabei - alles ohne Erfolg. Drei Semester lang ist die 19-Jährige von Aschaffenburg nach Würzburg an die Uni gependelt, drei- bis viermal die Woche, bis sie endlich ein Zimmer in einer Dreier-WG im Studentenwohnheim im Stadtteil Hubland gefunden hat.
Wohnen wird immer teurer
Derzeit ist es für Studenten an fast allen Hochschulstandorten schwer, eine Wohnung oder ein Zimmer zu finden. Zudem ist Wohnen in den Großstädten seit 2010 deutlich teurer geworden, das geht aus dem Studentenwohnpreisindex des Instituts der deutschen Wirtschaft hervor. Mit 550 Euro im Mittel bezahlen Studenten in München deutschlandweit am meisten gefolgt von Frankfurt mit 490 Euro. Am günstigsten lässt es sich in Magdeburg oder Chemnitz wohnen. Vermieter verlangen dort rund 200 Euro.

Auch in Würzburg, Schweinfurt und Bamberg ist die Lage angespannt. Zimmer in den Wohnheimen sind sehr begehrt. Sie kosten zwischen 250 und 350 Euro inklusive Nebenkosten, einige private Anbieter sind sogar noch teurer. Nur jeder zehnte Studierende bekommt einen Platz in einem Studentenwohnheim, wie dem "Green Living Inn", das erst im vergangenen Jahr in Würzburg eröffnet hat. Es liegt in direkter Nachbarschaft zum Campusgelände am Hubland.
Hauke Siepert ist hier der Mann für alles. Er ist Hausmeister und kümmert sich auch um die Verwaltung und die Vermietung der 150 Apartments.

Studenten können dort für 333 Euro warm in Einzelappartements, aber auch in Zweier-, Dreier- oder Fünfer-WGs wohnen und studieren. Die Zimmer sind 19,7 Quadratmeter groß, voll möbliert, verfügen über eine Nasszelle und ein Küchenfeld mit Kühlschrank. "Außerdem gibt es eine Mikrowelle mit Pizzafunktion", sagt Siepert. Jeden Tag erhält er zehn bis 15 Bewerbungen, dabei sind alle Zimmer längst belegt. Und wenn jemand ein Wohnheimzimmer ergattert hat, gibt er es erst mit Ende des Studiums auf.
Dana Korol ist 21 Jahre alt und wohnt seit einem halben Jahr im "Green Living Inn". Ein Jahr lang habe sie nach einem Zimmer im Wohnheim gesucht, erzählt die gebürtige Ukrainerin, die in Würzburg Sprachen studiert. Immer wieder hat sie Bewerbungen geschrieben, online und auch per Post. Ihr Einzimmerappartement ist ohne jeden Schnickschnack eingerichtet. Die Wände sind kahl, es gibt keine Blumen. Die Küchenzeile findet die Studentin zwar sehr eng, aber nicht zu vergleichen mit ukrainischen Wohnheimen: "Die sind richtig schlimm. Dort sind die Duschen noch am Gang und man muss oft eine Stunde warten, bis man an der Reihe ist." Dagegen sei das "Green Living Inn" purer Luxus.
Drei Semester hin- und hergependelt
Für Alessia Berninger, die Studentin aus Aschaffenburg, ist das Studentenwohnheim die erste eigene Wohnung. Während sie drei Semester lang pendelte, wohnte sie noch bei ihren Eltern. Umso glücklicher ist sie jetzt in ihrer Dreier-WG am Hubland. Das Zimmer ist zwar spartanisch eingerichtet, zwei Schränke, ein Bett und ein Schreibtisch, aber die Sicht aus dem Fenster entschädigt mit einem weiten Ausblick über Würzburg hinweg bis zur Uniklinik. Und mit ihren zwei Mitbewohnerinnen versteht sie sich auch richtig gut.

Immer mehr Studenten brauchen Wohnraum
Die Wohnheime des Deutschen Studentenwerks (DSW) berichten in diesem Jahr von einem Andrang, wie es ihn zum Teil noch nie gab. Allein in zwölf Hochschulstandorten stehen nach Angaben des DSW noch 30 000 Studenten auf den Wartelisten für Wohnheimplätze. In Würzburg warten noch 560 Studenten (im Wintersemester WS waren es 750) auf einen Wohnheimplatz, in Bamberg 320 (WS 250), in Schweinfurt 60 (WS 137) und in Aschaffenburg nur fünf (WS 42). Auch das Mietniveau für "Studentenbuden" in deutschen Universitätsstädten sei nach Angaben des Instituts der deutschen Wirtschaft deutlich gestiegen. Vermieter bitten Studierende in Einzelfällen sogar um eine "Einzugsprämie" – ohne Quittung.
Laut Auskunft der Stadt Würzburg ist das Wohnangebot in der Stadt begrenzt, und "man muss unter Umständen auch in Kauf nehmen, aus dem Umland in die Stadt zu pendeln". Allerdings tue die Stadt einiges, um neuen Wohnraum zu generieren: Gerade seien im neuen Stadtteil Hubland zwei Studentenwohnheime entstanden. "Beide sind mittlerweile fertiggestellt und in Betrieb", sagt Stadtsprecherin Claudia Lother. Eines gehört dem Studentenwerk, das andere ist das "Green Living Inn" eines privaten Bauherrn.

Auch auf dem freien Wohnungsmarkt ist es schwierig, eine Wohnung oder ein WG-Zimmer zu finden. Die beiden Studentinnen Mathilda Fuchs und Berenice Matthies können davon ein Lied singen. "Einige Kommilitonen wohnen außerhalb, anderen leben noch bei ihren Eltern und wieder andere leisten sich vorübergehen ein Zimmer in einer Pension", sagt Berenice Matthies. Sie selbst hatte großes Glück bei der Wohnungssuche und hat ihr WG-Zimmer über eine Bekannte ihres Vaters bekommen. Für 20 Quadratmeter in zentraler Lage zahlt sie 288 Euro: "Das ist wie ein Sechser im Lotto", gibt sie erleichtert zu.
Berenice Matthies war bei verschiedenen WG-Castings eingeladen. "Das ist wie eine Art Vorstellungsgespräch", sagt die 22-Jährige. Doch bei Fragen nach Hobbys, Musikgeschmack oder den eigenen Stärken und Schwächen bleibt es oftmals nicht. Manchmal müssen die potenziellen Mitbewohner sogar Probekochen oder schon mal den Putzlappen zur Hand nehmen und Probeschrubben.
Mathilda Fuchs hat sich insgesamt sieben Mal bei verschiedenen WGs vorgestellt. "Erst beim siebten Versuch hat es geklappt", erzählt die 21-jährige Biologiestudentin. Besonders geärgert hat sie sich über das Studentenwerk, denn dort hatte sie sich um einen Wohnheimplatz beworben. "Eine Rückmeldung kam erst Wochen später, als mein Studium längst begonnen hat, und auch dann hieß es: kein Zimmer frei", sagt Mathilda.
Bei der Stadt Schweinfurt liegen bislang keine Fälle vor, in denen Studenten keine Bleibe gefunden haben. "Es gibt sicher immer mal Zwischenlösungen, wie die Unterbringung zum Beispiel im Jugendgästehaus in Schweinfurt oder Übergangslösungen, da nicht immer sofort eine adäquate Wohnung gefunden werden kann", sagt Kristina Dietz, stellvertretende Pressesprecherin der Stadt Schweinfurt. Dort gibt es aktuell etwa 350 Studentenwohnungen plus die Wohnungskontingente der Stadt- und Wohnungsbau-GmbH, die je nach Bedarf immer wieder einen Teil ihrer Wohnungen an Studenten vermieten. Dazu kommen die Studentenwohnungen, die von privat angeboten werden. "Die Kosten liegen zwischen 250 und 500 Euro je nach Wohnungs- oder Zimmertyp", sagt Dietz.

17 Quadratmeter mit Bad
80 Wohnheimplätze bietet das Studentenwohnheim der AWO in der Friedrich-Ebert-Straße in Schweinfurt. Gebaut wurde das Wohnheim 1968/69 und in den Jahren 2003/2004 saniert. Jedes Zimmer hat 17 Quadratmeter plus ein eigenes Badezimmer und ist ausgestattet mit einer kleinen Singleküche mit zwei Herdplatten, Kühlschrank und Spülbecken, einem Kleiderschrank, einem Bett mit Nachttisch und einem Schreibtisch mit Container und Regal.
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Für rund 20 Plätze, die im Wintersemester frei wurden, lagen bei der AWO über 180 Bewerbungen vor. Denn: Das Zimmer kostet nur 247 Euro, warm. "Das ist im Vergleich noch günstig", sagt AWO-Büroleiterin Sabine Hergenröther, die für die Verwaltung und Vermietung der Zimmer zuständig ist.

Ein weiteres Problem: Wer einmal ein Zimmer in einem Wohnheim ergattert hat, gibt es so schnell nicht wieder her. "Viele Studenten vermieten ihr Zimmer unter, wenn sie zum Beispiel ins Ausland gehen. Manche wohnen auch zu zweit oder zu dritt in einem Zimmer", sagt Hergenröther, obwohl das offiziell nicht erlaubt ist. Manche Zimmer würden teilweise sogar auf Ebay gehandelt. "Die ganze Angelegenheit ist schwierig", sagt Hergenröther. Weil die Mietpreise steigen, würden immer mehr Zimmer inoffiziell unter der Hand weitergereicht.
Gerade für internationale Studenten ist es schwierig, überhaupt ein Zimmer zu finden, so Hergenröther. "Sie bekommen oft nur ein Visum, wenn sie einen festen Wohnsitz vorweisen können", sagt die AWO-Mitarbeiterin. Und wenn sie keine Wohnung hätten, würden sie auch schon mal die Adresse der Fachhochschule angeben. Auch das Studentenwerk stellt in einer Pressemitteilung fest: "Durch die starke Internationalisierung der FHWS in Schweinfurt (I-Campus) besteht nach wie vor ein großer Bedarf." Das Studentenwerk will daher ein Bestandsgebäude, das bisher für die Unterbringung von Asylbewerbern diente, als Studentenwohnheim herrichten.
Welche Erfahrungen haben Sie bei der Wohnungssuche gemacht? Ist es wirklich so schwer eine bezahlbare Wohnung zu finden?
Ich fahre doch auch jeden früh 13 km hin und abends wieder 13 km zurück, was jeweils 15 Minuten dauert...
Wo ist da das Problem?
Die 65 qm Wohnung wo wir auch im Haus haben steht schon 3 Jahre leer, und wird auch nicht mehr vermietet! Sie ist ein kleines Schmuckstück mit tägl. Super - Sonnenaufgang und Sternegucken durch Panoramafenster mit Weitwinkelblick in der Nacht. Ein Knaller für die Seele und das bleibt auch so! Uns rennt nichts davon!
"Bei der Stadt Schweinfurt liegen bislang keine Fälle vor, in denen Studenten keine Bleibe gefunden haben."
Wo bleibt da die bayerische Landesplanung, wenn für ein Studium in WÜ Sechser im Lotto nötig ist? In SW hat man in Folge der US-Konversion zu viel Platz und kommt deshalb auf unsinnige Verlegenheits-Gedanken wie eine LGS, an hierfür völlig ungeeigneter Stelle. Zudem kommen noch die Conn Barracks, mit einer Fläche der gesamten Münchner Innenstadt, mit hunderten von Wohn- und anderen Gebäuden, für die man auch noch keine endgültige Verwendung hat.
Während der WÜer Talkessel im Verkehrs-, Umwelt- und Hitzestress, mit der Klimaerwärmung, von Jahr zu Jahr immer mehr gegens Messer rennt! Und zudem hier noch ein Sechser im Lotto nötig ist, um dann auch noch höhere Mieten zu bezahlen! Da ist es doch nur logisch & vernünftig, hier keine universitäre Einrichtungen mehr anzusiedeln, sondern alle zukünftigen in SW.