Fenster, aber nicht mehr zum Rausgucken? Unsere Fotografin Ivana Biscan ist dem Rätsel der vielen zugemauerten Fensteröffnungen im Würzburger Stadtteil Grombühl nachgegangen.
In diesem Frühjahr bin ich zur Zwischenmiete für zwei Monate nach Grombühl gezogen. Ein Würzburger Stadtteil, in dem ich bislang nicht wirklich viel Zeit verbracht hatte und den ich spontan auch nicht besonders schön fand. Weil ich mich wohlfühlen will, wo ich mich primär aufhalte, habe ich viele lange und langsame Spaziergänge durch Grombühl gemacht und versucht die Gegend mit anderen Augen zu sehen. Und viele schöne, leicht kuriose und bunte Details entdeckt.
Was mir bei meinen Spaziergängen besonders aufgefallen ist: die vielen zugemauerten Fenster. In Grombühl schien es mir besonders häufig. Ich begann sie zu fotografieren. Und fragte mich immer öfter: Was ist der Grund dafür?
Fragt man herum bei verschiedenen Ämtern, Archiven und Leuten, die es vielleicht wissen könnten, bekommt man keine eindeutige Antwort - aber viele interessante Theorien. Das Wahrscheinlichste ist wohl, dass die Nutzung der Räume oder der ganzen Gebäude verändert wurde. In Grombühl sind die Gebäude ziemlich offen angeordnet, ein Großteil der Räume hat Fenster in zwei Außenwänden. Das bedeutet zwar gute Beleuchtung – auch für kleine Räume - jedoch wenig Stellfläche für Möbel. Möglicherweise wurden aus den Zimmern auch Räume, die keine Fenster benötigen - beispielsweise Labore, Proberäume für laute Musik oder Lager. Oder hat man die Fenster geschlossen zum Schutz der Privatsphäre - um den Nachbarn die Einsichtsmöglichkeit zu nehmen?
Dass die Fenster nicht komplett entfernt, sondern die Fensterrahmen erhalten wurden, liegt zum einen daran, dass die Entfernung der Fensterbretter sehr kostenintensiv ist. Zum anderen ist es so möglich, die Fenster später wieder zu öffnen. Und von außen sehen die großen geschlossenen Wände trotzdem noch etwas gegliedert aus. Die Gliederung der Fassade ist ein Grund, warum manchmal von vornherein Blindfenster angelegt werden.
Dr. Suse Schmuck, ehemalige Dozentin für Architekturgeschichte an der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt im Fachbereich Architektur, hat mich darauf hingewiesen, dass es von diesen Blind- oder Alibi-Fenstern in der Würzburger Innenstadt eine ganze Menge gibt. Ein prominentes Beispiel, das Schmuck nennt, ist das ehemalige alte Kilianshaus: als Museum am Dom hat es Blindfenster zur Schönbornstraße hin.