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Unterfranken
Fasching während Corona: Fastnacht auf dem Sofa
Die fünfte Jahreszeit Keine Faschingszüge, keine Büttenreden in vollen Sälen, keine große Gaudi. Die Pandemie hat den Fasching schwer getroffen. Komplett ausfallen wird die Session in Unterfranken allerdings auch diesmal nicht. Dafür sorgen Kabarettisten und Faschingsfreunde mit kreativen Ideen. Unser Fotograf Daniel Peter hat sie besucht.
Jana Kiesekamp, 28, Kommandeuse Prinzengarde KaGe Elferrat aus Würzburg'Mir fehlt es zu tanzen, meine Uniform zu tragen und mit meinen Mädels auf der Bühne zu stehen'
Foto: Daniel Peter | Jana Kiesekamp, 28, Kommandeuse Prinzengarde KaGe Elferrat aus Würzburg"Mir fehlt es zu tanzen, meine Uniform zu tragen und mit meinen Mädels auf der Bühne zu stehen"
Daniel Peter
 |  aktualisiert: 08.02.2024 10:57 Uhr

Die fünfte Jahreszeit Keine Faschingszüge, keine Büttenreden in vollen Sälen, keine große Gaudi. Die Pandemie hat den Fasching schwer getroffen. Komplett ausfallen wird die Session in Unterfranken allerdings auch diesmal nicht. Dafür sorgen Kabarettisten und Faschingsfreunde mit kreativen Ideen. Unser Fotograf Daniel Peter hat sie besucht.

Otmar Schmelzer, Kabarettist aus Oberschwappach. Ganze 70 Mal stand Otmar „Oti“ Schmelzer 2019 auf der Bühne. 2020 war es genau ein Auftritt. Corona sei Dank. „Am meisten fehlt mir das Publikum“, sagt der Kabarettist und Volkspoet aus Oberschwappach bei Knetzgau (Lkr. Haßberge). Deswegen hat er sich seine eigenen Zuschauer gebastelt. Coronagerecht maskiert. Auf den Rängen seiner „Weindunstbühne“ im Steigerwald. Otmar sitzt mittendrin und spielt auf seiner „Steirischen“. Sieht aus wie ein Akkordeon, ist aber was ganz anderes. „Die Lebensfreude ist fort“, sagt Otmar. „Einfach mal die Sau rauslassen!“ Das fehlt ihm. Ein Tag ohne Lachen ist ein verlorener Tag. Das wusste schon Otmars Mutter. „Es ist eine blöde Zeit“, sagt er. Man hält Abstand. Aber die Kultur leidet. Und die Kultur muntert die Leute auf. „Gegen Einsamkeit gibt es keinen Impfstoff“, sagt Otmar.
Foto: Daniel Peter | Otmar Schmelzer, Kabarettist aus Oberschwappach. Ganze 70 Mal stand Otmar „Oti“ Schmelzer 2019 auf der Bühne. 2020 war es genau ein Auftritt. Corona sei Dank.
Ines Procter, 47, Kabarettistin aus Leinach.  „Jeder Humor ist wichtig, auch wenn es der Galgenhumor ist“, sagt Ines Procter. Sie steht am Mainufer in Veitshöchheim (Lkr. Würzburg). Die Aufnahmen für die „Fastnacht in Franken“ laufen auf Hochtouren. Ines ist ein bisschen aus der Übung. Bis zu sieben Auftritte pro Abend schafft die Putzfrau aus Leinach sonst an den Faschingswochenenden. „Wenn der Weg gut liegt“, sagt Ines und grinst. Aktuell hat sie keinen einzigen Liveauftritt. Natürlich fehlt ihr die Bühne. Aber vor allem auch das ganze Drumherum. Leute treffen. Ende 2019 hat Ines sich selbstständig gemacht. Kurz darauf ist die Pandemie losgebrochen. „Voll clever von mir“, sagt Ines und lacht. Wie nur Ines eben lachen kann.
Foto: Daniel Peter | Ines Procter, 47, Kabarettistin aus Leinach.  „Jeder Humor ist wichtig, auch wenn es der Galgenhumor ist“, sagt Ines Procter. Sie steht am Mainufer in Veitshöchheim (Lkr. Würzburg).
Michl Müller, 48, Kabarettist aus Bad Kissingen.  „Ab und zu ertappe ich mich dabei, wie ich in der Küche Faschingslieder singe“, sagt Michael „Michl“ Müller. Der Musiker und Kabarettist aus Bad Kissingen steht mit einem Krapfen vor den Mainfrankensälen in Veitshöchheim. Er kommt direkt von der Probe. Die „Fastnacht in Franken“ ist das einzige Event, das in der Session 2020/21 stattfindet. „Sonst bin ich um die Jahreszeit jedes Wochenende auf Sitzungen und Kappenabenden“, erklärt Müller. „Jetzt ist halt nix“, fügt er hinzu. Ihm fehlt das fröhliche Beisammensein, miteinander zu feiern, Menschen zu treffen. Und natürlich die Bühne. „Aber Fasching hat man im Herzen“, sagt er und grinst.
Foto: Daniel Peter | Michl Müller, 48, Kabarettist aus Bad Kissingen.  „Ab und zu ertappe ich mich dabei, wie ich in der Küche Faschingslieder singe“, sagt Michael „Michl“ Müller.
Matthias Walz ,44, Kabarettist aus Karlstadt. „Wenn die Barbara Stamm nach dem Frühstück ins Auto steigt, dann weiß man, es ist rum“, sagt Matthias Walz aus Karlstadt (Lkr. Main-Spessart) über die berüchtigte Aftershow-Party bei der Fastnacht in Franken“. Er muss es wissen. Seit 2013 gehört der 44-Jährige in Veitshöchheim zum festen Inventar. Matthias vermisst am Fasching vor allem das Feiern. „Wenn die Sendung abgedreht ist, geht es in Veitshöchheim normalerweise die ganze Nacht durch“, sagt Matthias. „Das Städtchen zittert. Und frühs trifft man sich dann beim Bäcker.“ Er lacht. 2021 ist alles ein bisschen anders. „Heuer fährt man um 7 Uhr abends heim, holt sich einen Piccolo bei der Tankstelle und muss dann alleine auf der Couch zelebrieren.“
Foto: Daniel Peter | Matthias Walz ,44, Kabarettist aus Karlstadt. „Wenn die Barbara Stamm nach dem Frühstück ins Auto steigt, dann weiß man, es ist rum“, sagt Matthias Walz aus Karlstadt (Lkr.
Wolfgang Huskitsch , 46, Kabarettist aus Dorfprozelten.  „Auf eine Masse von Gleichgesinnten zu treffen und gemeinsam Spaß haben!“ Das fehlt Wolfgang Huskitsch aus Dorfprozelten (Lkr. Miltenberg) am meisten. Das Gesellschaftliche, der Zuspruch des Publikums. Knapp 50 Auftritte hat der 46-Jährige in einer regulären Session. Manchmal vier bis fünf an einem Abend. In diesem Jahr ist alles abgesagt. Aber statt sich zu grämen hat Wolfgang seine Tour kurzerhand in die Sozialen Medien verlagert. Für jeden ausgefallenen Auftritt gibt es ein Video mit individueller Anmoderation. Dann kommt ein kurzer Clip aus dem Programm. „Und was am Schluss passiert, dafür übernehme ich keine Haftung“, sagt Wolfgang und lacht.
Foto: Daniel Peter | Wolfgang Huskitsch , 46, Kabarettist aus Dorfprozelten.  „Auf eine Masse von Gleichgesinnten zu treffen und gemeinsam Spaß haben!“ Das fehlt Wolfgang Huskitsch aus Dorfprozelten (Lkr. Miltenberg) am meisten.
Max Hein und Marie Ehrenfels, 12 und 11, Kinderprinzenpaar der Gilde Giemaul. Es ist still im Vereinsgebäude der Gilde Giemaul im Würzburger Stadtteil Heidingsfeld. Die Stühle im Gastraum sind hochgestellt. „Fasching ist für mich die fünfte Jahreszeit“, sagt Max. Für den Zwölfjährigen fühlt es sich gerade so an, als würde der Sommer ausfallen. Max und Marie sind seit 2020 das Kinderprinzenpaar der Gilde. „Ich vermisse die Abendsitzungen“, sagt Marie. „Wir sind immer hinter der Bühne und machen Blödsinn!“, fügt sie hinzu und lacht. Außerdem tanzt sie gerne. Max fehlen die großen Umzüge. „Und anderen Menschen eine Freude zu machen“, sagt er. Zum Beispiel beim närrischen Besuch im Altenheim. Beide freuen sich auf das Sommerfest der Gilde.
Foto: Daniel Peter | Max Hein und Marie Ehrenfels, 12 und 11, Kinderprinzenpaar der Gilde Giemaul. Es ist still im Vereinsgebäude der Gilde Giemaul im Würzburger Stadtteil Heidingsfeld. Die Stühle im Gastraum sind hochgestellt.
Sebastian Reich ,37, Amanda, volljährig, aus Würzburg.  „Lachen ist die beste Medizin“, sagt Sebastian. Und seine Amanda nickt. Die beiden sitzen in einem leeren Biergarten am Alten Kranen in Würzburg. „Fasching fällt zwar aus, Humor und Spaß sind aber wichtiger denn je“, sagt Sebastian. Deswegen freut sich der 37-Jährige, dass die „Fastnacht in Franken“ trotz der Pandemie stattfindet. „Ein positives Signal in der ganzen Krise“, sagt Sebastian. Amanda fehlen allerdings die Politiker, die sie direkt ansprechen kann. „Aber wir machen das Beste draus!“, erklärt er. „Und freuen uns umso mehr auf nächstes Jahr.“
Foto: Daniel Peter | Sebastian Reich ,37, Amanda, volljährig, aus Würzburg.  „Lachen ist die beste Medizin“, sagt Sebastian. Und seine Amanda nickt. Die beiden sitzen in einem leeren Biergarten am Alten Kranen in Würzburg.
Jana Kiesekamp 28, Kommandeuse Prinzengarde KaGe Elferrat aus Würzburg.  „Mir fehlt es zu tanzen, meine Uniform zu tragen und mit meinen Mädels auf der Bühne zu stehen“, sagt Jana Kiesekamp. Die 28-Jährige ist Kommandeuse der Prinzengarde der 1. KaGe Elferrat in Würzburg. In einem regulären Faschingsjahr wäre sie aktuell jedes Wochenende mit dem Verein auf Tour. Aufregung, Adrenalinschub, Schautanz. „Ich bin jemand, der gern unterwegs ist“, sagt Jana. Und das fehlt ihr sehr. Aktuell trainiert sie mit ihren Mädels online. Sie haben sogar einen ganzen Tanz einstudiert. Aber das ist natürlich nicht dasselbe. „Vor allem, wenn man weiß: Es wird kein Fasching stattfinden und wir können den eingeprobten Tanz nicht aufführen“, sagt Jana und seufzt. Aber für den Sommer hat die Prinzengarde ein Ziel: Zusammen mit den Bonner Stadtsoldaten und der Meininger Karnevalsgesellschaft wollen sie zum 100-jährigen Jubiläum des Mozartfestes tanzen. „Darauf freue ich mich sehr und ich hoffe wirklich, dass es stattfinden kann“, sagt Jana.
Foto: Daniel Peter | Jana Kiesekamp 28, Kommandeuse Prinzengarde KaGe Elferrat aus Würzburg.  „Mir fehlt es zu tanzen, meine Uniform zu tragen und mit meinen Mädels auf der Bühne zu stehen“, sagt Jana Kiesekamp.
 
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