Es blüht. Wenn auch nicht mehr so augenfällig wie zur Blütezeit der Sonneblumen noch vor wenigen Wochen. Doch der Ölrettich protzt mit seinen strahlend weißen Blüten, Phacelia lockt mit lilablau, Kresse und Ramtillkraut zeigen sattes, saftiges Grün. Überall grünt und blüht es noch immer auf den Feldern. Aber warum eigentlich?
All das, was jetzt noch unser Auge erfreut, sind sogenannte Zwischenfrüchte. Nach der Ernte im August werden sie gesät und dienen den Landwirten hauptsächlich als Gründüngung. Rund 50 Prozent seiner gesamten Fläche hat Bernd Günther aus Fuchsstadt mit einer blühenden Mischung eingesät.
Seit drei Jahren experimentiert Bernd Günther an der geeigneten Zusammensetzung der Pflanzen. „Jetzt haben wir die für unseren Betrieb passende Mischung mit Sonnenblumen, Ölrettich, Phacelia, Kresse, Wicke und Ramtillkraut gefunden“, erklärt er. Mehrere Gründe führt er an für diesen Anbau.
Zum einen dienen Zwischenfrüchte den Regenwürmern als wertvolles Futter. Sie vermehren sich, der Boden wird durchlässiger und kann die Niederschläge besser aufnehmen. Außerdem sind die Früchte ein Stickstoffspeicher für die nachfolgende Kultur. So kann man Dünger sparen und gleichzeitig den Ertrag im nächsten Jahr steigern.
Besonders freut es den Landwirt aber, dass viele Tiere hier noch Unterschlupf und Nahrung finden. „Was man da jetzt noch an Schmetterlingen sieht, ist einfach unglaublich und auch für Rehe und Hasen ist es toll“, sagt Bernd Günther.
Für Eva Heilmeier, Wasserberaterin am Fachzentrum für Agrarökologie in Karlstadt, ist der Aspekt der Stickstoffspeicherung besonders wichtig. Denn Zwischenfrüchte sehen nicht nur schön aus, sondern haben auch eine wichtige Funktion bei der Verbesserung des Grundwassers.
Das Grundwasser ist der wichtigste Trinkwasserlieferant. Doch an vielen Messstellen in der Region ist das kostbare Nass mit Nitrat belastet. Wie aber kann man das ändern? „Entweder durch die Änderung des Düngungsverhaltens der Landwirte oder durch den Anbau von Zwischenfrüchten, die den Stickstoff speichern und dann an die Folgefrucht weitergeben“, sagt sie.
So werde der vorhandene Stickstoff nicht ausgewaschen, die Nitratbelastung gesenkt und die Wasserqualität verbessert. Durch die unterschiedlich langen oder in die Breite gehenden Wurzeln werde außerdem die Bodenstruktur verbessert. „Für mich als Wasserberaterin ist der Zwischenfruchtanbau das einzige Licht am Horizont“, macht sie deutlich. Denn die Wasserrahmenrichtlinie komme, und die Kriterien müssten erfüllt werden.
Brandaktuell haben die Zwischenfrüchte aber noch eine ganz andere Bedeutung. Ab dem kommenden Jahr müssen alle Landwirte fünf Prozent ihrer Äcker als sogenannte ökologische Vorrangflächen ausweisen. Greening nennt die EU das. Können sie das nicht, bekommen sie 30 Prozent weniger Geld aus den EU-Fördertöpfen.
Neben Landschaftselementen wie Bäumen und Hecken zählen stillgelegte Flächen, Puffer- und Blühstreifen und Zwischenfruchtflächen zum Greening jeweils mit unterschiedlicher Wertung, erklärt Heilmeier bei einer Feldführung im Würzburger Stadtteil Rottenbauer. Einfach sei das aber nicht.
Denn dazu mache die EU allerlei Auflagen: Die Zwischenfrucht-Mischung muss mindestens bis 15. Februar auf dem Feld bleiben und es darf nicht mineralisch, sondern nur organisch, also beispielsweise mit Substrat aus der Biogasanlage oder Gülle, gedüngt werden. Viele Fragen, wie der Pflanzenschutz im Frühjahr, seien derzeit noch offen.
Gemeinsam mit Landwirt Horst Düll hat Heilmeier ein Versuchsfeld mit verschiedenen Zwischenfruchtmischungen angelegt. „In jeder Mischung sind immer Tief- und Flachwurzler drin und solche, die im mittleren Bereich wurzeln“, erläutert sie. Bei verdichteten Böden könne beispielsweise der Tillage Radish wahre Wunder bewirken, denn er sei ein „lebender Erdbohrer“.
Der Tillage Radish (TR) bildet im Gegensatz zum Ölrettich eine sehr dicke und lange Pfahlwurzel aus, die Bodenverdichtungen aufbricht. „Der Rettich macht tiefe Bohrlöcher und friert im Winter ab. Durch diese Hohlräume kann sich der Boden im Frühjahr schnell erwärmen“, erläutert Eva Heilmeier. Aber nicht nur für die Bodenstruktur sind Zwischenfrüchte wichtig, sondern auch für die Lebewesen im Boden.
Absolute Gesundungsfrucht sei die Phacelia. „Die ist nicht verwandt mit irgendeiner unserer Kulturfrüchte und kann deshalb keine Krankheiten übertragen“, so die Wasserberaterin. Wermutstropfen: Die Pflanze aus der Familie der Rauhblattgewächse wird immer teurer und damit auch die Mischungen.
Rund 65 bis 85 Euro kostet das Saatgut einer Mischung für ein Hektar, dazu kommen Kosten für die Ausbringung. Dennoch: „Die Zwischenfrucht gehört einfach zu einem guten Ackerbau dazu, auch wenn ich dadurch nicht alles sanieren oder Fehler beheben kann“, findet Robert Brandhuber von der Landesanstalt für Landwirtschaft in Weihenstephan.
Aber nicht nur im Hinblick auf den Grundwasserschutz, sondern auch in puncto Bodenfruchtbarkeit, Erosionsschutz und Unterschlupf für Wildtiere bekommt der Anbau von Zwischenfrüchten eine immer größere Bedeutung. Noch dazu sind Zwischenfrüchte eine grüne und blühende Augenweide auf den eher tristen, farblosen herbstlichen Feldern.
Mehr Informationen: Eva Heilmeier, AELF Karlstadt, Tel. (0 93 53) 79 08 30.