30 Minuten Fußball – 10 Minuten Playstation. So sollte die Balance zwischen analoger und virtueller Welt aussehen, in die unsere Kinder hineingeboren werden. Im Workshop „Zwischen zwei Welten“ stand die Mediennutzung und ihre entsprechende Wirkung auf die Lernbereitschaft und das kindliche Gehirn im Mittelpunkt. Es gab Antworten auf die Fragen, was bei kindlicher Mediennutzung passiert und warum es so wichtig ist, nicht zu früh und nicht zu viel an den smarten Geräten zu sein.
Die Fachstelle Familienbildung des Landkreises Würzburg veranstaltete in Kooperation mit der Stadt Würzburg und dem Generationen-Zentrum Matthias Ehrenfried im Oktober den fünften pädagogischen Fachtag, heißt es in einer Pressemitteilung des Landratsamts Würzburg. Eingeladen waren Fachkräfte aus Kitas, Schulen und Eltern. Birgit Zöller vom Generationenzentrum begrüßte gemeinsam mit Christiane Matzewitzki (Stadt Würzburg) und deren Kollegin vom Landkreis Würzburg Claudia Ruhe die beiden Medienpädagogen und Autoren aus Detmold, Astrid und Wilfried Brüning.
Mit der Zwei-Welten-Waage die Balance fürs Kind finden
Astrid und Wilfried Brüning konnten anhand einer Zitrone komplexe Vorgänge im Gehirn bei der Mediennutzung und deren Auswirkung deutlich machen. Mit Chipstüte und Gummibällen erklärten sie, wie Eltern ihren Kindern gegenüber die richtigen Argumente für einen verantwortungsvollen Medienkonsum finden.
Mit der Zwei-Welten-Waage Brünings zeigt sich deutlich, dass erst in der analogen Welt wichtige Erfahrungen gemacht werden müssen, damit unsere Kinder von der digitalen Welt einen Nutzen haben. Ganz praktisch heißt das, je nach Alter müssen Kinder bevor sie sich berieseln lassen, erst mal toben, auf den Baum klettern und in die Pfützen springen. Besonders dringend sollten Eltern wissen, dass Lerninhalte, die in der Schule vermittelt werden, überschrieben bzw. gelöscht werden können, wenn Computerspiele im Anschluss an die Wissensvermittlung genutzt werden.
Viele Spiele sind so programmiert, dass unser Gehirn nach immer mehr verlangt. Die Folge ist, dass die Kinder nicht mehr selbstbestimmt aufhören können und zugleich für andere Reize abstumpfen. Dadurch reagieren die Kinder mit Wut und Aggression und Eltern verzweifeln, weil ihre Kinder sie ignorieren und beschimpfen. Hier hilft laut Brüning nur, die Medienzeiten zu begrenzen und gewisse Spielformate im Ego-Shooter-Format erst gar nicht zuzulassen. Der Rat: Eltern sollten Medien nicht verbieten, aber sich bewusstmachen, dass die Auswirkung auf das Langzeitgedächtnis und das Lernen zu vielen Problemen führen kann.
Eltern sollen sich über kindliche Mediennutzung einig sein
Eltern sollten sich einig sein über die kindliche Mediennutzung im Alltag und diese Haltung auch gegenüber den Kindern deutlich vertreten. „Wenn ihre Kinder sie dann doof finden, haben sie als Eltern was richtig gemacht“, erklärte Brüning mit einem Schmunzeln. Denn durch zu frühe und ausufernde Mediennutzung erfahren Kindergehirne nicht die nötige Entwicklung, was sich letztendlich langfristig aufs Lernen, Freundschaften und die Lebensqualität auswirkt.
Die anwesenden Pädagogen bestätigen viele der Aussagen mit Beispielen aus der täglichen Praxis in Schule und Kindergarten. Brüning gibt den Rat, Kindern möglichst früh aufzuzeigen, wie Lernen im Gehirn funktioniert, warum die Neuronen unbedingt Arbeit brauchen, um nicht abzusterben. Wir wissen nur, was eine Zitrone ist, wenn wir diese schon mal gesehen, angefasst und gerochen haben. „Wenn wir unseren Kindern in der analogen Welt Erlebnisse verschaffen, dann tanzen die Neuronen und sorgen so für gute Gefühle und Medienkompetenz“, betonte Wilfried Brünig.