SANDERAU
Zwischen Studenten-WG und Altenheim
In der Sanderau: Grün, Wasser und in den Häuserzeilen immer wieder hübsche Bürgerhäuser: Die Sanderau ist der am dichtesten besiedelte Stadtbezirk Würzburgs. Doch nicht nur die alten, sondern vor allem die jungen Leute im Studentenalter haben hier ihren Hauptwohnsitz.
Ein atemberaubender Ausblick ist das, von meiner Küche aus hinüber zum Schützenhof und dem Nikolaushof vom dritten Stock eines Mehrfamilienhauses aus. Das war das Erste, was mich fasziniert hat an dieser Wohnung. Wenn ich sie verlasse, schaue ich noch mal aus dem Treppenhaus hinüber – und nun grüßt von dort auch noch das Käppele. In diesem Bereich der Sanderau genießen viele dieses Eingebundensein zwischen dem Grün am Hang gegenüber, mit der Balthasar–Neumann-Kapelle und den urigen Gasthäusern, und dem Wasser des Mains.
Ein Katzensprung ist es zum Fluss und dem Park am Ufer. Fahrradweg und Fußweg; auf Seilen zwischen Bäumen balancieren junge Leute; Richtung Innenstadt kraxeln Studenten die Mauer unterhalb des Ludwigkais entlang, und spätestens am frühen Abend eilen viele Würzburger im Sommer der blanken Entspannung am Stadtstrand entgegen. Abhängen auf der Holzliege, die Fußzehen graben sich in den Sand, oder ins Restaurant auf Holzplanken und beim Essen auf das fließende Wasser blicken. Oder Salsa tanzen.
Manchmal kommen Party-Schiffe vorbei. Mit ihrer Musik stecken sie die Gestrandeten an, dann fahren sie weiter. Motorboote überholen die Personendampfer. Auf Höhe der Andreaskirche sausen sie unterm Fußgängersteg hindurch, der von der Sanderau hinüber zum Steinbachtal führt. Mitten im Main liegt die Grenze des Stadtbezirks Sanderau. Weiter gen Süden schließen sich die städtischen Bildungszentren der Klara-Oppenheimer-Schule und die s.Oliver-Arena an der Stettiner Straße an, dann die Turngemeinde (TGW), der Graf-Luckner-Weiher und die Naturheilinsel mit den kleinen Gartenparzellen und dem öffentlichen „Schnitzelhäusle“.
Hier liegt der südlichste Zipfel der Sanderau. In Richtung Norden grenzen Kantstraße und Mittlerer Ring den Stadtbezirk ein. Von Nord-Ost nach Nord-West begrenzt der Ringpark am Sanderglacis und dem Friedrich-Ebert-Ring die Sanderau. Dr. Wyfrith Batzner (54) hat hier, wo sein Vater einer der ersten Ärzte nach dem Krieg war, seine Jugend verbracht: „Es gab noch viele Gärtnereien, die Gärtnerei Ritter, Nagengast, Füller“, sagt er. Und viele andere zwischen Friedrich-Spee-Straße und Main. Weiter stadtauswärts war Brachland, ein Paradies für Kinder: „Wir haben da Fußball gespielt, Lagerfeuer gemacht, die erste Zigarette geraucht,“ schmunzelt der Arzt. Die Straßenbahn fuhr ab der Arndtstraße eingleisig bis zum Betriebshof, wo sie wenden musste.
„In grauer Vorzeit“, berichtet der Sanderauer Stadtrat Willi Dürrnagel, „hielt sich der Main nicht streng an sein Bett, sondern pendelte in der weiten Würzburger Bucht mal nahe dem Nikolausberg, mal nahe dem Neuberg. Weil er keinen ausgebaggerten Tiefgang hatte, legte er sein mitgeschlepptes Material, vor allem Sand und Kies, fleißig ab, versperrte sich damit selbst den Weg und musste seitab eine neue Bahn suchen. Auf diesem Sand- und Kiesbett steht die Sanderau, die zunächst nur eine Wiese, eine Au, war.“
Sie wurde von Winzern und Gärtnern erschlossen - daher auch die „Weingartenstraße“, die Traubengasse...“ Ein löchriger Untergrund wie Schweizer Käse, urteilten manche, als vor wenigen Jahren ein Haus in der Grillparzer Straße abgerissen werden musste, weil es zu stark absackte, und bald darauf ein Rentner in der Geibel-straße sieben Meter tief in ein Loch fiel. Durch das dauernde Bellen eines Nachbarhundes konnte er gerettet werden. In der Randersackerer Straße und an der dortigen Jet-Tankstelle öffneten sich weitere Schlünde.
Die heute 88-jährige Ruth Bausewein, die im ersten hier in der äußeren Sanderau errichteten Haus an der Randersackerer Straße wohnt, sagt: „Das war doch schon vor 90 Jahren bekannt, dass vom Neuberg eine Quelle kommt“. Deren Wasser unterspüle den Untergrund in der äußeren Sanderau. Deswegen habe es früher hier draußen fast nur Gärtnereien gegeben. Da war es nicht so aufregend, wenn der Boden absackte. Dr. Batzner erinnert sich noch an den Schreinermeister in der Nachbarschaft, der bei seinen Kunden „immer wieder Türen nachstellen musste, weil die Häuser nachgaben“.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in der äußeren Sanderau, die als der älteste Stadtteil außerhalb der ehemaligen Stadtmauer gilt, neue Häuser gebaut. Einen Zusammenhang mit einer Quelle sehen Fachleute zwar nicht, Tatsache sei aber, dass Gipsschichten sich immer wieder auflösen, wenn sie mit Wasser in Verbindung kommen. Inzwischen wurde in die Randersackerer Straße ein Netz von Sensoren verlegt, die als Frühwarnsystem reagieren, wenn sich Hohlräume öffnen.
Die Daten werden unter anderem direkt zur Feuerwehr übertragen. Das Bild von der Sanderau als dem Stadtbezirk mit übermäßig vielen Senioren trügt, obgleich man sie beim Einkaufen oder Kaffeetrinken, an den Straßenbahnhaltestellen und am Main trifft, manchmal mit Gehwägelchen, öfter mitten auf der Straße, weil die Räder des kleinen Helfers auf den schiefen Trottoires einfach abschmieren!
Die anderen Bewohner sind weniger zu sehen, viele besuchen die Uni oder sind bei der Arbeit. Ein Beispiel: 521 25-Jährige – das ist die quantitative Spitze der Jüngeren Sanderauer. Die Senioren stellen mit 164 Personen im Alter von 73 Jahren den Gipfel dieser Altersgruppe dar (Stand 2011).
Die Sanderauer haben mit dem Sandermare ein eigenes Schwimmbad, finden Bäckereien und Metzgereien vor, viele kleine Läden, Post und Supermärkte – und ihre Kirchen.
Ein Katzensprung ist es zum Fluss und dem Park am Ufer. Fahrradweg und Fußweg; auf Seilen zwischen Bäumen balancieren junge Leute; Richtung Innenstadt kraxeln Studenten die Mauer unterhalb des Ludwigkais entlang, und spätestens am frühen Abend eilen viele Würzburger im Sommer der blanken Entspannung am Stadtstrand entgegen. Abhängen auf der Holzliege, die Fußzehen graben sich in den Sand, oder ins Restaurant auf Holzplanken und beim Essen auf das fließende Wasser blicken. Oder Salsa tanzen.
Manchmal kommen Party-Schiffe vorbei. Mit ihrer Musik stecken sie die Gestrandeten an, dann fahren sie weiter. Motorboote überholen die Personendampfer. Auf Höhe der Andreaskirche sausen sie unterm Fußgängersteg hindurch, der von der Sanderau hinüber zum Steinbachtal führt. Mitten im Main liegt die Grenze des Stadtbezirks Sanderau. Weiter gen Süden schließen sich die städtischen Bildungszentren der Klara-Oppenheimer-Schule und die s.Oliver-Arena an der Stettiner Straße an, dann die Turngemeinde (TGW), der Graf-Luckner-Weiher und die Naturheilinsel mit den kleinen Gartenparzellen und dem öffentlichen „Schnitzelhäusle“.
Hier liegt der südlichste Zipfel der Sanderau. In Richtung Norden grenzen Kantstraße und Mittlerer Ring den Stadtbezirk ein. Von Nord-Ost nach Nord-West begrenzt der Ringpark am Sanderglacis und dem Friedrich-Ebert-Ring die Sanderau. Dr. Wyfrith Batzner (54) hat hier, wo sein Vater einer der ersten Ärzte nach dem Krieg war, seine Jugend verbracht: „Es gab noch viele Gärtnereien, die Gärtnerei Ritter, Nagengast, Füller“, sagt er. Und viele andere zwischen Friedrich-Spee-Straße und Main. Weiter stadtauswärts war Brachland, ein Paradies für Kinder: „Wir haben da Fußball gespielt, Lagerfeuer gemacht, die erste Zigarette geraucht,“ schmunzelt der Arzt. Die Straßenbahn fuhr ab der Arndtstraße eingleisig bis zum Betriebshof, wo sie wenden musste.
„In grauer Vorzeit“, berichtet der Sanderauer Stadtrat Willi Dürrnagel, „hielt sich der Main nicht streng an sein Bett, sondern pendelte in der weiten Würzburger Bucht mal nahe dem Nikolausberg, mal nahe dem Neuberg. Weil er keinen ausgebaggerten Tiefgang hatte, legte er sein mitgeschlepptes Material, vor allem Sand und Kies, fleißig ab, versperrte sich damit selbst den Weg und musste seitab eine neue Bahn suchen. Auf diesem Sand- und Kiesbett steht die Sanderau, die zunächst nur eine Wiese, eine Au, war.“
Sie wurde von Winzern und Gärtnern erschlossen - daher auch die „Weingartenstraße“, die Traubengasse...“ Ein löchriger Untergrund wie Schweizer Käse, urteilten manche, als vor wenigen Jahren ein Haus in der Grillparzer Straße abgerissen werden musste, weil es zu stark absackte, und bald darauf ein Rentner in der Geibel-straße sieben Meter tief in ein Loch fiel. Durch das dauernde Bellen eines Nachbarhundes konnte er gerettet werden. In der Randersackerer Straße und an der dortigen Jet-Tankstelle öffneten sich weitere Schlünde.
Die heute 88-jährige Ruth Bausewein, die im ersten hier in der äußeren Sanderau errichteten Haus an der Randersackerer Straße wohnt, sagt: „Das war doch schon vor 90 Jahren bekannt, dass vom Neuberg eine Quelle kommt“. Deren Wasser unterspüle den Untergrund in der äußeren Sanderau. Deswegen habe es früher hier draußen fast nur Gärtnereien gegeben. Da war es nicht so aufregend, wenn der Boden absackte. Dr. Batzner erinnert sich noch an den Schreinermeister in der Nachbarschaft, der bei seinen Kunden „immer wieder Türen nachstellen musste, weil die Häuser nachgaben“.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden in der äußeren Sanderau, die als der älteste Stadtteil außerhalb der ehemaligen Stadtmauer gilt, neue Häuser gebaut. Einen Zusammenhang mit einer Quelle sehen Fachleute zwar nicht, Tatsache sei aber, dass Gipsschichten sich immer wieder auflösen, wenn sie mit Wasser in Verbindung kommen. Inzwischen wurde in die Randersackerer Straße ein Netz von Sensoren verlegt, die als Frühwarnsystem reagieren, wenn sich Hohlräume öffnen.
Die Daten werden unter anderem direkt zur Feuerwehr übertragen. Das Bild von der Sanderau als dem Stadtbezirk mit übermäßig vielen Senioren trügt, obgleich man sie beim Einkaufen oder Kaffeetrinken, an den Straßenbahnhaltestellen und am Main trifft, manchmal mit Gehwägelchen, öfter mitten auf der Straße, weil die Räder des kleinen Helfers auf den schiefen Trottoires einfach abschmieren!
Die anderen Bewohner sind weniger zu sehen, viele besuchen die Uni oder sind bei der Arbeit. Ein Beispiel: 521 25-Jährige – das ist die quantitative Spitze der Jüngeren Sanderauer. Die Senioren stellen mit 164 Personen im Alter von 73 Jahren den Gipfel dieser Altersgruppe dar (Stand 2011).
Die Sanderauer haben mit dem Sandermare ein eigenes Schwimmbad, finden Bäckereien und Metzgereien vor, viele kleine Läden, Post und Supermärkte – und ihre Kirchen.
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