Es war eine Premiere vor vollem Hause - und das in gleich doppeltem Sinne: Mit dem Stück „Zweier Ohne“ übernahm diese Woche im Theater Sommerhaus der Nachwuchs das Zepter. Mascha Obermeier, als Tochter der Theaterchefin schon seit vielen Jahren fester Bestandteil des Ensembles, hat nun erstmals selber ein Stück inszeniert.
„Zweier Ohne“ - basierend auf der gleichnamigen Novelle von Dirk Kurbjuweit, erzählt die tragische Geschichte einer Jungenfreundschaft. Gleich zu Beginn stellt die Stimme aus dem Off klar: „Jeder braucht Freunde“. So auch Johann (Thomas Mangold). Als der etwas seltsame Ludwig (Johannes Bauer) in seine Klasse kommt ist klar: Er ist der Auserkorene. Es entsteht eine symbiotische Verbindung zwischen den beiden, die in der gemeinsamen Leidenschaft, dem Rudern im „Zweier Ohne“ gipfelt - einem Boot ohne Steuermann. Doch es gibt Konkurrenz bei den Wettkämpfen: Ein Zwillingspaar macht den Freunden den ersten Platz streitig. So beschließt Außenseiter Ludwig: „Wir müssen Zwillinge werden - das Gleiche tun und das Gleiche wollen“.
Das Bühnenbild bildet den schlichten Rahmen: Lediglich zwei rote Holzelemente stellen mal das Ruderboot, dann wieder den Esstisch, Flipperautomaten oder ein Motorrad dar. Zwischen den Szenen Installationen aus Licht und Schatten, immer wieder laute Rockmusik - und dann wieder Johann als Erzähler, der die Geschichte rückblickend kommentiert.
Es ist eine eigentlich ganz typische Jungenfreundschaft: Es spielen Sport, Musik und morbider Unsinn die Hauptrolle - solange, bis eine Frau dazwischen tritt. Hier ist es Ludwigs Schwester Vera (Laura Kolla), die unbemerkt einen Keil in die Zwillingsverbundenheit treibt. Mal laut, mal leise, mal hell und wieder düster ganz so wie es ist, inszeniert Mascha Obermeier das Erwachsenwerden.
Auf der Bühne überzeugt allen voran der 24-jährige Johannes Bauer - als elfjähriger Eigenbrötler genauso wie als wütender Halbwüchsiger mit Gewichtsproblemen. Gemeinsam mit den ebenfalls herausragenden Thomas Mangold und Laura Kolla konnte er am Ende des Abends eine sichtlich berührte Mascha Obermeier unter tosendem Beifall auf die Bühne bitten. Ein großes, kleines Stück mit viel Nachhall - für alle sehenswert, die auch einmal jung waren - und unbedingt auch für die, die es noch sind.