Noch immer fehlt vielen Gemeinden der Mut, größere Projekte gemeinsam anzupacken: Der von den beiden Nachbargemeinden Kirchheim und Geroldshausen errichtete Bauhof ist ein Beispiel dafür, was möglich ist, wenn Nachbarn an einem Strang ziehen: Etwa 1,6 Millionen Euro kostet das Bauvorhaben am Mooser Bahnübergang – zu viel für jede einzelne Gemeinde. Vom Freistaat gibt es zudem einen Zuschuss für die Zusammenarbeit: Mit 90 000 Euro ist er jedoch eher von symbolischer Höhe.
Dabei war das gemeinsame Projekt vor allem in Kirchheim keineswegs unumstritten. „Es gab Bedenken, ob es wirklich nötig ist, den seit langem gewünschten Bauhof im Nachbarort zu errichten“, erzählte Bürgermeister Björn Jungbauer bei dem vor kurzem gefeierten Richtfest. Am Ende überzeugten jedoch die Vorteile: Sowohl für Kirchheim als auch Geroldshausen endet mit der geplanten Eröffnung im Herbst die Zeit des andauernden Improvisierens.
Zeit der Notlösungen ist vorbei
In Kirchheim sind Maschinen und Werkstoffe bisher in einer angemieteten Scheune hinter dem Freibad untergebracht. Zum Vespern müssen die Mitarbeiter ins Rathaus ausweichen. Auch in Geroldshausen wird derzeit noch auf eine Notlösung zurückgegriffen. Die Baumaterialien sind am früheren Gasthaus Eisenbahn gelagert. Zusätzlich ist eine Halle am Bahnhof angemietet.
Im Herbst 2015 gab es in den beiden Gemeinderäten die richtungsweisenden Beschlüsse für eine Zusammenarbeit. Als Standort für den neuen Bauhof wurde eine Wiese an der Mooser Ortsausfahrt Richtung Kirchheim gewählt, etwa in der Mitte zwischen den beiden Hauptorten. Als Bauherr und Betreiber tritt die Verwaltungsgemeinschaft Kirchheim auf, der beide Gemeinden angehören. Die Bau- und die Betriebskosten werden nach einem festgelegten Schlüssel aufgeteilt. Hierfür haben die Gemeinden die Zahl der Einwohner zugrunde gelegt: Etwa zwei Drittel entfallen auf Kirchheim, ein Drittel auf Geroldshausen.
Mitarbeiter packen gemeinsam an
Die Mitarbeiter bleiben vorerst bei den einzelnen Gemeinden angestellt, kommen jedoch auch im Nachbarort zum Einsatz. Längerfristig kann sich Jungbauer vorstellen, dass die Belegschaften komplett zusammengelegt werden. Bei den laufenden Bauarbeiten haben die Mitarbeiter beider Gemeinden bereits zusammen angepackt. Erste Geräte wie ein Holzhäcksler wurden gemeinsam angeschafft. Ein überörtlicher, aus Gemeinderäten bestehender Bauausschuss begleitet die Baumaßnahmen.
Die Halle mit fünf Ausfahrten und mit einer Nutzfläche von 700 Quadratmetern wurde ohne Architekt in Systembauweise errichtet. Dazu gehören auch eine Werkstatt und eine Waschhalle. Es gibt für das Personal einen Aufenthaltsraum sowie Duschen. „Erstmals können unsere Mitarbeiter auf optimale und zeitgemäße Arbeitsbedingungen zurückgreifen“, freut sich Bürgermeister Josef Schäfer über den modernen Bauhof. Die Gemeinde gewinnt damit zudem Platz in der Ortsmitte. Auf einem angrenzenden Grundstück soll zudem das neue Feuerwehrhaus des Ortsteils Moos entstehen. Auch hier gibt es Synergieeffekte: Die Leitungen und der Gastank können gemeinsam genutzt werden.