Am 13. April ist der Tag der Provenienzforschung. Die Provenienzforschung beschäftigt sich mit der Herkunftsgeschichte von Objekten und stellt insbesondere die Frage nach Kunstwerken, die den ehemaligen, meist jüdischen, Eigentümern unter Druck abgepresst oder direkt geraubt wurden. Zwei Würzburger Museen, das Museum im Kulturspeicher und das Martin von Wagner Museum, möchten über ihre langjährigen Projekte bezüglich der Provenienzforschung berichten, heißt es in einer Pressemitteilung des Museums im Kulturspeicher.
Seit 2014 wird die heute im Museum im Kulturspeicher beheimatete Würzburger Städtische Sammlung systematisch durchkämmt. Die Kabinettsausstellung „Herkunft & Verdacht. Update“ die bis 3. Juli im Museum zu sehen ist, präsentiert aktuelle Forschungsergebnisse.
Mehr als drei Jahre sind seit der großen Ausstellung „Herkunft & Verdacht“ im Jahr 2018 vergangen. Seitdem hat sich im Museum im Kulturspeicher in Sachen Provenienzforschung einiges getan: In einem neuen Forschungsprojekt wurden die Zugänge der Jahre 1945 bis 1975 beleuchtet. Denn auch nach dem Ende des Nationalsozialismus wurde noch mit Werken gehandelt, die ursprünglich in jüdischem Eigentum waren und in der NS-Zeit verfolgungsbedingt entzogen wurden. Abermals erhielt das Museum vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste eine großzügige Unterstützung, heißt es weiter in der Pressemitteilung. Spannende Ergebnisse aus dieser zweiten Forschungsphase werden nun in einer Kabinettausstellung präsentiert.
Dabei gibt es Werke, deren unverdächtige Herkunft nachgewiesen werden konnte, aber auch (noch) ungelöste Fälle, bei denen weitere detektivische Forschungsarbeit erforderlich ist. Die Präsentation nimmt die Besucher mit zu einem virtuellen Besuch ins alte Aschaffenburg und macht sie mit Künstlernachlässen bekannt; schließlich können die Besucher auch selbst ein „Bilderrätsel“ lösen. Das Projekt wird unterstützt vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste sowie der Landesstelle für nichtstaatliche Museen in Bayern.
Das Martin von Wagner Museum und die Professur für Museologie der Julius-Maximilians-Universität Würzburg möchten über das seit April 2019 laufende Projekt berichten, das ebenfalls vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste in Magdeburg gefördert wird.
In der ersten Projekthälfte untersuchte Mitarbeiterin Nora Halfbrodt von April 2019 bis Mai 2021 systematisch alle Erwerbungen des Universitätsmuseums zwischen 1933 bis 1945 auf ihre Herkunft. In der zweiten Hälfte geht Mitarbeiterin Inga Benedix bis Dezember 2022 nun den Gemälden nach, die zwischen 1945 und 1998 ans Museum kamen. Dies ist laut Pressemitteilung notwendig, weil damals immer noch mit Werken aus ehemals jüdischem Besitz oder aus anderen Verfolgungskontexten gehandelt wurde.
Über das laufende Projekt, Verdachtsfälle und den ersten Rückgabefall, aber auch den interdisziplinären Masterstudiengang „Sammlungen – Provenienz – Kulturelles Erbe“, unterhält sich Benedix auf Instagram ab 13 Uhr mit der Studentin Lea Eisold und ist aus Fragen aus dem Publikum gespannt.