Gefeierte Chambinzky-Open-Air-Premiere: "Don Camillo und Peppone"
Neu ist das Stück wahrlich nicht, aber wie die als Komödie angelegten Filme zieht es noch immer. Besonders nach der langen Corona-Zwangspause für kulturelle Veranstaltungen, besonders, wenn bei Hochsommerwetter unter freiem Himmel gespielt wird. "Don Camillo und Peppone" nach den Romanen von Giovanni Guareschi, die in einem kleinen Dorf in der Po-Ebene kurz nach dem Zweiten Weltkrieg spielen, hat sich das Theater Chambinzky vorgeknöpft und unter der Regie von Gwendolyn von Ambesser auf der eigens eingerichteten Bühne im alten Park auf dem ehemaligen Landesgartenschaugelände am Hubland sehr unterhaltsam in Szene gesetzt.
Das Premierenpublikum, verteilt auf Bierbänken und Klappstühlen und versorgt mit Getränken, genoss die Abendvorstellung. Die endete heftig beklatscht mit der gemeinsamen Auszugsprozession der Akteure, die sich zuvor gut zwei Stunden lang in zwei feindlichen Lagern gegenübergestanden und ordentlich gezofft hatten.
Allen voran natürlich die beiden im Titel genannten Streithähne und Sturköpfe: der schlitzohrige Pfarrer Don Camillo – Uwe Bergfelder geht in dieser Rolle auf - und sein Widersacher Peppone als für seine kommunistische Partei und sein Dorf engagierter Bürgermeister – überzeugend verkörpert von Stephan Ladnar. Im Doppelpack laufen sie zu Bestform auf.
Göttliche Stimme aus dem Off
Dabei knallen sie sich Derbheiten um die Ohren, lassen die Fäuste sprechen oder schwingen das Kreuz wie eine Sense. Dass sie sich gegenseitig die Führungsposition streitig machen geschieht allerdings nicht aus purem Egoismus, sondern bei aller unterschiedlichen Herangehensweise stets aus Sorge um ihr Dorf bzw. die "Schafe in der Gemeinde". Ganz entscheidend, wenn auch "nur" als Stimme aus dem Off, mischt Csaba Béke mit. Im Tonfall meist sanft, wenn’s sein muss auch mal bestimmt, unterhält er sich als Gottes Sohn mit seinem Soutane tragenden Diener.
Herrlich amüsant sind die Zwiegespräche der beiden, die Art, wie Don Camillo ständig versucht, seinen Chef, dem er "manchmal ganz brauchbare Einfälle" zugesteht, vom eigenen (nicht gerade christlichen) Handeln zu überzeugen oder von Schwindeleien und Missverhalten abzulenken.
Corona-konforme Küsse
Mehrere kleine Geschichten, in denen die Darsteller durchweg selbstbewusst-souverän und selbst beim Küssen konform mit den Corona-Regeln agieren, wirkt von Ambesser in ihrer Inszenierung geschickt und mit bestem Timing ineinander: die Taufe von Peppones und Ariana Peppones Sohn, die von beiden Familien verfluchte Liebesgeschichte zwischen der reichen Grundbesitzer-Tochter Gina und dem "roten" Mariolino, den Generalstreik der Arbeiter, der dem Grundbesitzer Pasotti zusetzt, und den "überfälligen" Tod der alten Lehrerin Signora Cristina, die in ihren letzten Erden-Minuten sowohl Jesus wie Don Camillo und Peppone noch den Kopf wäscht.
Auf dem Spielplan bis voraussichtlich 4. September, Vorstellungen Dienstag bis Sonntag 19.30 Uhr. Kartenreservierungen: theater@chambinzky.com bis 14 Uhr des betreffenden Spieltermins; Abendkassentelefon unter Tel.: (0171) 5453521.