Zwei angesehene Würzburger Krankenhäuser gehen unter steigendem Kostendruck eine Vernunft-Ehe ein. Das Juliusspital in der Innenstadt und die Missionsärztlichen Kliniken (im Volksmund „Missio“) im Stadtteil Frauenland ziehen 2017 unter das Dach einer gemeinsamen Klinik-Gesellschaft. Aber beide Häuser mit ihren vertrauten Namen bleiben erhalten, betonten Verantwortliche am Dienstag.
Überraschend kommt die Fusion nicht. Zunächst war aber 2014 von einer engen Zusammenarbeit zweier Partner auf gleicher Augenhöhe die Rede. „Doch wir mussten feststellen, dass wir damit rasch an Grenzen stießen“, schilderte Walter Herberth, Chef der Juliusspital-Stiftung.
Hürden taten sich beispielsweise beim Steuerrecht und bei Budgetfragen auf. Rasch wurde Verantwortlichen beider Häuser klar: Sie mussten einen Schritt weiter gehen.
Zahlreiche Treffen rund um "Klinik-Hochzeit"
Im März 2015 brachte Landtagspräsidentin Barbara Stamm alle relevanten Gesprächspartner an einen Runden Tisch. Dann kam die Fusion als geheime Kommandosache eines kleinen Führungszirkels ins Rollen.
16-mal traf man sich, um die Rahmenbedingungen für eine „Klinik-Hochzeit“ auszuloten und Risiken mit Fachleuten abzuschätzen. Nichts davon drang nach außen.
Ende April 2016 wurde man sich über Eckpunkte einig: „Wir trafen uns dafür ausnahmsweise an einem neutralen Ort“, schmunzelt Herberth. „Kloster Himmelspforten war eine gute Wahl.“ Gesellschafter des Unternehmens wurden die Stiftung Juliusspital mit 60 Prozent, das Missionsärztliche Institut mit 32 und der Verein Kinderklinik Mönchberg mit acht Prozent der Anteile.
Herberth betont wie sein Missio-Gesprächspartner, Professor August Stich: Das sei keine vom Kostendruck erzwungene Fusion. „Wir wollen sicherstellen, dass wir den Patienten trotz verschärfter Wettbewerbssituation auch künftig eine Medizin bieten können, die von christlichen Werten geprägt ist – gerade für die Schwachen“, sagt Stich. „In diesem Geist wird das neue Klinikum entstehen.“
Das steht für 663 Planbetten, 2000 Beschäftigte und ein Umsatzvolumen von voraussichtlich 120 Millionen Euro. An den neuen Namen (Klinikum Würzburg Mitte) muss man sich erst gewöhnen. Das soll zum 1. Januar 2017 mit dem operativen Geschäft beginnen – was nur Gesundheitspolitiker, Finanzamt und Lieferanten interessieren wird. „Der Patient wird sich eher fragen: Was ändert sich für mich?“, meinte Krankenhausleiter Wolfgang Popp vom Juliusspital. Und gab die Antwort: „Nichts!“ Die gleichen Ärzte und Pfleger bleiben Ansprechpartner.
Betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen
Ein Personalabbau ist nicht geplant. „Wir schließen betriebsbedingte Kündigungen aus“, sagte Missio-Geschäftsführer Volker Sauer. Dennoch wartet gerade im Personalbereich nach Informationen der Reaktion noch manch heikler Punkt auf Feinabstimmung: Zwar heißt es, die Arbeitsverhältnisse und -verträge der Mitarbeiter beider Häuser blieben erhalten. Doch im einen Haus gelten Verträge wie im öffentlichen Dienst, im anderen die des Arbeitgebers katholische Kirche – mit abweichenden Regelungen.
Das Zusammenwachsen werde „einige Zeit in Anspruch nehmen“, heißt es auch auf die Frage nach Synergie-Effekten. Beispielhaft wird auf das gemeinsame Endo-Prothetik-Zentrum (für Patienten mit Problemen an Hüfte oder Knie) verwiesen Hier wurde Wissen und Können beider Häuser im Juliusspital vereint.
Ob dies auf andere Bereiche übertragbar ist, wird in den kommenden Wochen „untersucht, konzipiert und zum Wohl der Patienten umgesetzt“, betont man, ohne konkret zu werden. Natürlich werde man aber „die unterschiedlichen Schwerpunkte der Kliniken auch weiter pflegen.“