Bürgermeister Bernd Schraud (Hausen) wurde zum neuen Verbandsvorsitzenden des „Zweckverbands Abwasserbeseitigung Obere Pleichach“ gewählt. Sein Stellvertreter ist Bürgermeister Alois Fischer aus Unterpleichfeld. Mit der Neuwahl soll nach turbulenten Sitzungen mehr Ruhe und Ordnung ins Gremium einziehen.
Die Neuwahl mitten in der sechsjährigen Legislaturperiode war nötig geworden, weil der bisherige Vorsitzende, Bürgermeister Konrad Schlier, das Handtuch geworfen und am 2. Juni vom Gremium seinen Rücktritt genehmigt bekommen hatte. Drei Jahre war Schlier seit seiner Wahl im Juni 2014 Vorsitzender des Abwasserzweckverbands mit den Mitgliedsgemeinden Bergtheim, Hausen, Oberpleichfeld und Unterpleichfeld.
Von Anfang an gab es in den Sitzungen einen heftigen Schlagabtausch. Die unterschiedlichen Meinungen hatten mit dem Kaufvertrag der Biogasanlage der Tochtergesellschaft ENTRO zu tun, mit einem anhängigen Gerichtsverfahren zur Klärschlammtrocknung, der Auslegung eines Beschlusses aus dem Jahr 2013 zum Anschluss des Bergtheimer Ortsteils Opferbaum an die Kläranlage in Unterpleichfeld und zur nötigen Erweiterung der Kläranlage.
Zweifelsohne habe Konrad Schlier in seinen drei Jahren als Vorsitzender immens viel geleistet, lobten alle Ratsmitglieder. Probleme sind gelöst oder auf gute Wege gebracht worden. Dennoch hatte es in den Sitzungen heftig gefunkt. Schlier fehlte die Solidarität und das Vertrauen in seine Handlungen und Aussagen. Vor allem das Misstrauen der beiden Verbandsräte Alois Fischer und Heiko Schneider aus Unterpleichfeld war ihm ein Dorn im Auge.
Als Bürgermeister bleibt Schlier Mitglied im Gremium. Er tritt also zurück ins zweite Glied. Tatsächlich gab es in der Sitzung am 5. Juli im wahrsten Sinne des Wortes ein Stühle-Rücken. Zunächst hatte der bisherige Stellvertreter Helmut Scholz die Sitzung eröffnet und seinen Anspruch auf Entlassung aus dem Ehrenamt geltend gemacht. Sie wurde diesmal einstimmig angenommen.
Dann ging die Neuwahl von Bernd Schraud und Alois Fischer zügig und eindeutig vonstatten. Im Vorfeld hatte sich die Kommunalaufsicht unter der Leitung von Harald Piecha der komplexen Geschichte angenommen. Das Gespräch wurde auf Bitten der vier Bürgermeister der Mitgliedsgemeinden anberaumt.
Bei einem Treffen am 19. Juni im Landratsamt zur Erörterung der Situation und der Frage nach dem weiteren Verfahren ließ sich Schraud überzeugen, den Posten des Vorsitzenden zu übernehmen. Die Leitung sollte aus rechtlichen Gründen in der Hand eines Bürgermeisters bleiben.
Gratulationen winkte Schraud ab. Vor vier Wochen hatte er noch deutlich Nein gesagt. „Ich bin in das Amt gedrängt worden und habe mir die Annahme lang überlegt.“ Er hofft darauf, „eine Vermittlerrolle einnehmen zu können.“ Zudem wünscht er sich „eine fruchtbare Zusammenarbeit“ und fand deutliche Worte hinsichtlich der Sitzungskultur. „Ich möchte, dass wir uns aussprechen lassen, uns zu Wort melden, uns an die Rednerliste halten und erst dann sprechen, wenn ich das Wort erteilt habe“, sagte er.