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Würzburg
Zur Ruhe kommen mit Spitzen, Bordüren und Socken
Freuen sich über die neuen Decken: Bewohner des Juliusspital Seniorenstifts und die fleißigen Helfer, die die Demenzdecken genäht haben.
Foto: Stiftung Juliusspital Würzburg/Martina Schneider | Freuen sich über die neuen Decken: Bewohner des Juliusspital Seniorenstifts und die fleißigen Helfer, die die Demenzdecken genäht haben.
Bearbeitet von Lena Berger
 |  aktualisiert: 24.06.2019 02:10 Uhr

Die einen geben ihre Zeit und ihr handwerkliches Geschick beim Nähen. Andere spenden Spitzenbordüren, Felle, hunderterlei verschiedene Stoffe, Socken, ob einzeln oder als Paar, Topflappen, Krawatten oder Reißverschlüsse. Aus diesen „Zutaten“ entwickelte sich „Zeit füreinander“, ein Projekt der ökumenischen Nachbarschaftshilfe des Matthias-Ehrenfried-Hauses in Zusammenarbeit mit der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde Sankt Johannis. Und dabei herausgekommen sind bisher weit über 30 Decken für Demenzkranke, auch Nesteldecken genannt, heißt es in einer Pressemitteilung.

Das sind spezielle Decken zum Anfassen und Erfühlen für Demenzkranke. Unterschiedliche Stoffe werden dabei zusammengenäht und mit verschiedenen Materialien bestückt. So finden sich zum Beispiel Knöpfe, Vorhangringe, Schleifen, Reißverschlüsse, Reissäckchen, aber auch Socken auf den Decken. Im Inneren ist eine Antirutschmatte eingenäht, um die Decke zu beschweren und zu stabilisieren. Demenzkranke können die Decke auf ihren Schoß oder auf den Tisch legen und an den verschiedenen Elementen herumnesteln.

Fühlen an Nesteldecke als Beschäftigungstherapie

Bei einem Gottesdienst in der Kapelle St. Johannes des Juliusspital Seniorenstifts überreichten Tina Liebenstein und Inge Wollschläger, Seniorenreferentin von St. Johannes, die das Projekt im Herbst 2018 ins Leben gerufen hatten, 14 dieser 60 mal 60 Zentimeter großen Decken an die demenzkranken Bewohner der Wohnbereiche des Juliusspitals.

Tina Liebenstein ist Krankenschwester in der Notaufnahme des Würzburger Juliusspitals. Sie hat eine Weiterbildung zur Demenzbeauftragten im Krankenhaus gemacht und kennt sich mit der Krankheit aus. „Im fortgeschrittenen Stadium der Krankheit ist vor allem die Kommunikation sehr weit eingeschränkt“, erklärt sie. Demenzkranke Menschen setzten deshalb oft ihre Hände ein, um Informationen aufzunehmen. Das Fühlen an der Nesteldecke sei daher eine gute Beschäftigungstherapie, denn die Demenzkranken können sich mehrere Stunden mit der Decke beschäftigen und die verschiedenen Oberflächenstrukturen erkunden. Wie beispielsweise die großen und kleinen aufgenähten Knöpfe. In zwei alte Stricksocken kann man mit den Händen hineingreifen. Außerdem ist an einer Decke ein langes weißes Band befestigt, aus dem die Erkrankten eine Schleife binden können. Und mit den Fingern kann man über ein flauschiges Herz aus Fell oder eine kratzige Spitzenborte fahren.

Jede Näherin hat ihr Spezialgebiet

Fünf bis sieben Näherinnen treffen sich immer dienstags von 14.30 bis 16.30 Uhr im Matthias-Ehrenfried-Haus und nähen was das Zeug hält. Tina Liebenstein bestückt die Decken und jede der der fleißigen Näherinnen hat ihr Steckenpferd. „Ich nähe mit Begeisterung gerade Nähte“, sagt Heidrun. Petra säumt die Ränder perfekt ein, Helga näht alles, was kommt und Bianca mit Begeisterung Knöpfe an. „Jede hat so ihre Leidenschaft und ihr Talent und gemeinsam wird es dann rund“, lacht Tina Liebenstein.

Wolfgang Neubauer, der Pflegedienstleiter des Seniorenstifts nahm die Decken für die Bewohner sehr gerne an. „Für Bewohner, die ihre Unruhe ausleben müssen, sind diese Decken genau richtig“, sagt er als er den Stoß Decken auf den Wohnbereich trägt.

 
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