Eines der Hochbeete im CampusGarten ist mit kunterbunt bemalten Latten eingefasst. „Hier arbeitet eine Studentin aus Costa Rica mit“, erklärt Wiebke Degler. Auf einem anderen Beet prangt ein Bild mit einer hinduistischen Figur. Studierende aus Indien gärtnern hier. Im CampusGarten geht es interkulturell zu. Genauso „bunt“ soll auch jener Garten werden, der 2018 gemeinsam mit den Stadtgärtnern Würzburg und der Volkshochschule bei der Landesgartenschau angelegt werden soll.
Seit Oktober 2014 werkeln Studierende im CampusGarten auf dem Hubland-Areal Nord. Verantwortlich für das Projekt, in dem sich mehr als 60 Studenten engagieren, ist das studentische „Referat Ökologie und Nachhaltigkeit“ der Würzburger Uni. Viel Mühe investierten die jungen Leute vor zweieinhalb Jahren, um das völlig verwilderte Areal am Emil-Hilb-Weg in einen Garten zu verwandeln. Nachdem dieser Kraftakt geschafft ist und der CampusGarten sehr gut läuft, wollen sie auf dem LGS-Gelände unter dem Motto „Wir. Pflanzen. Vielfalt” einen zweiten Garten anlegen.
Urban Gardening mit unterschiedlichen Schwerpunkten
Dass sich die CampusGärtner dabei mit den Würzburger Stadtgärtnern zusammentun, liegt nahe: Beide verstehen sich als sogenannte Urban Gardening-Initiativen. Allerdings mit jeweils etwas anderen Schwerpunkten. Die Stadtgärtner haben eine „Essbare Stadt“ als Hauptziel im Fokus: An möglichst vielen Orten Würzburgs sollen Pflanzen wachsen, die jeder, der vorbeischlendert, ernten und essen kann. Den CampusGärtnern geht es darüber hinaus auch darum, möglichst vielen Tierarten ein Zuhause zu bieten. Darauf verweisen das Insektenhotel, von dem Besucher des CampusGartens am Eingang empfangen werden, sowie die bunte Bienenweide.
Die Würzburger Volkshochschule scheint auf dem ersten Blick ein ungewöhnlicher Partner innerhalb des Trios zu sein, spielt „Garten“ hier doch allenfalls am Rande ein Thema. Wobei es durchaus Gartenangebote gibt. So wird es am 29. Mai einen vhs-Gartenspaziergang unter dem Motto „Der Mensch braucht Gärten“ geben. Außerdem lernen vhs-Kursteilnehmer, „Traumgärten“ zu planen.
Migranten wollen bei einem interkulturellen Garten mithelfen
Die Volkshochschule will allerdings weniger originär gärtnerische als vielmehr interkulturelle Kompetenzen in das LGS-Projekt „Wir. Pflanzen. Vielfalt.“ einspeisen. Dutzende Flüchtlinge lernen in der Erwachsenenbildungseinrichtung die deutsche Sprache und Kultur kennen. Mehrere dieser Kursteilnehmer möchten ihre gärtnerischen Kenntnisse und ihr handwerkliches Geschick bei der Anlage des interkulturellen LGS-Gartens einbringen.
„Wir wollen zusammen eine Hütte bauen“, verrät Pascal Bunk vom CampusGarten-Team, auf den viele Ideen für das Projekt „Wir. Pflanzen. Vielfalt.” zurückgehen. Beim Hüttenbau soll überhaupt jeder anpacken, der Lust hat. Ist die Hütte fertig, soll sie, mit Ausnahme des Eingangs, rundum begrünt werden. Und zwar nicht nur mit Schlingpflanzen, wie man sie von begrünten Fassaden kennt. Sondern mit essbaren Pflanzen, die senkrecht in die Höhe wachsen.
Weil das, was während der LGS wächst, auch verzehrt werden soll, wird außerdem gemeinsam ein Lehmofen gebaut. Wie man das macht? Pascal Bunk zuckt die Schultern und lacht: „Das wissen wir im Moment auch noch nicht.“ Doch mit vereinten Kräften, ist er sicher, wird dies gelingen. Wer weiß, vielleicht hat einer der Geflüchteten in seinem Heimatland schon einmal einen Lehmofen gebaut. Oder einer der LGS-Besucher hat hilfreiche Tipps. Ist das nicht der Fall, kann bestimmt irgendwo nachgelesen werden, wie man einen Lehmofen kreiert.
Ist das Werk beendet, sollen gemeinsam Pizza oder Gewürzbrot mit Tomaten, Zucchini und Zwiebeln aus dem Landesgartenschau-Projektgarten gebacken werden. Ein Teil der Gewürze wird aus einem „Kraterbeet“ stammen, wie es in der Permakultur verwendet wird. Als Nachtisch könnte es Wassernuss aus dem Teich mit essbaren Pflanzen geben.
Eine Gemüsebeet als Allgemeingut
Weil „Gemeinschaft“ eine große Rolle spielt, darf auch ein Allmendebeet nicht fehlen. „Das ist ein größeres Beet, das zusammen bepflanzt wird“, erläutert Bunk. Niemand hat hier mehr Anspruch darauf, dass ein bestimmtes Gemüse ihm gehört. Was keineswegs eine neue Idee im Zeitalter des „Sharing“ ist. Schon im Mittelalter gab es Wälder, Wiesen, Felder und Wasserflächen als „Gemeingut“, zu denen alle freien Zugang hatten.
Ideen des „Guerilla Gardenings“ wollen die Würzburger CampusGärtner mit einem Samengutautomat einbringen. „Daraus kann man sich kleine Samentütchen ziehen“, erklärt Bunk. Wo immer man eine unansehnlich kahle Fläche im öffentlichen Raum entdeckt, können die Samen ausgestreut werden.
Zum Nutzen der Insekten natürlich.
LGS-Projekt: Crowdfunding
Um das Projekt „Wir. Pflanzen. Vielfalt.” zu realisieren, kooperiert der CampusGarten mit der Würzburger VR-Bank.
Dort startete Ende März eine Crowdfunding-Aktion, die noch bis 14. Juni dauert. Auf jede Spende ab fünf Euro gibt die VR-Bank 10 Euro.
Wer sich beteiligen möchte, kann dies unter vr-bank- wuerzburg.viele-schaffen-mehr.de/stadtgartenschau tun.