Zwischen Kindern und Küche, Beruf und Ehrenamt bleibt Zeit für sich selbst oft auf der Strecke: Viele Frauen empfinden das, was sie tagtäglich zu tun haben, als chronisch belastend – bis hin zum Burn-out. Vor diesem Hintergrund lädt der diesjährige Frauentag am 8. März zum Entdecken von „Kraftspendern“ ein. Kräuter, Lachyoga, Klänge, Qi Gong und Musik, so die Organisatorinnen, helfen, die Energiereserven aufzutanken, um neuerlich aktiv und kreativ sein zu können.
Vor allem Frauen leiden daran, dass alles zu viel ist, meint Stephanie Böhm vom Frauenbündnis, das den Frauentag zum diesjährigen Motto „Zeit nur mal für mich“ vorbereitet hat. Durch immer mehr mediale Kanäle sickern Katastrophenmeldungen in die Wohnzimmer, das Engagement für Flüchtlinge konfrontiert mit Leid, das bislang irgendwo weit weg war. Überforderungsgefühle sind programmiert. Dass die Zahl der Menschen mit psychischen Problemen wächst, scheint kaum Zufall zu sein. Das Phänomen „Burn-out“ hat gleichzeitig eine zutiefst politische Komponente: Wie human ist eine Gesellschaft, in der es immer mehr Menschen schwerfällt, mitzuhalten?
Dass das, was politisch geschieht, seelisch schwer in Mitleidenschaft ziehen kann, bestätigt Adriana Berdami-Strunz. Die Sozialpädagogin leitet das Tageszentrum des Bayerischen Roten Kreuzes in Würzburg. Hier finden Menschen eine Tagesstruktur, die, teilweise aufgrund immenser psychischer Belastungen wie Kriegserlebnisse, seelisch an ihre Grenzen geraten sind. Das psychische Gleichgewicht herzustellen, ist allerdings auch für Menschen wichtig, die keine Extremsituationen erlebt haben, sagt Berdami-Strunz, die sich seit langem mit Qi Gong beschäftigt und beim Frauentag einen Einblick geben wird, wie Qi Gong wirkt.
Die Kunst des Lachyoga
Anlässe, empört oder wütend zu sein, sich zu ärgern oder in Traurigkeit zu versinken, gibt es genug. Doch ließe sich manches nicht auch mit Humor nehmen? Lachyoga-Trainerin Ursula Lux aus Schonungen möchte die Teilnehmerinnen am Frauentag in die Kunst des Lachyoga einführen. Anfangs mag es sich befremdlich anfühlen – einfach grundlos zu lachen. Doch garantiert hebt es die Stimmung und gibt neue Kraft, sich abermals Dingen zu stellen, die weniger erfreulich sind.
Neue Energie zu gewinnen, das lässt sich auch mit Kräutern schaffen, meint Roswitha Dorsch, die sich ehrenamtlich um den Kräutergarten des Kirchenburgmuseums Mönchsondheim im Kreis Kitzingen kümmert. Die Teilnehmerinnen werden von ihr eingeladen, Kräuterdüfte zu schnuppern. An krautigen Köstlichkeiten gibt es Lavendelplätzchen und Rosmarinwein zu probieren.
Frauen, denen alles über den Kopf wächst und die am liebsten gar nicht mehr weitermachen möchten, haben oft das Gefühl, mit ihrem Problem alleine zu stehen. Doch dem ist absolut nicht so, weiß Heilpraktikerin und Klangtherapeutin Birgit Keller, die Frauen einzeln berät und Frauengruppen anbietet. Selbstvorwürfe wegen all dem, was frau nicht schafft, wo sie hinter den eigenen oder fremden Erwartungen zurückbleibt, sind Keller zufolge fehl am Platz. Viel wichtiger wäre es, einmal innezuhalten und in sich selbst hin-einzuhören. Wie gut Klänge dabei helfen können, sich zu entspannen, wird Keller den Frauen bei kleinen Übungen zeigen.
Gemeinsam ein Chanson singen
Durch die Veranstaltung führt, singt und lacht die Kabarettistin und Chansonsängerin Heike Mix. Auch ihr wird man an diesem Abend nicht einfach passiv zuhören. „Wir werden ein Chanson gemeinsam singen“, verrät sie. Dass Singen Körper und Seele gut tut, ist mehrfach wissenschaftlich bewiesen. Gerade Chansons haben zudem eine politische und gesellschaftskritische Komponente – man denke an Claire Walldorf. „Raus mit den Männern aus dem Reichstag!“ lautet der Titel eines berühmten Chansons, das Friedrich Hollaender 1926 für Walldorf schrieb. Männer trauten sich, Politik zu spielen, heißt es da: „Aber, na, die ist ja auch danach!“
Der diesjährige Frauentag beginnt am 8. März um 18 Uhr in der Akademie Frankenwarte. Der Teilnahmebetrag für Buffet und Programm beträgt 15 Euro (ermäßigt 13 Euro). Es sind noch einige wenige Restkarten unter www.frankenwarte.de erhältlich.
Weltfrauentag
Der weltweite Frauentag erinnert an einen Streik New Yorker Textilarbeiterinnen am 8. März 1857. In Deutschland wurde der erste Frauentag 1911 gefeiert. 1933 verbot Adolf Hitler die Feier von Frauentagen, stattdessen wurde der Muttertag 1934 als Feiertag eingeführt.
Der Würzburger Frauentag wird alljährlich von einem Frauenbündnis vorbereitet. Mitglieder sind Akademie Frankenwarte, ver.di Frauen, AWF, KAB, AsF Stadt/Land, Frauen bei B'90/Die Grünen, evangelische Dekanatsfrauen, IG Metall, GEW, DGB und die Gleichstellungsstelle der Stadt Würzburg.