
"Warum sind die Weinbergsflächen ausgenommen? Ist das Ortsbild von Lindelbach egal?" fragte ein Lindelbacher zur Bürgerversammlung aufgebracht. Zugepflastert mit Photovoltaik und im Vergleich zu Randersacker übervorteilt fühlt man sich, nachdem der Übersichtsplan zu den theoretisch möglichen Standorten Lindelbach von drei Seiten mit Positivflächen für Photovoltaik umschließt. "Ich stelle fest, der Gemeinderat will nur das Randersackerer Ortsbild schonen", monierte er. Alle Freiflächen – außer dem Wald – seien reserviert. Er vermisse die Randersackerer Flächen zwischen Alandsgrund und Teufelskeller, zwischen Edeka und Autobahn bei den Positivflächen. "Wir haben doch unfassbar viele Dächer", fragte eine Lindelbacherin nach, "warum Felder für Photovoltaik nehmen?" Sie befürchtet, dass die Erlöse aus der Photovoltaik für die Landwirte so attraktiv sind, dass tatsächlich großflächig Anlagen entstehen.
Gerade großflächige Anlagen verhindere das Randersackerer Regelwerk, das Einzelanlagen bis maximal fünf Hektar Größe und nicht mehr als zehn Hektar pro Jahr zulässt, erläuterte Bürgermeister Michael Sedelmayer die Intention. Die insgesamt 500 Hektar ausgewiesener Positivflächen, etwa ein Drittel der Gemarkung, reichten damit für die nächsten 50 Jahre. Für die Gemeinde sei der dazugehörige Kriterienkatalog ein Steuerungselement, mit dem bewusst auf die Interessen der Gemeinde Rücksicht genommen werden kann und multifunktionale Nutzungen wie bei der Agri-Photovoltaik favorisiert werden, wo Flächen gleichzeitig für Module und Nahrungsmittelproduktion genutzt werden.
Dass Dachflächen allein keinen großen Wurf für die Energiewende bedeuteten, hatte er erklärt. Der Randersackerer Kompromiss mit maximal fünf Hektar Anlagengröße sei wirtschaftlich noch darstellbar, werde aber nicht die ganz großen Investoren bringen. Für das Mainvorland und die Hangschultern gebe es Vorschriften, wie hier bebaut werden darf. Zudem gehe er davon aus, dass das geplante Gewerbegebiet noch kommt, so Sedelmayer. Bei den erfreulichen Entwicklungen hatte er aufgeführt, dass die Marktgemeinde ihren Strom inzwischen ebenfalls aus 100 Prozent erneuerbaren Energien beziehe sowie CO2-neutrales Gas, beides von regionalen Anbietern.
Pläne liegen bereit
Barrierefreiheit für die öffentlichen Gebäude war von Dr. Peter Rost nachgefragt worden – ursprünglich ein bayerisches Ziel bis 2022. Bei Umbauten wie demnächst am Kindergarten, werde Barrierefreiheit berücksichtigt, so Sedelmayer. Ansonsten lägen Pläne zur schnellen Umsetzung für Schule, Rathaus und Kindergarten bereit, "falls da Förderprogramme kommen".
Keine 70 Interessenten waren zur Bürgerversammlung gekommen, die nach 2G-Infestionsschutzregeln und FFP2-Maskenpflicht in der Sportanlage stattfand. Es war kaum die Hälfte der sonst üblicherweise stark präsenten Randersackerer gekommen. Allerdings liegen die von Kämmerin Luisa Adelfinger und Bürgermeister vorgetragenen Eckpunkte zum gemeindlichen Geschehen auch bereits als Broschüre vor und werden mit dem Mitteilungsblatt verteilt werden.
Applaus für das Rote Kreuz
Starkes bürgerschaftliches Engagement und außerordentliche Leistungen von Vereinen und Organisationen für Gemeinde und Gesellschaft hatte Sedelmayer wiederum angeführt und gewürdigt. Er nutzte die Gelegenheit, dem anwesenden Bruno Schmitt die Kommunale Verdiensturkunde des Freistaates Bayern für sein langjähriges Engagement als Marktgemeinderat zu überreichen. Spontanen Applaus aus der Bürgerversammlung gab es außerdem für die Bereitschaft des Roten Kreuzes, die eine Corona-Teststrecke betrieben hatte. 420 Stunden Arbeit und 1100 Tests stehen als Leistung im Saldo.
