Die Zukunft der Rüben und des Zuckers in Europa stand im Mittelpunkt der Versammlung des Verbandes Fränkischer Zuckerrübenbauer in den Mainfrankensälen Veitshöchheim.
Verbandsvorsitzender Jochen Fenner sagte, nach dem Rekordrübenjahr 2011 sei die Zuckerwirtschaft in einer guten Verfassung. Denn zu den Spitzenerträgen gesellten sich auch außergewöhnlich gute Rübenpreise. Davon profitierten sowohl die Landwirte als auch die Zuckerindustrie. Mit Optimismus könne man in die neue Kampagne starten. Doch neben allem Positiven, gebe es nach wie vor Baustellen, die man intensiv beackern müsse, so Fenner weiter. Dazu gehöre an erster Stelle die Erhaltung der Zuckermarktordnung bis mindestens 2020.
Ebenso die weitere Verbesserung der Strukturen in der Erzeugung, Logistik und Vermarktung. So habe die geplante Teilverlagerung der Hauptverwaltung der Zuckerfabrik von Ochsenfurt nach Mannheim zu großen Ärgernissen geführt. Deshalb sei auch Ausschussmitglied Manfred Kraus aus Gnodstadt zurückgetreten. Nun müsse man sich den Herausforderungen der kommenden Jahre stellen. Auch wenn die politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen derzeit schwer zu kalkulieren seien, sei der Verband gut gerüstet, glaubt Fenner.
Für den Zuckerrübenanbau will sich die unterfränkische EU-Abgeordnete Anja Weisgerber besonders einsetzen, denn das sei für die Region sehr wichtig, machte sie deutlich: “Wir haben gekämpft und kämpfen weiter, denn die wichtigen Entscheidungen fallen auf europäischer Ebene.“ Wegweisendes wird sich in den nächsten Monaten ergeben, kündigte sie an. Denn jetzt geht es um die Reform der gemeinsamen Agrarpolitik (GAP).
Das EU-Parlament bessere entschieden und entschlossen nach, um das Beste für die Landwirte zu erreichen. „Ich werde mich mit Herzblut dafür einsetzen, aber die Schlacht ist noch nicht gewonnen“, sagte sie. Denn die Diskussion im Gesamtparlament sei nicht zu unterschätzen. Deshalb sei es ganz wichtig, alle Parlamentarier ins Boot zu holen. „Wenn wir Hand in Hand weiter kämpfen, werden wir die Verhandlungen erfolgreich abschließen und die Zukunft der europäischen Zuckerrübenbauern sichern“, meinte Weisgerber und bekam dafür großen Applaus.
In die Niederungen der Regularien führte Verbandsgeschäftsführer Dr. Klaus Ziegler. Der Regen der letzten Wochen sporne den Optimismus für eine weitere gute Ernte an. Von einem Top-Rübenjahr 2011 sprach er, bei der die Natur „unsere süße Partnerin“ war. Aber auch vom Wohl und Wehe der Zuckermarktpolitik, die so manches auf den Kopf stellt.
„Zucker ist ein gesuchtes Gut und Zucker aus Rüben versorgt verlässlich den Markt, aber behalten Sie bitte Bodenkontakt“, appellierte Ziegler an die Mitglieder. Der Verband wolle weiterhin Orientierungshilfen bieten, dazu habe man die Kompetenz. „Wir wollen den Wandel der Zeit nicht verhindern, sondern konstruktiv mitgestalten“, so der Geschäftsführer. Deshalb gebe es am 17. Oktober 2012 auch wieder die beet europe, eine internationale Maschinenvorführung in Seligenstadt, um ein weiteres positives Signal in der Rübenbranche zu setzen.
Der Zuckersektor stellt sich heute in Deutschland und Europa glänzend dar, erläuterte Klaus-Dieter Borchardt, Abteilungsleiter der Generaldirektion Landwirtschaft der EU-Kommission. Das habe mit der tiefgreifenden Reform 2006 zu tun. Auf sanfte Weise sei damals bereinigt worden, deshalb sei der europäische Zuckermarkt wettbewerbsfähiger geworden. Aber auch die gute Marktentwicklung habe dazu beigetragen: „Die Preise sind seit geraumer Zeit auf verdammt hohem Niveau stabil.“ Nun bereiten den Verantwortlichen die immer größer werdenden Abstände zwischen EU- und Weltmarktpreis, Kopfzerbrechen.
Ebenso die Frage: Was passiert, wenn die Quoten wirklich fallen? „Nach Abschätzungen der Kommission wird der Rübenpreis um 2,5 Prozent zurückgehen“, meinte Borchardt. Was aber kommt danach? Wie muss die Marktorganisation aussehen ohne Quoten? Dazu gebe es Überlegungen der Kommission: Angefangen von Lieferverträgen vor der Aussaat bis hin zu einem neuen Management bei Marktstörungen, das die Kommission ermächtigt, alle Maßnahmen zu ergreifen. Mit diesem Kriseninstrumentarium habe die Kommission ein Pfund in der Hand hat, das nicht zu unterschätzen sei, meinte Borchardt.
Zuckerrüben in Franken
Fakten zum Anbau für das Jahr 2011:
Zahl der Anbauer 4 439;
Anbaufläche 26 159 Hektar;
Ertrag 79 Tonnen pro Hektar;
Gesamtrüben 2 067 445 Tonnen;
Fläche pro Betrieb 5,89 Hektar.