zurück
WÜRZBURG
Zu viel Nitrat im Grundwasser
Neue Gerätschaften für eine schnellere und bodennähere Ausbringung der Gülle sind teuer.
Foto: Alois Wohlfahrt | Neue Gerätschaften für eine schnellere und bodennähere Ausbringung der Gülle sind teuer.
Gisela Rauch
 |  aktualisiert: 29.06.2017 03:52 Uhr

Deutsches Trinkwasser könnte wegen der hohen Nitratbelastung durch landwirtschaftliche Düngung bald deutlich teurer werden. Weil die Aufbereitung des nitratbelasteten Wassers sehr kostenintensiv ist, könnte der Wasserpreis um bis zu 45 Prozent steigen. Dies hat das Umweltbundesamt mitgeteilt. Es bezieht sich auf eine umfangreiche eigene Studie.

Zu viel Nitrat im Grundwasser ist nicht überall in Deutschland ein Problem. Unterfrankens Grundwasser allerdings gilt als überdurchschnittlich stark mit Nitrat belastet. In den Landkreisen Main-Spessart, Rhön-Grabfeld und Schweinfurt etwa hat der Verein VSR-Gewässerschutz bei seiner letzten Messung im Jahr 2016 bei Brunnenwasserproben extrem hohe Nitratwerte im Grundwasser festgestellt. Bei 29 Prozent der dort gezogenen Proben lag nach Aussage von Sprecher Harald Gülzow die Nitratkonzentration oberhalb des Grenzwertes der deutschen Trinkwasserverordnung. In einzelnen Gemeinden wie Eßleben oder Pfändhausen (beide Lkr. Schweinfurt) betrug der Nitratgehalt sogar deutlich über 100 Milligramm Nitrat pro Liter Wasser. Der Grenzwert liegt bei 50 Milligramm.

Düngen Unterfrankens Landwirte zu viel?

Warum aber ist in Unterfranken das Grundwasser stärker mit Nitrat belastet als in vielen anderen deutschen Regionen? Düngen Unterfrankens Landwirte überdurchschnittlich viel? „Keineswegs!“, sagt darauf der unterfränkische Bezirkspräsident des Bayerischen Bauernverbands, Stefan Köhler. Er verweist im Gegenteil darauf, dass Tierwirtschaft in Unterfranken verglichen mit anderen bayerischen Gebieten wenig verbreitet sei und entsprechend wenig nitrathaltige Gülle anfalle.

Woran es dann liegt? Letztlich am sonnigen, regenarmen Wetter, dessen sich eine Weinanbauregion wie Mainfranken erfreut. So erklärt es jedenfalls Herbert Walter, der Leiter des Wasserwirtschaftsamts Aschaffenburg, das für weite Teile Unterfrankens zuständig ist. Unterfranken weise etwa im Vergleich mit Oberbayern deutlich geringere Niederschläge auf, weshalb die Nitratkonzentration im Grundwasser weniger verdünnt werde. Auch seien in Unterfranken Böden mit geringer Filterfunktion verbreitet – es gebe in anderen Regionen Böden, die Nitrat besser abbauten.

Walter warnt davor, aus Meldungen über nitrathaltiges Grundwasser zu folgern, dass in Unterfranken auch nitratbelastetes Trinkwasser aus dem Hahn komme. Dem sei nicht so. Zwar werde fürs Trinkwasser Grundwasser gebraucht: Wenn dieses aber Nitratbelastungen über dem Grenzwert aufweise, gebe es vier Handlungsmöglichkeiten, die von der Wasserwirtschaft genutzt würden: „Der Wasserversorger kann ein anderes, weniger belastetes Grundwasservorkommen erschließen“, so Walter. Oder das belastete Wasser werde mit weniger belastetem Wasser gemischt. Zur Not könnten Kommunen mit Wasser überm Nitratgrenzwert auf die Fernwasserversorgung ausweichen. Schließlich gebe es auch die Möglichkeit, die Wasserqualität in Trinkwasseraufbereitungsanlagen zu verbessern.

Güllemenge reduzieren, neue Düngetechniken anwenden

Eine andere, von den Grünen und Naturschützern seit Langem geforderte Herangehensweise an das Problem ist eine Verminderung der Düngung. Hier setzt die neue Düngeverordnung an, die gerade wirksam wird. Laut dem unterfränkischen Bauernverbandspräsident Köhler hält diese Verordnung die Landwirte dazu an, die Güllemenge zu reduzieren. „Sie verlängert außerdem die Zeiträume, in denen keine Gülle ausgebracht werden darf“, so Köhler.

Weiter verlangt die Verordnung den Bauern neue Düngetechniken ab; die Gülle muss schneller als bisher in den Boden eingearbeitet und auch bodennäher ausgebracht werden. „Wir werden damit klarkommen, auch wenn die Umsetzung den Landwirten einiges abverlangt“, sagt Köhler. Gerade für kleinere Betriebe sei die Anschaffung geforderter neuer Geräte für eine bodennähere Gülleausbringung sehr teuer. Köhler: „Aber machbar ist es. Auch wir Landwirte wollen gesundes Wasser.“

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Pfändhausen
Eßleben
Bad Neustadt
Karlstadt
Gisela Rauch
Bayerischer Bauernverband
Düngeverordnungen
Grundwasser
Umweltbundesamt
Unterfranken
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top