Seit Jahresbeginn betreibt die Veitshöchheimerin Yvonne Kellersch in 1a-Lage in der Kirchstraße 1 im Veitshöchheimer Altort gegenüber dem Hofgarteneingang die von ihr kurz vor Weihnachten 2016 gegründete inhabergeführte Andrago Akademie. Nun war auch Bürgermeister Jürgen Götz in die Schulungsräume gekommen, um der neuen Gewerbetreibenden im Ort unter Überreichung des neuen Veitshöchheim-Posters von Harald Schmaußer viel Erfolg zu wünschen und sich über das Portfolio des neuen Veitshöchheimer Bildungsträgers ein Bild zu machen.
Denn die Andrago Akademie ist neben dem BFW für Blinde und Sehbehinderte in Veitshöchheim der einzige Bildungsträger im Landkreis Würzburg, der Maßnahmen zur Aktivierung und beruflichen Eingliederung nach § 45 Abs. 1, Nr. 1-5 SGB III durchführt.
Als gelernte Groß- und Außenhandelskauffrau und Absolventin des Bachelors Europäische Betriebswirtschaftslehre war Kellersch vor der Gründung ihrer Akademie zwei Jahre selbstständig als Dozentin bei Bildungsträgern tätig war.
„AiD – Arbeiten in Deutschland“ ist einer von zwei Kursen, die derzeit bei Kellersch im Bereich des SGB laufen. Die AiD hat das Ziel, Menschen mit Migrationshintergrund zu befähigen, in den ersten Arbeitsmarkt gelangen zu können. Die Teilnehmer, die am derzeit laufenden Kurs teilnehmen, kommen aus zwölf Nationen. Sie sind zum Beispiel Ausländer mit einem Aufenthaltstitel, Migrationshintergrund sowie mindestens Deutsch-Sprachniveau B1 oder vergleichbar.
Wie Kellersch dem Bürgermeister berichtete, sind es ergreifende Schicksale, die sie in den Pausen der vom Jobcenter und der Agentur für Arbeit geförderten Vollzeitmaßnahme von 40 Unterrichtsstunden pro Woche in Erfahrung bringt. So machte sich ein Kursteilnehmer aus Eritrea mit 15 Jahren auf den Weg über den Sudan, Libyen und mit einem Boot nach Italien, bis er dann, noch keine 18 Jahre alt, mit großen psychischen Problemen im Rucksack, nach Deutschland gelangte. Umso erstaunlicher, dass er mehrere Sprachen spricht, neben der seiner Heimat auch arabisch, englisch und nun auch deutsch.
Im Kurs werden ihm und seinen Mitstreitern in acht Modulen Deutsch, Recht, Werte und Normen, Sozialstaat, Kommunikation, Berufliche Orientierung und wie man sich bewirbt sowie ein bis zu sechswöchiges Praktikum vermittelt.
Unter den Kursteilnehmern ist auch ein subsidiären Schutz genießender Afghane, der nur so ins Schwärmen gerät, angesichts der optimalen äußeren Schulungs-Voraussetzungen und der nur begrenzten Kursteilnehmerzahl von maximal 16. Als er noch in seinem Heimatland in die Schule ging, musste er, mit 50 anderen Schülern in einer Klasse auf dem Boden sitzend und ein Buch in der Hand haltend, lernen.
Stolz ist die Akademie-Inhaberin, dass es ihr gelang, bereits Teilnehmer des ersten AiD-Kurses erfolgreich in den Arbeitsmarkt zu integrieren, so in die Gastronomie, den Metallbau, das Kfz-Gewerbe und in die Klimatechnik. Die Vermittlungsquote, so Kellersch, liege bei denen, die erfolgreich die Maßnahme beenden konnten, bei 80 Prozent.
Auch wenn Kursteilnehmer, die nur subsidiär Schutz genießen, wieder in ihr Heimatland zurückmüssen, sieht Kellersch deren Qualifizierung nicht als umsonst, sondern für sie nutzbringend und quasi als Entwicklungshilfe auch für das jeweilige Land an. In einem zweiten Kurs „Job-Perspektive“ erhalten die Teilnehmer in Teilzeit, die Möglichkeit, die eigenen Potenziale zu testen und ob der bereits ausgeübte oder angestrebte Beruf passt und auch zukunftsträchtig ist. Potenziale werden unter anderem durch Einzelcoachings mit den Teilnehmern erarbeitet.
Angedacht hat Kellersch als neue Maßnahmen EDV-Kurse für Microsoft Office, Kurse zur Vorbereitung auf die kaufmänmnische Prüfung für Büromanagement und den Kurs Arbeitsgelegenheiten (Agh) in Kooperation mit Gut Harmony e.V., dem inklusiven Gnadenhof für Tiere in Veitshöchheim.
Geplant sind auch Privatkurse in EDV und Social Media für Junge und Junggebliebene unter anderem im Umgang mit dem Internet, Datensicherheit und in diesem Bereich auch solche im Rahmen des Veitshöchheimer Ferienprogramms.
Auf der Suche ist Kellersch derzeit nach einem Sozialpädagogen.