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WÜRZBURG
Zoff bei Anti-AfD-Demo: Kein Fall für den Staatsanwalt
Sebastian Hansen, Grüne Jugend Würzburg       -  Sebastian Hansen, Sprecher der Grünen Jugend Würzburg.
Foto: Hansen | Sebastian Hansen, Sprecher der Grünen Jugend Würzburg.
Andreas Jungbauer
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:22 Uhr

Die Staatsanwaltschaft Würzburg hat das Verfahren gegen einen Funktionär der AfD-Jugendorganisation Junge Alternative (JA) wegen Körperverletzung eingestellt. Anzeige erstattet hatte der Sprecher der Grünen Jugend Würzburg, Sebastian Hansen. Er will bei einer Demonstration im Juli angegriffen worden sein. Dass die Staatsanwaltschaft das Verfahren „mangels öffentlichen Interesses“ einstellt, sorgt im sozialen Netzwerk Facebook für einige Aufregung.

Der Vorfall hatte sich am 8. Juli ereignet: Weil die Burschenschaft Teutonia Prag zu Würzburg in ihrem Verbindungshaus einen AfD-Funktionär aus Baden-Württemberg auftreten ließ, hatte sich Hansen zusammen mit einer Gruppe von 30 bis 40 Demonstranten zum Protest vor dem Haus versammelt. Wie Hansen – er sitzt für die Grünen auch im Gemeinderat von Waldbüttelbrunn – nun auf seiner Homepage schildert, habe ihm ein örtlicher AfD-Funktionär beim Eintreffen zweimal ins Gesicht geschlagen.

Es sei nicht nachvollziehbar, warum das Verfahren nun eingestellt wurde. Hansen: „Dem zuständigen Staatsanwalt ist ein rechter, gewalttätiger Übergriff auf einen Linken offenbar egal.“ Mit dieser Verfahrenseinstellung bekämen „rechte Schläger de facto einen Freibrief für künftige Aktionen. Vorwurfsvoll fragt er: „Muss ich mich erst krankenhausreif schlagen lassen, bis ein Täter vor Gericht gestellt wird?“

Nach Anfrage der Redaktion bei der Staatsanwaltschaft stellt sich die Sache differenzierter dar: Laut Hansens eigener Anzeige, die dem Verfahren zugrunde lag, hat ihm der Täter „mit der linken Hand an den Hals gegriffen und mit der anderen Hand nach seiner Sonnenbrille. Beim Herunterreißen der Brille sei er auch im Gesicht getroffen worden. Die Brille im Wert von ca. fünf Euro sei beschädigt worden“, so Oberstaatsanwalt Boris Raufeisen. Verletzt wurde Hansen nicht. Raufeisen weist darauf hin, dass die Demonstranten offenbar mit Fäusten auf das eintreffende Taxi mit dem AfD-Funktionär geschlagen hätten - was Hansen bestreitet - und der AfD-Vertreter bedrängt worden sei.

Die jetzige Einstellung bedeutet laut Raufeisen lediglich, dass ein Strafverfahren nicht auf Betreiben der Staatsanwaltschaft in Gang kommt, sondern es dem Anzeige-Erstatter (Hansen) überlassen bleibt, per Privatklage eine Verurteilung anzustreben. Die Umstände der Tat ergäben zumindest kein öffentliches Interesse an der Strafverfolgung: Keine Verletzung, geringer Sachschaden, keine Hinweise auf Rohheit, keine gefährliche Tatausführung, keine niederen Beweggründe, Bedrängung des Täters.

Wie der Oberstaatsanwalt der Redaktion am Freitag erklärte, habe man die Entscheidung auf Einstellung „nicht an einer sachfremden politisch wertenden Betrachtung der Beteiligten ausgerichtet.“ Ohne Ansehen der Person werde rein der Sachverhalt geprüft.

Laut Raufeisen gab es bei derselben Demonstration auch ein Verfahren gegen einen der Gegendemonstranten wegen versuchter Körperverletzung durch einen Faustschlag. Auch dieses Verfahren sei mangels öffentlichen Interesses eingestellt und auf den Privatklageweg verwiesen worden.

 
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  • H. S.
    und merkt es offensichtlich selbst gar nicht. Das ist das eigendlich traurige an diesem Artikel!
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  • A. B.
    ... und fordern im gleichen Satz Toleranz ein, die sie anderen Menschen verweigern.
    Und natürlich gebe es keine "rechte" Gewalt.
    Lieber als eure wäre mir allemal noch eine "Öko-Diktatur".
    Aber gut, daß wir noch Parteien haben, die sich auf die Werte von Grundgesetz und Demokratie gründen.
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  • B. E.
    auf die Werte von Grundgesetz und Demokratie gründet - und damit auch den Wettstreit der Meinungen lebt und die der andere toleriert. Die Grünen und gerade die Grüne Jugend schon gar nicht.
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  • T. B.
    wird in Deutschland von manchen Parteien gerne als Engagement der Gutmenschen verkauft. Die Antifa und auch deren grünen Freunde machen oft genug keinen Hehl daraus, dass sie diesen Rechtsstaat mit Füßen treten. Linke Gewalt ist keinen Deut besser als rechte Gewalt, auch wenn das einige Vertreter in diesem Land gern anders hätten.
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    Wenn man sicher näher mit den GRÜNEN beschaftigt, dann kann man nur noch um Hilfe rufen.
    Die Partei, die in den 80gern noch als Friedenspartei auftrat, Pershing II Raketen verhindern wollte, um eine Deeskalation mit Russland zu erreichen, hat spätestens seit Fischers Kosovo-Einsatz ihre Ziele total verraten. Die sollten mal das Partei-Programm der AfD lesen. Aber statt Toleranz und Meinungsfreiheit herrscht die Öko-Diktatur. Die kann kein vernünftig denkender Mensch wirklich wollen..
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  • R. D.
    Ist das schon wieder der kleine Grüne Wichtigtuer der ganz grün hinter den Ohren ist?
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  • H. S.
    keine Grünen zu wählen. Wenn man offensichtlich selber keine Kohle hat, dann wäre es natürlich ganz praktisch, wenn der Staatsanwalt einem die Arbeit abnimmt...
    Aber es ist in jedem Fall interessant, was dieser "Möchtegern Jürgen Trittin" so treibt, wenn er gerade mal nicht im Waldbüttelbrunner Gemeinderat mit seinem T-Shirt-Aufdruck für Ärger sorgt...
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  • M. G.
    Was hat er da auch zu suchen! Wenn sich so eine Gruppe vor meinen Haus stellt und provoziert, wehre ich mich auch!
    Armes Bübchen, ist halt mal an den falschen geraden!
    Auch wenn man "grün" ist, darf man sich nicht alles erlauben!
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  • B. E.
    mit zweierlei Maß gemessen wird. Aber seine Erinnerungsanpassung wird es zumindest für ihn schon richten und ihn weiterhin den Guten sein lassen.
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