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HÖCHBERG
Zeugnis jüdischen Lebens in Höchberg
Isabelle Piel ist eine von mehreren Führerinnen, die durch die kleine Ausstellung der Höchberger Präparandenschule geleiten. Hier steht sie vor dem Bild einer jüdischen Fußballmannschaft, die es in Höchberg lange Zeit gab
Foto: Matthias Ernst | Isabelle Piel ist eine von mehreren Führerinnen, die durch die kleine Ausstellung der Höchberger Präparandenschule geleiten.
Redaktion
 |  aktualisiert: 17.05.2018 02:17 Uhr

Dreieinhalb Jahrhunderte war die jüdische Gemeinde untrennbarer Bestandteil Höchbergs. Zusammen mit dem Kaufmann Samuel Eldod erwarb Lazarus Ottensoser im Jahre 1865 das Anwesen in der Sonnemannstraße 15, in dem die Präparandenschule und seine Wohnung untergebracht wurde. Das Gebäude beherbergt jetzt zwei Dokumentationsräume mit einer Dauerausstellung.

Talmudschule ab 1841

In der Ausstellung der Päparandenschule ist beispielsweise nachzulesen, dass der in Höchberg als Ortsrabbiner tätige Lazarus (Elieser) Ottensoser 1841 eine Jeschiwa (Talmudschule) für junge Männer gründete, die einige Zeit ihres Lebens ganz dem Torastudium widmen wollten. Ottensoser selbst ist 1798 in Weimarschmieden als Sohn des Naphtali Ottensoser geboren und zog mit seinen Eltern in jungen Jahren nach Kleineibstadt. Der Vater von Lazarus Ottensoser war jüdischer Lehrer in Kleineibstadt, wo weitere Geschwister von Lazarus zur Welt kamen. Nach der Lehrerausbildung war Ottensoser vor Höchberg als Lehrer in Scheinfeld und Aub tätig.

Da die Jeschiwa Ottensosers bald einen hervorragenden Ruf weit über Bayern hinaus hatte, waren nach wenigen Jahren 20 bis 25 junge Männer ständig zum Lernen in Höchberg. Die Einrichtung lebte ganz von Spenden; die Schüler hatten keine Gelder für Unterkunft, Verpflegung oder Studium zu bezahlen. Seit 1861 wurde die Jeschiwa auf Anregung von Rabbiner Seligmann Bär Bamberger in eine Präparandenschule umgewandelt. 1863 erschienen mit Billigung der Regierung von Unterfranken die ersten Anstaltsstatuten. Die erfolgreich abschließenden Schüler wurden seit 1864 in die Israelitische Lehrerbildungsanstalt in Würzburg beziehungsweise in ein anderes Lehrerseminar (je nach Herkunft auch außerhalb Bayerns) übernommen. 1865 konnte Ottensoser ein neues Lehrhaus eröffnen, in dem die Schüler lebten und lernten.

Erfolgreiche Arbeit

1876 starb der Gründer der Einrichtung. Inzwischen wurde die Schule von fast 40 Schülern besucht. Es unterrichteten drei Lehrer in den unterschiedlichsten Fächern. Nach dem Tod Ottensosers übernahm Rabbiner Nathan Ehrenreich die Leitung. Auch er war zugleich Ortsrabbiner in Höchberg, Ehrenreich starb 1886. Nun übernahm Nathan Eschwege die Schulleitung. Bis zu seinem Tod 1908 konnte er die erfolgreiche Arbeit der Präparandenschule im Sinne des Gründers fortsetzen.

Von 1908 bis 1913 war Lazarus Gedalja Ehrenreich Schulleiter. 1913 übernahm der an der Präparandenschule bereits mehrere Jahre unterrichtende Selig Steinhäuser die Leitung. In den 1920er- und 1930er-Jahren besuchten bis zu 60 bis 70 Schüler die Schule, unterrichtet von bis zu sechs bis sieben Lehrern. Die Schule war dadurch attraktiver geworden, da für angehende Kaufleute auch eine fundierte Ausbildung in der Handelslehre möglich war, verbunden mit einer Ausbildung in den Traditionen des Judentums. Die Schule bestand in Höchberg bis 1931, danach wurde sie nach Würzburg verlegt und mit der Israelitischen Lehrerbildungsanstalt verbunden.

Höchbergs jüdische Geschichte

Noch immer ist Höchberg unzertrennlich mit der jüdischen Geschichte verbunden, das wurde auch bei der Öffnung am Internationalen Museumstag deutlich. Trotz des direkt neben dem Museum stattfindenden Lindenfestes – oder gerade deswegen – der Musikfreunde Höchberg, war die Ausstellung erfreulich gut besucht. Ansonsten ist sie immer Sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet, Schulklassen oder Gruppen können nach Voranmeldung bei der Höchberger Gemeindeverwaltung eine Führung durch die sehenswerte Ausstellung erhalten.

 
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