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HUBLAND
Zeltdach statt Ziegel zeigt die Zukunft
Rechts und links deutlich zu erkennen: Die zeltähnliche Membran, die das Dach des neuen Zentrums bildet, das im kommenden Frühjahr fertig sein soll.
Foto: ZAE | Rechts und links deutlich zu erkennen: Die zeltähnliche Membran, die das Dach des neuen Zentrums bildet, das im kommenden Frühjahr fertig sein soll.

Vonj unserem Redaktionsmitglied

Ernst Lauterbach

 |  aktualisiert: 26.04.2023 18:58 Uhr

Wieder einmal hat die Europastadt Würzburg die Nase in Europa weit vorne. Zumindest, was es den Bereich der effizienten Energieforschung und Energieeinsparung betrifft. Denn das Bayerische Zentrum für Angewandte Energieforschung (ZAE Bayern) ist jetzt mit dem Abschluss der Montage des Membrandaches der Fertigstellung seines Forschungs- und Demonstrationsgebäudes „Energy Efficiency Center“ einen großen Schritt näher gekommen.

Bei einem Pressetermin stellten die Verantwortlichen das Projekt auf dem ehemaligen Leighton-Areal am Hubland noch einmal vor. Was einem als erstes bei einem Blick auf das neue Gebäude auf dem ins Auge fällt, ist eben dieses geschwungene, einem Zelt ähnliche Dach. Dieses besteht aus einer hochfesten, gespannten Textilmembran mit hoher Eigenstabilität, erläuterte Thomas Rampp vom Architekturbüro Lang Hugger Rampp aus München.

Doch bilde die dünne Membran mit eigentlich nur geringen Dämmeigenschaften nur die äußere Hülle der Dachkonstruktion, die die Sonneneinstrahlung und den Regen abhalte, so der Architekt. „Abgeguckt ist das System der Mehrschaligkeit den sogenannten Kaltdachschalen alter Bauernhäuser“, so Rampp.

Im Sommer halte die Membran die direkte Sonneneinstrahlung vom Gebäude fern, im Winter könne die Luftschicht zwischen Membran und festem Dach durch die Strahlen der Wintersonne von den beispielsweise minus 20 Grad der Außenluft auf plus drei Grad aufgeheizt werden. Hinzu kämen weiterte Isolationselemente, teils mit Vakuumdämmung, teils Membrankissen mit lichtdurchlässigem Faservlies. Gesteuert würden die Dachklappen von einem europaweit einzigartigen Rechnersystem, anhand von Wetterdaten, die online direkt vom Deutschen Wetterdienst bezogen würden.

Einzigartig in Europa

Dabei sei die Membran mit Titanoxid beschichtet, was einerseits zu einem hohen Selbstreinigungseffekt beitrage, zum anderen Stickoxide aus der Umgebungsluft abbaue. „Die Dachfläche dieses Gebäudes hier kann die Stickoxide von rund 80 Autos auffangen“, so Rampp. Auch dies sei einzigartig in Europa.

Stefan Dunkel von der Firma Hightex aus dem bayerischen Bernau, weltweit tätiger Spezialist für Membrandächer und Fassaden, ging näher auf die Eigenschaften der Membran ein. Transluzent, also lichtdurchlässig, verringere die Membran die Beleuchtungskosten in den dunklen Wintermonaten, da auch ein Teil der festen Dachflächen darunter aus Glaselementen gestaltet seien, die mit stark isolierendem, ebenfalls lichtdurchlässigem Gelee gefüllt seien.

Nur rund 800 Gramm wiege ein Quadratmeter der etwa einen Millimeter dicken Textilmembran. Dennoch sind die Dachflächen bei Spannkräften von fünf bis sechs Tonnen für jedes der acht Felder begehbar. Dass diese Membranen als Dach für ein festes Gebäude dienen, sei in Europa einzigartig, so der Fachmann. Er ließ es sich auch nicht nehme, diese Begehbarkeit den Pressevertretern vorzuführen.

Über die Wintermonate hinweg laufe nun der Innenausbau des Gebäudes, so Architekt Rampp. Bezugsfertig soll das 3400 Quadratmeter umfassenden Gebäude im späten Frühjahr 2013 sein. Vornehmlich Materialien zur Wärmedämmung sowie Konzepte zur Nutzung von Tageslicht in Gebäuden sollen dort entwickelt werden. Wesentlicher Bestandteil des 10,4 Millionen Euro teuren Baus ist ein 500 Quadratmeter großes Informationszentrum. Der Bau wird mit 4,5 Millionen Euro vom Bund gefördert, mit 3,9 Millionen vom Freistaat. Den Rest steuern Industrie und Sponsoren bei.

ZAE Bayern

Das Bayerische Zentrum für Angewandte Energieforschung (ZAE) arbeitet an der Schnittstelle zwischen erkenntnisbasierter Grundlagenforschung und angewandter Industrieforschung. Jährlich führt das Institut eine große Zahl von Projekten mit der Industrie sowie mit universitären und außeruniversitären Forschungspartnern durch. Das Arbeitsgebiet der Würzburger Abteilung des ZAE Bayern liegt vor allem auf der Entwicklung und Optimierung von Materialien und hocheffizienten Systemen zur Wärmedämmung. Das neue Energy Efficiency Center Gebäude hat als Hauptziel innovative und energieeffiziente Materialien, Systeme und Technologien einzusetzen. Mehr: www.energy-efficiency-center.de/

Mit kühnem Schwung: Aus vier fest gespannten Kuppeln besteht das isolierende Membrandach des Gebäudes.
Foto: grafik: ZAE | Mit kühnem Schwung: Aus vier fest gespannten Kuppeln besteht das isolierende Membrandach des Gebäudes.
Ortstermin: Deutlich ist zu erkennen, wie das Membrandach und die darunter liegenden Glaselemente des Daches das Licht durchscheinen lassen und so Beleuchtungsenergie einsparen helfen.
Foto: Thomas Obermeier | Ortstermin: Deutlich ist zu erkennen, wie das Membrandach und die darunter liegenden Glaselemente des Daches das Licht durchscheinen lassen und so Beleuchtungsenergie einsparen helfen.
 
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