
Das Gebäude in der Zeller Hauptstraße 18 hat eine lange Geschichte. Sie geht zurück bis ins Jahr 1741, als der in Zell ansässige Weinhändler Andreas Wiesen vom Kloster Oberzell ein Grundstück erwarb, auf das er sich – wohl im Jahr 1744 – ein großzügiges dreiflügeliges Palais bauen ließ. Entworfen und geplant wurde es, nach allem, was wir heute wissen, von Balthasar Neumann. Später wechselte es mehrfach den Besitzer, heute gehört es Hubert Schäder und seiner Schwester Elisabeth Geiger aus Güntersleben.
Die beiden sind seit fünf Jahren Alleineigentümer des „Schlosses“ wie es im Volksmund genannt wird. Und sie bemühen sich nach Kräften, den ursprünglichen Charakter der Anlage wiederherzustellen beziehungsweise zu erhalten. Doch sie fühlen sich bei ihrem Engagement etwas allein gelassen. Immerhin haben sie nach eigenem Bekunden schon einiges erreicht. 17 Wohnungen gibt es in dem ehemaligen Weinhändler-Palais, 16 davon seien aktuell vermietet, so Schäder. Bis auf drei, die noch saniert werden müssen, seien alle anderen nach modernem Standard hergerichtet. Die von den Eigentümern zum Ortstermin mitgebrachten Fotografien zeigen helle und frisch renovierte Wohnräume mit Holzparkettböden.
Probleme bei der Anlieferung
Dennoch bleibt viel zu tun. Beispielsweise sind den Eigentümern die auf den Dächern angebrachten Ständer, über die Leitungen gespannt sind, ein Dorn im Auge. Nicht nur aus ästhetischen Gründen, auch weil sie zukünftige Bauarbeiten behindern würden. Beispiel: Die Fassade an der Hauptstraße. Wenn diese renoviert werden soll, was durchaus beabsichtigt ist, könnten Gerüste und andere Baumaterialien nicht von der Straßenseite aus angeliefert werden. Dazu ist die Hauptstraße viel zu eng und der Verkehr wäre binnen kürzester Zeit lahmgelegt. Deshalb müsste die Anlieferung von der Gartenseite aus mit einem Kran über das Gebäude hinweg erfolgen. Das ist nicht nur umständlich, sondern könnte auch gefährlich sein, wenn die Leitungen noch Strom führen. Auch die Mainfranken Netze (MFN) als Netzbetreiber hätten versucht, die Dachständer abzubauen, doch, so Schäder, „die Gemeinde Zell hat da nicht mitgezogen“.
„Das stimmt so nicht“, sagt Bürgermeisterin Anita Feuerbach. Als 1997 die Hauptstraße erneuert wurde, sei auch über die Entfernung von Dachständern gesprochen worden. Doch die zuständigen Stadtwerke hätten dies mit dem Hinweis, dass dafür kein Geld vorhanden sei, abgelehnt. Dennoch habe die Gemeinde Zell Leerrohre für die Leitungen verlegen lassen, sagte sie auf Anfrage.
Nichtsdestotrotz ist Schäder an der Auffrischung der Fassade ebenso gelegen wie an der Nutzung von mehreren Kellergewölben mit einer Gesamtfläche von 1000 Quadratmetern. Es ist nämlich eine Besonderheit des Schlosses, dass sein Grundriss im Keller baulich gespiegelt ist. Das heißt, es gibt dort mehrere Kellergewölbe unterschiedlicher Größe. Die wurden im Lauf der Zeit unterschiedlich genutzt, werden jetzt aber geräumt und renoviert, um sie später zu vermieten, „eventuell für Büros, die wenig Tageslicht benötigen“, so der Eigentümer.
Als ein weiteres Beispiel für eine schlechte Zusammenarbeit mit der Gemeinde führt Schäder die Förderung von Sanierungsmaßnahmen mit öffentlichen Mitteln an. Ursprünglich sei ihm bei der unterfränkischen Bezirksregierung eine finanzielle Unterstützung in Aussicht gestellt worden, als er dort ein Sanierungskonzept für das „Schloss“ vorlegt habe. Als er sich später nach der genauen Höhe der Förderung erkundigte, sei ihm mitgeteilt worden, dass eine solche nicht möglich sei. Auch hier vermutet er eine Einwirkung der Gemeinde. Denn im Falle einer Förderung hätte diese 40 Prozent der Fördersumme tragen müssen.
Förderung abgelehnt
Die Gemeinde Zell sei in dieser Frage überhaupt nicht tätig geworden, sagt Bürgermeisterin Feuerbach. Die Regierung habe eine Förderung abgelehnt, weil die Voraussetzungen dafür nicht vorgelegen hätten. Für die Gemeinde sei „die Sanierung dieses wichtigen Gebäudes ein großes Anliegen“, so die Rathaus-Chefin. Die Gemeinde könne eventuell über das kommunale Förderprogramm 10 000 Euro zuschießen. Dafür müssten aber Vorgaben der Gestaltungssatzung eingehalten werden. Ein entsprechender Antrag sei aber bisher nicht gestellt worden.
Ein weiterer Vorwurf Schäders ist, dass einige Eigentümer von Weinhändlerhäusern bereit gewesen seien, ihre Häuser zu verkaufen. Die Gemeinde Zell habe sogar Interesse an einem Erwerb gezeigt. Aber sie sei noch nicht einmal bereit gewesen, den üblichen Verkehrswert zu bezahlen: „Deshalb hat auch niemand verkauft“, sagt der Eigentümer des Schlosses. Auch dazu fragten wir die Bürgermeisterin: „Davon ist mir nichts bekannt“, so Anita Feuerbachs Antwort.
Hubert Schäder und seine Schwester versuchen nun, die weitere Sanierung schrittweise in Angriff zu nehmen, so weit es für sie finanziell leistbar ist: „Das ist für uns ein hohes ökonomisches Risiko“, sagen sie.
2015 haben sie sich eigens von dem aus Zell stammenden Architekten Roland Breunig, der gerade in Würzburg das Bürgerbräu-Gelände revitalisiert, ein Sanierungskonzept für das Neumann-Gebäude erstellen lassen. Doch ohne eine öffentliche Förderung sei die nicht zu realisieren, so Schäder.



