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Zell
Zell zeigt die Zähne beim Thema Trinkwasser
Steffen Eric Kramer
 |  aktualisiert: 03.03.2025 02:34 Uhr

In Zell stand die jüngste Gemeinderatssitzung im Zeichen zweier Themen: die Sanierung der denkmalgeschützten Pfaffsmühle und die Bedrohung der Trinkwasserversorgung durch ein geplantes Gips-Bergwerk. Beide Punkte verbindet ein roter Faden: der Wunsch, Altbewährtes zu schützen. Doch während bei der Pfaffsmühle noch Fragen offen sind, zeigt sich beim Thema Wasser eine klare Front: Zell steht zusammen, wenn es um den Schutz des "blauen Goldes" geht.

Der zweite Tagesordnungspunkt widmete sich der Pfaffsmühle, einem Renaissance-Juwel von 1662. Heute beherbergt das Gebäude zwei Wohnungen und eine Kinderkrippe – und steht vor einer umfassenden Sanierung. Denn der Zahn der Zeit nagt auch an diesem alten Gemäuer. Der Zeller Architekt Marcus Nebauer stellte in einer Präsentation verschiedene Maßnahmen vor, die in Zusammenarbeit mit einem Energieberater für Denkmalpflege und der Denkmalschutzbehörde abgestimmt wurden.

Balanceakt zwischen Denkmalpflege und modernen Ansprüchen

Die Sanierung der Pfaffsmühle ist ein Balanceakt zwischen Denkmalpflege und modernen Ansprüchen. Möglich sind der Einbau einer Wärmepumpe, einer Photovoltaikanlage und eine energetische Sanierung der Gebäudehülle. Die Ziele: Kosten senken, Energieeffizienz steigern und CO2-Emissionen reduzieren. Doch erst in der Kombination entfalten diese Maßnahmen ihre volle Wirkung. Das hat jedoch seinen Preis. Je nach gewählter Maßnahme könnten die Gesamtkosten – trotz Förderung – auf über eine Million Euro steigen. Der Gemeinderat beschloss (bei einer Gegenstimme), die Entscheidung über das Maßnahmenpaket zu vertagen, um mehr Bedenkzeit zu haben.

Während das Thema Pfaffsmühle über anderthalb Stunden behandelt wurde, herrschte beim dritten Tagesordnungspunkt schnell Einigkeit: Das geplante Gips- und Anhydrit-Bergwerk "Altertheimer Mulde" der Firma Knauf Gips KG im Landkreis Würzburg stößt auf massiven Widerstand. Der Gemeinderat erhob Einwendungen – und das aus gutem Grund. Denn die geologischen Gegebenheiten des betroffenen Gebiets sind sehr sensibel.

Mögliche Auswirkungen auf Zeller Stollen befürchtet

Die Stellungnahme des Marktes hat es in sich. Schließlich sind die Zeller Stollen seit Ende des 19. Jahrhunderts die zentrale Säule der Wasserversorgung für die Bevölkerung von Würzburg – und Zell – und decken über 50 Prozent des Wasserbedarfs der Stadt. Sie bestehen aus dem Nobertusheim-Stollen, dem Schulhaus-Stollen sowie dem Zeller Berg-Stollen. Das "blaue Gold" wird hier nicht hydraulisch durch Pumpen gefördert, sondern strömt aus dem unterirdischen Einzugsgebiet in freiem Gefälle den Anlagen zu. "Die Wassergewinnung durch diese umfasst im westlichen Landkreis Würzburg ein Einzugsgebiet mit einer Größe von rund 66 Quadratkilometern."

Doch dieses Wassersystem ist fragil. Das geplante Gips-Bergwerk könnte die Grundwasservorkommen beeinträchtigen, so die Befürchtung der Gemeinde. Man befürchtet, dass dieses erhebliche Auswirkungen in quantitativer und qualitativer Sicht auf die Zeller Stollen habe. Der Klimawandel verschärft die Lage zusätzlich, da das Grundwasserdargebot sukzessive sinkt. Darüber hinaus werden der Firma Knauf Versäumnisse vorgeworfen: Zum einen die eingeschränkte Beteiligung betroffener Gemeinden und der Öffentlichkeit sowie zum anderen eine fehlerhafte und unzureichende Risikobewertung ihres Vorhabens.

Die Stellungnahme gegen das geplante Bergwerk wurde von allen Fraktionen wohlwollend angenommen und zeigt, dass der Markt Zell dem Thema Wasser Priorität einräumt. Schließlich sei durch das Bauvorhaben potenziell die Lebensgrundlage Zehntausender Bürger gefährdet, so unter anderem Dirk Stumpf (CSU / Freie Zeller Bürger). An diesem Abend hat der Gemeinderat eine klare Botschaft gesandt: Anders als bei der Pfaffsmühle gibt es beim Wasser keinen Spielraum. Und wer Druck erzeugt, provoziert Widerstand.

 
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