
Der Marktgemeinderat in Zell am Main hat in der jüngsten Sitzung der Beauftragung einer kommunalen App zugestimmt. Damit soll eine neue Möglichkeit der Bürgerinformation in Echtzeit geschaffen werden.
Für diesen Tagesordnungspunkt war Johannes Vollnhals digital zugeschaltet worden. Der 21-Jährige ist Geschäftsführer einer Firma für Softwareentwicklung im Raum Ingolstadt. Vollnhals hatte seine App den Gemeindevertretern in Zell schon Ende Mai grob umrissen. Die Anwendung für das Smartphone soll in Zukunft parallel zu analogen Informationswegen wie dem Mitteilungsblatt oder der Website funktionieren. Der Informationsweg zwischen Bürgern und Verwaltung soll insofern verkürzt werden, da die App auch mit Push-Nachrichten arbeitet. So können Informationen in Notfällen oder dringende Neuigkeiten in Echtzeit bei den Nutzern landen. Vollnhals sieht darin eine neue Säule der Bürgerinformation, die im Gegensatz zur Website und dem Mitteilungsblatt von sich aus auf die Bürger zugeht.
Auch Fahrpläne können abgerufen werden
Damit die App von vielen Menschen in Zell genutzt wird, soll sie ein breites Leistungsspektrum bieten. "Mein Anspruch ist immer, soviel Mehrwert wie möglich in einer App zu haben", erklärt Vollnhals. Die Zell-am-Main-App soll daher neben der Rubrik "Aktuelles aus dem Rathaus" nicht nur einen Bürgerservice, einen Müllentsorgungsplan oder Informationen zu Vereinen bieten. Im Bereich "Bus und Bahn" sollen Fahrpläne des gesamten ÖPNV in Bayern abrufbar gemacht werden und auch Spritpreise können unter "Mobilität" verglichen werden.
Hinzu kommen einige weitere Implementierungen, über die je nach Wunsch der Kommune gesprochen werden könne. "Wir haben keinen festen Baukasten für die App. Jede Gemeinde kann mit individuellen Vorstellungen zum Funktionsumfang auf uns zukommen", so Vollnhals. Er und sein Team haben ihre kommunalen Apps inzwischen an über 100 Gemeinden verkauft, unter anderem nach Gaukönigshofen im Landkreis Würzburg.
"Uns geht es nicht um Überwachung"
Der Gemeinderat zeigte sich insgesamt sehr angetan von der Präsentation. Trotzdem ergaben sich auch kritische Fragen. Jessica Hecht (Bündnis 90/Die Grünen) zeigte sich besorgt über die privaten Informationen, die mithilfe der App erhoben werden können. "Die Fülle an Daten, die hier gewonnen wird, ist ungeheuerlich", gab Hecht zu bedenken. Vollnhals erinnerte daraufhin an sein Ziel, die Gemeinden in Bayern zu digitalisieren, nicht zu überwachen: "Wir tracken nur die Downloads unserer App. Uns geht es um Bürgerinformation und nicht um Überwachung." Vollnhals sehe keine Konkurrenz zu der Landkreis-App, die aktuell entwickelt und laut Hecht definitiv auf den Markt kommen werde. Er gehe davon aus, dass die Zeller Bürgerinnen und Bürger eher zur individuelleren Gemeinde-App greifen würden als zu einer Landkreis-App.
Dem Softwareentwickler ist bewusst, dass Gemeinden ihre Kommunikation durch die App auslagern und sich somit abhängig machen müssen. Was den Preis angeht, konnte er eine Vertragsklausel seiner Firma zeigen, die besagt, dass die monatliche Gebühr für die App auch in Zeiten der Inflation um maximal zwei Prozent steigen darf. Die Kosten für die Zell-am-Main-App belaufen sich auf eine einmalige Investition von etwa 3963 Euro plus monatliche Kosten in Höhe von etwa 291 Euro. Sowohl die Verwaltung als auch der Gemeinderat stuften diese Investition als vergleichsweise günstig ein.

