Würzburg, Frankfurt, Malta, Costa Rica – die Fotokünstlerin Kerstin Römhild reiste für ihre neue Ausstellung im Würzburger Spitäle nicht nur in der Zeit, sondern auch in der Welt. Statt malerisch ausgeleuchteter Wahrzeichen identifiziert man auf dem guten Dutzend Bildserien der Ausstellung "Zeitreise" nur ausnahmsweise Landestypisches. Gelegentlich löst sich Römhild sogar ganz vom Gegenstand.
Ein guter Teil der vielen Exponate ist langzeit- oder doppelbelichtet, wobei nur die erstgenannte Technik Zufall ins Spiel lässt – die In-Kamera-Doppelbelichtungen sind sorgfältig konstruiert und erwecken den Eindruck von Collagen. Mit digitalen Montagen machte die Wahl-Lohrerin in letzter Zeit auf sich aufmerksam (in der "Zeitreise" ist praktisch nichts davon zu sehen). Einen "interessanten" Unterschied zwischen Zweifachbelichtung und Collage macht für Kerstin Römhild, dass die Auslöserwiederholung ein und dasselbe Motiv aus zwei verschiedenen Perspektiven auf den Chip bannt, meist ohne lange Pause zwischen den beiden Klicks. Beim Collagieren dagegen kann man Aufnahmen aus verschiedenen Jahren und Ländern miteinander kombinieren. Eine gewisse Einheit des Raums bleibt bei einer solchen "Zeitreise" also gewahrt. Vor rund drei Jahren entdeckte Römhild die Möglichkeiten dieser Technik.
Am Beginn stand die Langzeitaufnahme
Eine ganz andere Vorgehensweise stand am Beginn ihres künstlerischen Fotografierens: die Langzeitaufnahme. Zur Erinnerung an ihre Anfänge macht sie ihre Ansicht des Alten Kranens zum Blickfang der Ausstellung. In der Spitäle-Apsis hängt ein großes Bild mit dem schwarzweißen Durchblick durch die Gewölbe unter dem Würzburger Postkartenmotiv. Diese frühe Arbeit weist sogar noch über Römhilds Start in die künstlerische Fotografie hinaus in ihre Vergangenheit. Der Druck auf Stoff hat entfernt mit ihrem Studium des Textildesigns zu tun. Nach dieser Ausbildung arbeitete sie ein Jahr lang in einem Illustrierten-Verlag, danach sattelte sie auf Datenverarbeitung um.
Vor acht Jahren hat sie die ausgetretenen Pfade des getreulichen Abknipsens verlassen und probiert oft und gern Neues aus. Zum Beispiel mit Kameraschwenks bei geöffneter Blende an Baumstämmen entlang: "Meist folgt man dabei dem Wachstum senkrecht hoch bis zur Krone." Sie dagegen bewegte die Linse für die Langzeitbeilichtungen waagerecht, um mal etwas anderes auszuprobieren. Die großen Schwarz-Weiß-Arbeiten ziehen sicher viele Gäste als erstes an. Wenn sie dann hinten im Saal stehen und sich umdrehen, sprießt ihnen von der Galerie das farbigste Kapitel dieser gut gestalteten Ausstellung entgegen.
Vernissage am Samstag, 9. April um 19 Uhr. Öffnungszeiten: Di. bis So. 11 bis 18 Uhr. Kerstin Römhild ist am 10., 23., 30. April und am 1. Mai anwesend. Geöffnet bis 1. Mai.