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HÖCHBERG
Zeichen setzen statt wegschauen
Die evangelische Kirche St. Matthäus in Höchberg hat ihre Heimat in der ehemaligen Synagoge. Deshalb gedachte man in einer Andacht der Zerstörung der Kirche während der Reichspogromnacht 1938 durch die Nationalsozialisten. Im Bild Christian Stöckel.
Foto: Matthias Ernst | Die evangelische Kirche St. Matthäus in Höchberg hat ihre Heimat in der ehemaligen Synagoge. Deshalb gedachte man in einer Andacht der Zerstörung der Kirche während der Reichspogromnacht 1938 durch die ...
Matthias Ernst
 |  aktualisiert: 14.11.2016 03:37 Uhr

Eine besondere Beziehung hat die evangelische Kirchengemeinde zur Reichspogromnacht 1938. Das Kirchengebäude von St. Matthäus ist die ehemalige Synagoge der ehemals großen jüdischen Gemeinde in Höchberg. Dieser Verantwortung ist man sich bewusst und erinnert in jedem Jahr am 9. November an die Geschehnissen.

Gemeindemitglied Christian Stöckel zitierte bei der Gedenkfeier am Mittwochabend aus Gerichtsakten des Jahres 1949, als die Zerstörung der Höchberger Synagoge verhandelt wurde. Aus den Akten wurde klar, dass dank des beherzten Eingreifens einiger mutiger Bürger beispielsweise die Verbrennung der Thora und anderer Schriften und Gegenstände, verhindert wurde und auch die Synagoge nicht angezündet wurde. Trotzdem ließ sich der Lauf der Geschichte nicht aufhalten, die letzten Juden wurden 1942 aus Höchberg deportiert.

Pfarrerin Antje Biller mahnte, das Geschehene nicht zu vergessen, aber auch den Blick auf heutige Probleme nicht zu verlieren. Als Bürger und Christ soll man sich immer für Andere, besonders für Schwächere und Bedürftige einsetzen – egal welcher Hautfarbe oder Religion. „Schäbig“ nannte sie die Diskussion um die Ansiedlung von Flüchtlingen in Gemeinden und Städten. Es sei wieder an der Zeit Zeichen zu setzen und nicht wegzuschauen, Zivilcourage sei gefragt.

Zitiert wurde auch Pastor Martin Niemöller, der von den Nationalsozialisten im Konzentrationslager interniert wurde: „Ich habe so lange weggeschaut, als sie meine Nachbarn verschleppten, bis keiner mehr da war zu reagieren, als ich verschleppt wurde“, zitierte Stöckel den evangelischen Pfarrer aus Lippstadt. „Gerade als Christen sind wir gefordert, uns um den Nächsten zu kümmern“, forderte Biller.

Nach der Andacht zog man gemeinsam zum Gedenkstein an der ehemaligen Präparandenschule in der Sonnemannstraße und legte nach jüdischer Sitte einen Kieselstein auf ihm ab, bevor jeder in stillem Gedenken verharrte.

 
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