Sie kommen immer früher und sie sind immer gefährlicher: Zecken. Schon bei sechs bis acht Grad Celsius würden die kleinen Plagegeister aktiv, sagt Dr. Christian Pfeiffer, Vorstandsbeauftragter der Kassenärztlichen Vereinigung Unterfranken. Vorsicht sei also schon jetzt bei Wald- und Wiesenspaziergängen oder der Gartenarbeit angesagt. Denn bis auf das Stadtgebiet Schweinfurt ist ganz Unterfranken FSME-Risikogebiet.
FSME steht für Frühsommer-Meningoenzephalitis und ist eine Virus-Erkrankung, deren Erreger wie bei der bakteriellen Borreliose durch Zecken übertragen wird. Laut Robert Koch-Institut (RKI) wurden bayernweit in diesem Jahr bereits 142 Borreliose-Infektionen und eine Infektion an FSME registriert.
Höchste Zahl an gemeldeten Fällen in Bayern
Im Jahr 2020 ist die Zahl der durch Zecken übertragenen Erkrankungen in Bayern auf einen Rekordwert gestiegen: Nach Angaben des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) wurden der Behörde im vergangenen Jahr 280 Fälle von Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) und 6259 Fälle von Borreliose gemeldet - mehr als in allen anderen Jahren seit Beginn der Meldepflicht vor 20 Jahren.
Gegen die FSME, die unter anderem mit einer Hirnhautentzündung einhergehen kann, gibt es eine Impfung, nicht jedoch gegen die in ganz Deutschland verbreitete Borreliose. Sie kann auch Wochen oder Monate nach der Infektion noch schwerwiegende Folgen wie Gelenkentzündungen, Fieber oder Herzmuskelentzündungen verursachen. Die Prognose für Patienten hängt wesentlich von einer schnellen Behandlung ab. Eine frühzeitig erkannte und behandelte Borreliose heilt meist komplett aus.
Corona treibt Zahl der Infektionen in die Höhe
Der deutliche Anstieg an Infektionen im Jahr 2020 ist nach Angaben des LGL auch auf den Corona-Lockdown zurückzuführen: Viele Menschen hätten mangels Alternativen bei schönem Wetter mehr Zeit in der Natur verbracht. So seien sie häufiger den Zecken ausgesetzt gewesen, von denen es 2020 witterungsbedingt auch noch viel mehr gegeben habe.
Schützen kann man sich am besten, indem man feste Schuhe, Strümpfe und lange Hosen anzieht, um der Zecke keine Angriffsfläche zu bieten. Auch Insektenschutzmittel , wie es sie gegen Mücken gibt, können schützen, weil sie den Hautgeruch verändern. Entdeckt man dennoch eine Zecke, sollte man sie so schnell wie möglich und vollständig entfernen.
Was beim Zeckenbiss zu tun ist
Allgemeinmediziner Dr. Christian Pfeiffer empfiehlt, Kinder und sich selbst nach Aufenhalten in der freien Natur genau abzusuchen. Bei weitem nicht jede Zecke übertrage Krankheitserreger, sagt der Hausarzt aus Giebelstadt (Lkr. Würzburg). Wichtig sei, Zecken möglichst schnell zu entfernen, das senke die Übertragungsgefahr noch einmal deutlich. Rötungen an der Einstichstelle, die sich ringförmig vergrößerten, seien ein Hinweis auf eine Borreliose. Erkältungssymptome, vor allem Fieber und Kopfschmerzen, könnten auf eine FSME-Infekton hindeuten. In beiden Fällen sollte man einen Arzt aufsuchen, rät Pfeiffer.