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RANDERSACKER
Zechprellerei folgte jahrhunderte lange Familientradition
Stolz auf 130 Jahre Familientradition im Gasthaus 'Zum Bären' und die neue Chronik (von links): Stefan Morhard, Stefan W. Römmelt und Rita Morhard.
Foto: Traudl Baumeister | Stolz auf 130 Jahre Familientradition im Gasthaus "Zum Bären" und die neue Chronik (von links): Stefan Morhard, Stefan W. Römmelt und Rita Morhard.
Traudl Baumeister
Traudl Baumeister
 |  aktualisiert: 11.12.2019 18:48 Uhr

Kürzlich trafen sich im Gasthaus „Zum Bären“ an der Ecke Würzburger Straße/Pförtleinsgasse 50 illustre Gäste, um zu feiern. Der Grund für das Fest lag lange zurück. Am 14. Dezember 1886 schlossen der Weingutsbesitzer Sebastian Englerth und Caspar Schmitt, Bürgermeister von Randersacker, beim Notar Ulrich Huth in Würzburg einen Kaufvertrag ab. Mit diesem ging das „Grundbesitzthum ... Wohnraum mit Keller, Schlacht- und Waschhaus, Stall, Kalterhaus, Remise, Kegelbahn und Gasthaus zum Bären . . . sowie 100 Eimer Faß sowie zwei Kalter um den Preis von 4000 Mark“ in den Besitz von Caspar Schmitt über. Der Kaufpreis betrug 18 000 Mark.

Seitdem, seit 130 Jahren also, ist das historische Randersackerer Gasthaus im besitz der Familien Schmitt, Arnold und Morhard. Dass die Namen so oft wechselten, erläuterte der Journalist, Historiker und Buchautor Stefan W. Römmelt, habe schlicht daran gelegen, dass in der Generationenfolge die männlichen Erben aus unterschiedlichsten Gründen in der Nachfolge ausfielen und somit die Frauen das Gasthaus als Familienerbe weiterführten.

Römmelt kennt sich so gut mit den Gegebenheiten im Bären aus, weil er im Auftrag der heutigen Wirtsleute Rita und Stefan Morhard ein Buch über die Geschichte des jahrhundertealten Gasthauses geschrieben hat. Dieses wurde bei der Jubiläumsfeier der Öffentlichkeit vorgestellt. Wie es zu dem 164-seitigen Werk kam, erläuterte bei dieser Gelegenheit Stefan Morhard.

Als man im Jahr 2015 immer wieder im Familienkreis zusammengesessen sei und überlegt habe, wie man die bald anstehende 375-Jahrfeier des Gasthauses gestalten wolle (ausgehend vom Gründungsdatum 1639), sei Römmelt eines Tages wegen eines ganz anderen Themas in den Gastraum hereingeschneit. „Einfach ein Fest zu machen, schien uns irgendwie zu wenig“, so Morhard. In dieser Stimmung sei man mit dem Historiker Römmelt ins Gespräch gekommen, und so wurde schließlich die Idee geboren, die Geschichte des Bären zu recherchieren und in Buchform zu bringen. Jetzt, pünktlich zum 130. Jahrestag der Übernahme der jetzigen Besitzerfamilie, liegt nun das Ergebnis von allem vor, der Band „Der Gasthof ,Bären' in Randersacker - ein fränkisches Familienunternehmen im Fluss“.

Ein weiteres Ergebnis der intensiven Beschäftigung mit der Historie des Gasthauses war allerdings auch, dass die 375-Jahrfeier ausfiel und die Familie Morhard stattdessen im Jahr 2017 dank Römmelt zu einem ganz anderen Jubiläum einladen kann. Der Autor des Werkes hat bei seiner Suche im Staatsarchiv den Beleg einer Zechprellerei gefunden. Der Wirt der noch namenlosen „Schenckstatt“ in Randersacker, Christoffel Gundlich, beklagte sich im Jahr 1542 in einem Schreiben „bei seinem Landes- und Dorfherrn Fürstbischof Konrad von Bibra (er regierte das Hochstift Würzburg von 1540 bis 1544) über den Hauptmann Wolff Dieterich. Dessen Landsknechte sollen die Zeche geprellt haben. Damit exisitiert ein schriftlicher Beleg, dass das Randersackerer Gasthaus 1542 bereits existierte, also im Jahr 2017 475-jähriges Bestehen feiern kann.

Nachzulesen ist diese Geschichte in dem Buch, das, wie Morhard anschaulich schilderte, so unterhaltsam und gut zu lesen, dass eine seiner Servicekräfte mitsamt ihrem Ehemann, trotz des anstehenden Frühdienstes, sich am Tag des Erscheinens bis weit nach Mitternacht hineinvertieft habe und gar nicht mehr mit dem Lesen habe aufhören wollen.

Nicht nur wegen der historischen Entdeckung der neuen Altersbestimmung, bedankte sich der Autor bei seinem Auftraggeber, sei die Arbeit der letzten zwei Jahre für ihn sehr spannend gewesen. Die Recherche und die Gespräche mit Beteiligten im Ort, etwa mit Morhards Schwester Helga Barth oder mit Maria Sommer-Schneider, in deren Haus, das früher zum Bärenkomplex gehörte, sich noch ein Original-Butzenfenster aus dem historischen Gasthaus befinde, seien sehr bereichernd und informativ gewesen. Ihm sei es wichtig, ergänzte er noch, bei dem historischen Rückblick auf Fakten nicht zu verzichten, aber dem Leser noch Raum für Fantasie zu lassen.

Mit einem Flying-Büffet endete die Jubiläumsfeier. Statt Geschenken hatte sich die Familie Morhard Spenden an die Würzburger Straßenambulanz erbeten. Dafür kamen 2500 Euro zusammen.

 
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